Der Markt zeigt, was von der Reorganisation der UBS zu halten ist: Nicht so viel. Die Pläne sind beliebig. Eine erste Analyse. 

Bei Börseneröffnung in Zürich hat die UBS-Aktie leicht fester notiert. Konkret: In der ersten Handelsstunde legte der Titel um 7 Rappen zu – der Anstieg lag also knapp unter der überraschend versprochenen Dividende von 10 Rappen (allerdings, wie fairerweise gesagt sein muss, in einem rückläufigen Markt).

Und doch bringen die Börsianer damit greifbar zum Ausdruck, was sie von den Umbauplänen halten, welche die UBS am Donnerstagabend in New York bekanntgegeben hat: wenig bis nichts. Das erstaunt kaum, denn die Pläne bleiben in vielen Belangen vage, und vor allem zielen sie in eine arg weit entfernte Zukunft.

Die alte Leier

Der Abbau von einzelnen Geschäftsbereichen im Investmentbanking wird zwar aus strategischer Sicht allgemein begrüsst, doch er geht viel zu wenig weit, wenn man berücksichtigt, welche Milliardensummen im UBS-Investmentbanking in hoher Kadenz verloren gingen.

Eine Abspaltung war gestern kein Thema. Einmal mehr bekannte sich auch die UBS-Spitze zum Prinzip der Universalbank, Investmentbank inklusive, und sie stimmte die Leier an, wonach für einen Teil der Klientel Investmentbanking-Leistungen unerlässlich seien.

Bekanntlich müsste der Beweis hier erst noch erbracht werden. Bislang profitierten weder die Aktionäre noch die übrigen Kunden von dieser Idee, und schon gar nicht das Personal der meisten UBS-Abteilungen, das bis heute regelmässig in Erklärungsnot gerät, wenn es das hauseigene Investmentbanking rechtfertigen muss. Der Nutzen, den es tatsächlich gibt, entfällt auf einige asiatische und arabische Milliardäre beziehungsweise westliche Unternehmer im UBS-Kundenstamm.

Ferne Zukunft

Der Fall zeigt einmal mehr, dass die grossen Banken selbst unter höchstem Druck nur das tun, was sie wirklich tun müssen – mehr nicht. Doch gerade mit diesem Denken verbauen sie sich Chancen, dereinst eine Vorreiterrolle zu spielen. Die UBS ist damit kein Einzelfall. 

Das Ausmass der Reduktionen im Investment Banking ist bei der UBS zwar erheblich, auch im Vergleich zu anderen Grossbanken, die derzeit ähnliche Schritte andeuten. Aber wie es um die Entschlossenheit steht, zeigt sich im Zeithorizont.

Ein Teil der Massnahmen wurde in eine sehr ferne Zukunft aufgeschoben. Der Abbau von 2000 Stellen im Investmentbanking soll bis Ende des Jahres 2016 erfolgen – und so ist auch der Zeithorizont beim Abbau der risikogewichteten Aktiven. Mehr als fünf Jahre: Da kann man nach den Massstäben der heutigen Finanzwelt tatsächlich von Langfristplanung sprechen.

Diffuse Verlautbarungen

Denn wer weiss welche Gewitter, Turbulenzen oder gar perfekten Stürme die Hochfinanzwelt bis Ende 2016 noch durchstehen muss? Einen Abbau dermassen lange hinzuziehen, heisst, ihn nicht entschlossen anzukündigen. Natürlich, man muss fairerweise eingestehen, dass die Bank Zeitdruck vermeiden will, um unter besten Bedingungen zu liquidieren. Doch das heisst: Keiner kann sagen, wie sehr das, was da gestern verkündet wurde, in drei, vier oder fünf Jahren tatsächlich noch gilt. Auch Sergio Ermotti nicht.

Nur zur Erinnerung: Die UBS hatte im Zeitraum der letzten fünf Jahre vier Konzernchefs und drei Verwaltungsratspräsidenten, die jeweils wieder neue Masstäbe zu setzen versuchten.

Die Börse hat also völlig recht, wenn sie die UBS-Aktie – Dividende abgezogen – unverändert bewertet: Denn gestern kam fast nichts Neues aus dem Hause UBS. 

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