Die Zeit sei reif für eine ambitiöse Strategie, sagt der neue Chef von Coutts International. Im Gespräch mit finews.ch konkretisiert Alexander Classen seine Ziele.

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Sein Wechsel im vergangenen April zählte zu den grossen Personalrochaden in der hiesigen Bankbranche, wie finews.ch exklusiv vermelden konnte. 

Alexander Classen (Bild), langjähriger Chef des Private Wealth Management von Morgan Stanley in Europa und dem Nahen Osten, sorgte für einiges Aufsehen, als er zur britischen Coutts ging, welche auch die englische Königsfamilie oder Elton John zu ihren Kunden zählt .

Die Muttergesellschaft, Royal Bank of Scotland, hatte, in den letzten Jahren vor allem mit Negativschlagzeilen von sich reden gemacht. Im Sog der Finanzkrise musste sie gar mit Steuergeldern in zweistelliger Milliardenhöhe vor dem Ruin bewahrt werden.

Drei Gründe für den Wechsel

Inzwischen hat sich der Konzern stabilisiert. Als eine der wichtigsten Konsequenzen aus den Turbulenzen soll die Coutts Bank autonomer und wieder expansiv agieren. Unter diesen Prämissen kam der Wechsel für den gebürtigen Genfer Alexander Classen überhaupt zustande, wie er im Gespräch mit finews.ch erklärt.

Ausschlaggebend seien am Ende eigentlich drei Gründe gewesen, so Classen: Erstens, dass mit dem früheren UBS-Top-Manager Rory Tapner nun ein versierter Banker an der Spitze des Wealth Management des RBS-Konzern stehe.

Zweitens habe er, Classen, von London die Garantie erhalten, dass die Vermögensverwaltung ein Kerngeschäft des Unternehmens bleibe, nachdem in letzter Zeit immer wieder Gerüchte laut geworden waren, diese Sparte zu verkaufen.

Und drittens, so Classen weiter, sei er sich bewusst geworden, welch unausgeschöpftes Potenzial in der Marke Coutts stecke. Diese Überlegungen hätten ihn bewogen, das Jobangebot der Briten anzunehmen.

Verstaubter Diamant

Gerade bei seinem früheren Arbeitgeber Morgan Stanley, grundsätzlich eine Investmentbank, hatte Classen erfahren müssen, wie stark die Vermögensverwaltung auf die USA zentriert war. Das ändert sich nun für Classen, der seinen neuen Job zwar als eine enorme Herausforderung sieht, aber auch davon überzeugt ist, der Marke Coutts mit ihrer mehr als 300-jährigen Tradition zu neuem Glanz zu verhelfen.

«Coutts ist wie ein verstaubter Diamant, der viel zu lang im Tresor lag. Nun soll er geschliffen werden und wieder funkeln», umschreibt der Banker seine Ambitionen.

Sechs Wachstumsmärkte definiert

Tatsächlich wird Coutts wieder unabhängiger vom Mutterhaus operieren. Das soll unter anderem auch mit einem neuen Erscheinungsbild zum Ausdruck gebracht werden, das im 4. Quartal lanciert wird. Operativ hat sich Classen allerdings ebenfalls einiges vorgenommen. Bereits ist eine Refokussierung des gesamten Geschäfts im Gange und soll bis Ende Jahr abgeschlossen sein.

Dabei hat Classen die operativen Märkte der Bank von bisher gut 150 Ländern auf deren 70 reduziert und darüber hinaus sechs so genannte Wachstumsmärkte definiert.

Gewinnschwelle in Asien

Dazu gehören Nord- und Südasien, von wo künftig ein Drittel oder rund 32 Milliarden Franken der Kundengelder (Assets under Management, AuM) stammen sollen. Classen ist insofern zuversichtlich, als dass Coutts in diesem Jahr die Gewinnschwelle in Asien erreicht hat und 2012 die ersten Früchte ernten will.

Als weitere Kernmärkte gelten Osteuropa, wo Coutts schon länger präsent ist und von wo man rund 25 Milliarden Franken an AuM generieren will. Auf dem Radar steht auch der indische Markt mit seinen vielen Non-Residents, die zumindest einen Teil ihres Vermögens gerne einer «westlichen» Bank anvertrauen.

Vom britischen Netzwerk Gebrauch machen

Weitere Kernmärkte sind der Nahe Osten sowie Europa und die Schweiz. Gerade auf Grund der jüngsten Steuerabkommen verspricht sich Classen eine neue Klarheit im Umgang mit Kundengeldern und damit auch neue Geschäftsmöglichkeiten. Hierzulande werden mittelfristig rund 5 Milliarden Franken an AuM angepeilt.

Als Zielkundschaft stehen in der Schweiz vor allem wohlhabende Ausländer, Family Offices sowie Personen, die vom britischen Netzwerk der Bank Gebrauch machen wollen. Die Stärken des Instituts sieht Classen in einem Spektrum, das im Verbund mit der Vermögensverwaltung von der Philanthropie, über die Betreuung von Family Offices bis hin zum Immobilien-Kow-how und der Vergabe von Hypotheken reicht.

Ziel: 100 Milliarden Franken

Bis 2015 will Classen die verwalteten Vermögen von Coutts International auf 100 Milliarden Franken bringen. Klar, dass dies nur mit hohen Investitionen und einem signifikanten Personalaufwand erreichbar ist. Doch das OK aus London hat er längst. Den aktuellen Bestand an Kundenberatern will Classen möglichst rasch von aktuell 320 auf mittelfristig bis zu 400 Personen erhöhen.

Insgesamt beschäftigt der internationale Teil von Coutts, der in der Schweiz domiziliert ist, rund 1200 Personen. Der Standort Schweiz ist für Coutts nicht nur als Buchungsplattform zentral, sondern auch als Hub für die gesamte Informatik und Abwicklung (Operations) – in Zusammenarbeit mit Avaloq.

Von Pictet über Goldman Sachs zu Coutts

Classen hat sich einiges vorgenommen. Doch jemand, der bei so renommierten und gleichsam leistungsorientierten Unternehmen wie Pictet (in Asien) und Goldman Sachs (Chief Executive in der Schweiz) seine Sporen abverdient hat, wird sich nichts vormachen, sondern stets Realist bleiben.

«Schweizer Bankleute haben ein international überdurchschnittliches Know-how, um nicht zu sagen, das Beste», sagt Classen. Unter diesen Prämissen ist es ihm durchaus zuzutrauen, «die Coutts Bank aus ihrem Dornröschenschlaf wach zu küssen», wie er versichert. Einen Tag pro Woche verbringt er London – in seiner Arbeit will er jederzeit eine sichere Brücke zum Mutterhaus haben.

Offene Stellen bei RBS Coutts finden Sie unter diesem Link.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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