Ein deutscher Universitätsprofessor kritisiert in seinen Vorträgen die Bankenwelt und will die Herrschaftsverhältnisse neu regeln. Er wendet dabei unkonventionelle Methoden an.

 Peter Grottian lehrt genau genommen Politologie an der Freien Universität in Berlin. Der Professor ist aber auch bekennender Fan des zivilen Ungehorsams, wie er gegenüber der «Süddeutschen Zeitung» in einem Interview berichtete.

So ruft der Politologe wegen Fahrpreiserhöhungen zum Schwarzfahren auf, oder er wirft Joe Ackermann den Kauf von Lehrstühlen an Hochschulen vor. Oder er will eben die «Raffgier» von Bankern stoppen.

Wiedersehen beim Kadi

Seine Leidenschaft hat ihn nun vor das Gericht gebracht. Denn der 69-jährige soll in einem Vortrag zur Finanzkrise eine etwas kuriose Denkschule vermittelt haben. Als das Thema «Alternativen zu politischem Handeln» an der Reihe war, geriet der Bankenkritiker offenbar so richtig in Fahrt. Denn er soll dazu aufgerufen haben, eine Filiale der Deutschen Bank zu stürmen. Mit Schokoladen-Pistolen und ohne Maskierung.

Die Staatsanwaltschaft prangerte ihn deshalb wegen «öffentlichen Aufrufs zum Hausfriedensbruch» an. Gegen den Strafbefehl wehrte er sich. Mit Erfolg: Das Gericht gab ihm gestern Mittwoch recht.

Der Polit-Professor zeigte sich weiterhin kämpferisch und wollte gleich ins Naschwarengeschäft, um eine Schokoladenpistole zu kaufen. «Dann bin ich für die nächsten Gefechte gewappnet.» Denn Grottian bezeichnete seine Aktion selbst als «ein Ausmalen einer gewaltfreien Aktion – mit ironischem Unterton.»

Mitarbeiter in der Schuld

Auf den ernsten Hinweis des Interviewpartners, dass lediglich die Mitarbeiter einen Schrecken einfahren würden und mit alldem herzlich wenig zu tun haben, gab er zu Bedenken: «Ja. Aber auch ein einfacher Mitarbeiter vermittelt die Angebote seiner Bank an die Kunden.»

An die Adresse der Bankangestellten wandte er sich mit den Worten: «Wenn er zum Beispiel ein Papier anbietet, das auf eine Erhöhung der weltweiten Nahrungsmittelpreise wettet, dann muss auch er überlegen, was er da eigentlich tut.»

Der Professor, der auch Neue Soziale Bewegungen lehrt, glaubt an die Zukunft des zivilen Ungehorsams: «Er ist das Salz in der Suppe der Demokratie.»

Grottian kritisiert auch Hochschullehrer, weil sie sich heute eher fragen, welche Umsätze mit welchen Forschungsprojekten zu generieren sind, als dass sie sich gesellschaftspolitisch engagieren. Bei den Studierenden sei das «zum Glück» anders.

Weitere Schoggi-Aktionen geplant

Bleibt nur zu hoffen, dass der revolutionäre Professor zu keinen Schoko-Aktionen mehr aufruft und die Bankenwelt mit Schoggi-Panzern in Ruhe lässt, denn die nächste Aktion sei schon in Vorbereitung.

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