Das Bankenbarometer fühlt Top-Managern von Nicht-Grossbanken auf den Zahn. Die Umfrage ergibt: Banken sind weniger euphorisch als im Vorjahr.

Der Optimismus bei Schweizer Banken hat insgesamt nachgelassen, wie der Bankenbarometer der Unternehmensberatungsfirma Ernst & Young 2012 zeigt. Nebst dem Umgang mit der zunehmenden Regulierung erwarten die Institute für das neue Geschäftsjahr Herausforderungen im Risikomanagement.

«Die Banken beurteilen die Aussichten vermutlich etwas realistischer als vor einem Jahr, als die Einschätzungen deutlich optimistischer ausfielen. Auch wenn die Urteile zurückhaltender sind, so kann doch festgehalten werden, dass die Schweizer Banken die weltweite Finanzkrise und die europäische Schuldenkrise bisher relativ gut überstanden haben», fasst Ernst & Young die Ergebnisse des zweiten Bankenbarometers zusammen, bei dem rund 120 Führungskräfte von Nicht-Grossbanken befragt wurden.

Retail Banking unter Druck – Restriktive Kreditvergabe

Herausforderungen stellen sich nicht nur bei den rückläufigen Zinsmargen. Auch die verschärften Eigenmittel- und Liquiditätsbestimmungen heizen den Wettbewerb im Aktiv- und Passivgeschäft an. Vor allem bei einem Zinsanstieg wird der Markt im Retail Banking hart umringt sein.

Für die kommenden Monate rechnen 60 Prozent – doppelt so viele wie im Vorjahr – mit einem eher wachsenden Bedarf an Wertberichtigungen und Rückstellungen für Kreditausfallrisiken. Dies ist wahrscheinlich auch mit ein Grund, weshalb die Mehrheit der befragten Bosse – ebenso eine Verdoppelung wie im Vorjahr – für 2012 eine vergleichsweise eher restriktivere Kreditvergabe erwarten.

Private Banking: Ernüchterung rund um Steuerabkommen

Privatbanken und Auslandbanken erkennen in ihrem Kerngeschäft unverändert die harte Konkurrenz sowie die zunehmend sinkenden Erträge. «Die Anpassung der Geschäftsmodelle und die Umsetzung regulatorischer Neuerungen ist mit Zusatzkosten verbunden, welche die Banken nur schlecht überwälzen können», teilt der Leiter des Bankenbarometers mit.

Die Entwicklung rund um das Bankkundengeheimnis und die Abgeltungssteuer wird weniger zuversichtlich beurteilt. Noch knapp die Hälfte der Banken erwarten positive Auswirkungen auf den Schweizer Bankenplatz. Zuvor waren es über 70 Prozent.

«Die defensivere Einschätzung der Auswirkungen der Steuerabkommen ist einerseits auf die weiterhin bestehenden Vertragsunsicherheiten sowie andererseits auf die zusätzlichen externen und internen Zusatzkosten bei der konkreten Umsetzung der einzelnen Abkommen zurückzuführen», lässt Ernst & Young verlauten. Trotz der sinkenden Euphorie geht jedoch eine Mehrheit von 89 Prozent davon aus, dass die neuen Steuerabkommen letztlich nicht zu bedrohlichen Abflüssen von Kundengeldern führen wird.

Compliance und Risikomanagement

Die beiden Themenkomplexe Compliance und Risikomanagement verdrängten die in der Vorjahresumfrage meistgenannten Themen «Cross Border» sowie «Steuerabkommen und Steuertransparenz». Die Bedeutung des Zins- und Kreditrisikomanagements lässt sich gemäss den Autoren der Umfrage mit dem überdurchschnittlichen Kreditwachstum der letzten Jahre und dem unverändert tiefen Zinsniveau erklären.

Die Wohlverhaltensregeln ist im Zusammenhang mit den im FINMA-Vertriebsbericht identifizierten Mängeln im Bereich des Kundenschutzes zu sehen. In Anbetracht der bevorstehenden Regulierung wird mit einer stärkeren Überprüfung und Formalisierung im Anlagegeschäft gerechnet.

Sinkende Finanzmärkte erwartet

Als wichtigste negative Konsequenz der Finanzkrise nennen die befragten Institute vor allem das tiefe Zinsniveau, den politischen und regulatorischen Druck sowie die Verunsicherung der Anleger und die damit verbundene zunehmende Passivität. 44 Prozent – insbesondere Kantonalbanken – gehen jedoch weiterhin von einer Verbesserung ihrer Position gegenüber der Konkurrenz aus. 

Zur Entschärfung der «Too-big-to-fail-Problematik» erachten ein Drittel der befragten Banken strengere Eigenmittelvorschriften und ein weiteres Drittel die Trennung von Investmentbanken und Privatbanken als geeignete Massnahmen. Ein Verbot des Investment Banking oder die Einführung von Finanztransaktionssteuern werden jedoch durchgängig als ungeeignet beurteilt.

Während im letzten Jahr eine umgekehrte Tendenz herrschte, erwarten nur noch 18 Prozent eine positive Entwicklung an den weltweiten Finanzmärkten. Letztes Jahr waren es 63 Prozent. Knapp 60 Prozent erwarten eine negative Entwicklung. Letztes Jahr waren es lediglich 13 Prozent.

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