Der UBS-Interimschef kritisiert die Schweizer Doppelmoral, hält am Investmentbanking fest und hat sich fünf Prioritäten gesetzt.

In seinem ersten grösseren Inteview mit Schweizer Medien sagte UBS-Interimschef Sergio Ermotti gegenüber dem «Sonntagsblick», die Ernennung zum CEO ad interim sei «sehr plötzlich gekommen.»

«Plan A war, dass Oswald Grübel mindestens einige Monate weitermacht. Der Verwaltungsrat hat noch in Singapur versucht, ihn zu überzeugen. Aber es liess sich nichts machen. Also kam Plan B zum Zug. Ein Teil von Plan B war ich.»

Ermottis Prioritäten

Fünf Prioritäten habe er nach seinem Antritt kommuniziert, so Ermotti weiter:

  • Erstens müsse die Bank im Tagesgeschäft unter seiner Führung weiter funktionieren.
  • Zweitens: Die interne Untersuchung zum Unfall in London müsse zum Abschluss gebracht werden. «Wir müssen rasch anpacken, was verbessert werden muss», so Ermottis Worte.
  • Drittens: Die Organisation und die wichtigen Geschäftsprozesse in der Bank würden überprüft im Hinblick auf ihre Effizienz und ihre Effektivität. «Wir müssen auch gegenüber jenen Geschäften selbstkritisch sein, die gut laufen», sagte der UBS-Chef.
  • Viertens: Die strategischen Pläne, die am Investorentag am 17. November erklären würden, müssten nun finalisiert werden.
  • Die fünfte Priorität sei die Kommunikation mit Kunden, Investoren, Regulatoren und vor allem mit den Mitarbeitern. Denn: Die Schweizer Mitarbeiter hätten auf den Unfall in London besonders stark reagiert.

«Viele sind müde. Sie kämpfen seit fast drei Jahren und haben gehofft, dass es endlich ruhiger wird. Aber es ist nicht ruhiger geworden», so Ermotti.

Panama: keine akzeptable Adresse

Am Investmentbanking hält Ermotti fest: «40 Prozent aller bei der UBS angelegten Vermögen gehören Kunden, die 50 Millionen Franken oder mehr besitzen. Diese Kunden nehmen Produkte und Dienstleistungen der Investmentbank in Anspruch, zum Beispiel Aktienanalysen oder Beratung bei Firmenübernahmen.»

Im Zusammenhang mit seinen Verwaltungsratsmandaten bei Firmen in der Steueroase Panama sagte Ermotti: «Steuerlich war alles sauber deklariert. Aber auch mir war klar, dass Panama keine akzeptable Adresse mehr war. Zudem war die Struktur zu kompliziert.»

Vorurteile bedient

Im Nachhinein müsser er eingestehen, dass er schon frührer früher von den Mandaten hätte zurücktreten müssen. «Aber ehrlich gesagt, ich hatte die Zeit gar nicht. Was mich gestört hat, ist dass meine Integrität in Frage gestellt wurde. Man hat das Vorurteil bedient: Ermotti, Tessin, Panama, Schwarzgeld.»

Ermotti kritisiert «eine gewisse Doppelmoral»: «Die Schweiz ist reich geworden durch Schwarzgeld. Wenn wir überall einen Schwarzen Peter verteilen würden, wo unversteuertes Geld drin ist, wäre die ganze Bahnhofstrasse voll von Schwarzen Petern. In Zukunft wird sich das ändern.»

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