Der Tessiner Sergio Ermotti stand bereits einmal kurz davor, CEO einer Grossbank zu werden. Ein Blick auf seinen beruflichen Werdegang.

Damals war es noch eine Überraschung: Im Dezember letzten Jahres gab die UBS bekannt, dass Sergio P. Ermotti als Chairman und CEO Europe, Middle East and Africa (EMEA) in die Konzernleitung eintreten werde. Jetzt war es keine Überraschung mehr: Ab sofort springt Ermotti interimistisch für den zurückgetretenen Oswald Grübel ein.

Der Verwaltungsrat werde «den laufenden internen und externen Evaluationsprozess fortsetzen, um einen permanenten Nachfolger als Group CEO zu finden», heisst es zwar in der heutigen Mitteilung. Sicher aber ist auch: Sergio Ermotti, 50, ist nun definitiv Kronfavorit aufs Amt des UBS-CEO der nächsten Jahre.

Vielfältige Karriere

«Sergio ist natürlich ein starker Kandidat», sagte UBS-Präsident Kaspar Villiger bei einem Conference Call am Samstag Mittag. Allerdings werde auch der designierte Präsident Axel Weber in die Diskussionen involviert sein.

Der 50-jährige Tessiner hat eine vielfältige Karriere hinter sich. Er besitzt das eidgenössische Diplom als Bankfachexperte und hat an der Universität in Oxford das Advanced Management Program abgeschlossen.

Einst gefördert von Marcel Ospel

Von 1987 bis 2003 arbeitete er für Merrill Lynch in diversen Positionen. Zur US-Bank stiess er über Marcel Ospel, der damals einen kurzen Abstecher zu Merrill Lynch gemacht hatte. Zwischen 2001 und 2003 war Ermotti dort Co-Head of Global Equity Markets und Mitglied des Executive Management Committee von Global Market & Investment Banking.

2005 folgte der Wechsel zu UniCredit, wo er als Head of Markets & Investment Banking Division eingestellt wurde. Bei UniCredit arbeitete er sich bis zum Vize-CEO vor – gefördert von Alessandro Profumo, dem damaligen Konzernchef. Lange galt er in Italien als Kronkandidat für die Nachfolge von Alessandro Profumo.

Gruppenübergreifende Funktion

Ermotti zählte neben Josef Ackermann, dem Chef der Deutschen Bank, zu den einflussreichsten Schweizer Bankern im Ausland. Unter seiner Leitung manövrierte das Investmentbanking von UniCredit erfolgreich durch die Finanzkrise.

Während andere Finanzhäuser mit Milliardenabschreibern und -verlusten zu kämpfen hatten, blieb die Investment-Banking-Division der UniCredit stets profitabel.

In idealer Ausgangsposition gewesen

Bei der UBS tritt Ermotti als Chairman und EMEA CEO ein. Interessant dabei: Hier war er nicht mehr bloss für das Investmentbanking verantwortlich, sondern er dirigierte alle gruppenübergreifenden Aktivitäten der Bank in der EMEA-Region.

Dabei steuerte er über alle Unternehmensbereiche hinweg das Wachstum, sollte die Zusammenarbeit fördern sowie die Profitabilität und die regulatorische Compliance sicherstellen. Das waren gewiss beste Voraussetzungen, um dereinst einen ganzen Konzern führen zu können.

Von Lugano in die Welt

Was sich bei seinem alten Arbeitgeber noch als Nachteil erwies, gereichte dem Familienvater bei der UBS also zum Vorteil: Bei UniCredit wurde der anfänglich als Kronfavorit für den CEO-Posten gehandelte Ermotti schliesslich aus politischen Gründen abserviert.

Federico Ghizzoni, ein Italiener, erhielt den Vorzug. Zudem wurde Roberto Nicastro, auch ein Italiener, in den neu geschaffenen Posten des Generaldirektors gewählt.

Pass als wichtiger Vorteil

So ging Ermotti leer aus, was für ihn Grund genug war, der Bank den Rücken zu kehren. Nun indes ist gerade sein Pass ein wichiger Vorteil. Denn mit dem Ernennung des nächsten Verwaltungsratspräsidenten, Axel Weber, stieg der Druck, Grübel dereinst durch einen Schweizer zu ersetzen.

Ermotti ist in Lugano beheimatet und sowohl im Inland wie im Ausland vernetzt. Gut möglich also, dass er imstande ist, den angelsächsischen Investmentbanker innerhalb der UBS Paroli zu bieten.

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