Der russische Oligarch Oleg Deripaska hat in der Schweiz eine Strafanzeige wegen Geldwäscherei eingereicht. Mit weitreichenden Folgen.

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Kommt er damit nicht zum Ziel, wird er eine Zivilklage in Milliardenhöhe folgen lassen. Diese richtet sich gegen die Hyposwiss, eine Tochterfirma der St. Galler Kantonalbank.

Dies sagt Oleg Deripaska (Bild) in einem Exklusiv-Interview gegenüber dem Wirtschaftsmagazin «ECO».

Hintergrund ist ein Machtkampf um Norilsk Nickel, den grössten Nickel-Produzenten der Welt. Der börsenkotierte russische Konzern wird dominiert von Vladimir Potanin, der offiziell gut 25 Prozent der Aktien kontrolliert.

Mysteriöser Aktienverkauf

Ein zweiter Grossaktionär von Norilsk Nickel ist der russische Alumnium-Konzern Rusal, der ebenfalls 25 Prozent hält und seinerseits von Oleg Deripaska kontrolliert wird. Deripaska sitzt als Vertreter von Rusal im Verwaltungsrat von Norilsk Nickel.

Im Herbst 2010 organisierte Norilsk Nickel den Verkauf eines grossen Blocks eigener Aktien zum Preis von rund 180 Dollar je Aktie. Kurze Zeit später kaufte der Konzern eine vergleichbare Anzahl Aktien zum Preis von rund 250 Dollar zurück, über ein Aktienrückkauf-Programm. Ein Geschäft, das Norilsk Nickel eine Milliarde ärmer, und den Profiteur der Transaktion entsprechend reicher machte.

KPMG fand nichts

Offizieller Käufer der Aktien war der holländisch-schweizerische Rohstofstoff-Konzern Trafigura, in dessen Cashflow-Statement aber kein Anzeichen für eine entsprechende Transaktion aufscheint.

Die international anerkannte Revisionsfirma KPMG, die die Bücher von Norilsk Nickel prüft, sah sich ausser Stande herauszufinden, ob die Aktien überhaupt an eine aussenstehende Partei verkauft worden waren.

Abwicklung über Offshore-Konstrukte

Verkaufsverträge und Konto-Unterlagen, die «ECO» vorliegen, lassen vermuten, dass die Transaktion über eine Reihe von Offshore-Gesellschaften abgewickelt wurde, von denen viele bei der Schweizerischen Hyposwiss ein Konto hatten.

Die Konti wurden vom Zürcher Anwalt Hans Bodmer geführt, den die Hyposwiss im Sommer 2011 in den Verwaltungsrat berief. Derselbe Hans Bodmer steht der Firma Interros nahe, dem Anlagevehikel von Oligarch Vladimir Potanin.

«Wir glauben, dass alles an den Tag kommt»

Oleg Deripaska verdächtigt Potanin, sich auf Kosten der anderen Aktionäre um eine Milliarde Dollar bereichert zu haben. Deripaska hat deshalb im August bei der Bundesanwaltschaft eine Strafanzeige gegen Vladimir Potanin, dessen Zürcher Anwalt sowie weitere Beteiligte, eingereicht.

Gegenüber «ECO» sagte Deripaska: «Diese Transaktion war ein Betrug, von Anfang an.»

Die Bundesanwaltschaft wies die Strafanzeige am 13. Oktober zurück. Ein Entscheid, den Deripaska ans Bundesstrafgericht weitergezogen hat. Der Fall ist hängig.

«Wir glauben ans schweizerische Rechtssystem», sagt Oleg Deripaska. «Es geht hier um die Reputation des Schweizer Rechtssystems, nicht nur um die Banken. Wir glauben, dass die Untersuchung fortschreiten wird und alles an den Tag kommt.»

Stellungnahme von Hans Bodmer

Der Sprecher von Interros und Hans Bodmer schreibt: «Die in der Schweiz erhobenen Vorwürfe gegen Interros und Herrn Bodmer – unter dem Deckmantel der ‹Geldwäscherei› – sind falsch und inkorrekt. Sie dienen einzig dem Zweck die Schweizerischen Justizbehörden auf eine respektlose Art und Weise für rein private Zwecke zu beeinflussen. Offenbar ist den Initianten der Strafanzeige jedes Mittel recht.»

Falls Deripaska vor dem Bundesstrafgericht unterliegen sollte, wird er anderweitig tätig werden. «Wenn die Staatsanwälte unser Geld zurückholen können, dann müssen wir keine Zivilklage einreichen. Falls dies nicht der Fall ist, müssen wir eine Zivilklage einreichen. Eine rechtliche Einheit, von der wir Schadenersatz fordern würden, wäre selbstverständlich die involvierte Bank. Als Verwaltungsrat von Norilsk Nickel bin ich dazu verpflichtet.»

Hohe Chance

Zur Höhe der Schadenssumme, die er geltend machen würde, meint Deripaska: «Deutlich über einer Milliarde Dollar.»

Die Chancen, dass er und die anderen Aktionäre von Norilsk Nickel das Geld auch erhalten, schätzt er als relativ hoch ein: «Wir glauben, das Geld ist noch immer in der Schweiz.» Die St. Galler Kantonalbank sagt, sie habe alle gesetzlichen Vorschriften eingehalten. Die angekündigte Zivilklage kommentierte sie nicht.

Der «Tages-Anzeiger» hatte die Strafanzeige Ende Oktober publik gemacht. In der Folge war Anwalt Hans Bodmer von seinem Amt als Verwaltungsrat von Hyposwiss zurückgetreten.

Mehr zum Fall am Montagabend um 22.20 Uhr im Wirtschaftsmagazin «ECO» auf SF1.

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