Beide Schweizer Grossbanken haben ihre Abschlüsse 2011 vorgelegt. In beiden Fällen waren die Zahlen schlecht. Die UBS löste das Problem aber besser als die CS.

Sergio_Ermotti

Grösser war das Interesse für die UBS. Denn mit Sergio Ermotti steht ein vergleichsweise neuer CEO an der Spitze der Bank, und unter seiner Ägide muss der Konzern möglichst bald wieder auf die Erfolgsstrasse zurück.

Im Gegensatz dazu sind die Abnützungserscheinungen am CEO der Credit Suisse, Brady Dougan, kaum mehr zu übersehen. Obschon er seit seinem Amtsantritt im Mai 2007 die Finanzkrise ausserordentlich gut gemeistert hat, ist es ihm nicht gelungen Kapital daraus zu schlagen.

Schwache Umfrageergebnisse

Wie auch eine Erhebung von finews.ch eindeutig ergeben hat, gehen mehr als 60 Prozent der Befragten davon aus, dass die CS derzeit einen Nachfolger für Dougan sucht und dieser bis Ende 2012 nicht mehr im Amt sein wird. Rund 25 Prozent der Umfrageteilnehmer erwarten sogar, dass er noch vor der Generalversammlung von Ende April 2012 abtritt.   

Vor diesem Hintergrund erscheinen seine Statements bezüglich Kundenbezogenheit, Risikoabbau und Repositionierung – selbst wenn sie stimmen – wenig überzeugend, was auch der Aktienkurs reflektiert.

Anders bei der UBS, selbst wenn die Situation insgesamt nicht wesentlich besser ist. Doch bei seinem Auftritt von vergangener Woche hat Sergio Ermotti ein paar wichtige Punkte befolgt, die es ausmachen, dass er respektive die UBS nun besser da stehen.

Altlasten

Sergio Ermotti gelang es, den Eindruck zu erwecken, die UBS starte mit weniger Altlasten ins neue Geschäftsjahr. Das Vertrauen der Investoren ist scheinbar grösser, haben doch auch die UBS-Titel im letzten Jahr «nur» knapp 30 Prozent an Wert verloren, während die CS-Papiere 41 Prozent nachgaben.

Geschäftsmodell

Die UBS steht mit Blick auf die Gewinnbeiträge aus den einzelnen Divisionen besser da, weil sie einen höheren Anteil des Ergebnisses (87 Prozent) aus dem stabilen und weniger riskanten Private Banking erwirtschaftet.

Im Vergleich dazu beträgt dieser Anteil bei der Credit Suisse 79 Prozent. Vor dem Hintergrund, dass beide Institute ihre Investmentbanking-Abteilungen markant schrumpfen, präsentiert sich die Ausgangslage für die UBS besser.

USA-Geschäft

Sergio Ermotti konnte auch unterstreichen, dass das US-Vermögensverwaltungsgeschäft der UBS sehr gut laufe und im vergangenen Jahr mit neuen Kundenberatern auch markant viel Neugeld akquiriert werden konnte.

Diese offensichtliche Erfolgsstrategie unter der Ägide von Ex-Merrill-Lynch-Banker Robert «Bob» McCann soll auch in diesem Jahr fortgesetzt werden.

Boni

Beide Banken haben ihre Bonus-Pools in einem Ausmass verkleinert, wie es bis vor kurzem noch kaum vorstellbar gewesen wäre. Während Sergio Ermotti aber eine eindeutige Reduktion kommunizierte, bleibt es bei der CS relativ schwer durchschaubar, welche Mitarbeiter weniger Bonus beziehen.

Mit ihren diversen Finanzvehikeln für verdiente Kaderleute nimmt die CS durchaus Risiko aus der Bilanz heraus, doch bleibt für viele Aktionäre der Eindruck bestehen, dass Mitarbeiter in höheren Chargen besser davonkommen.

Ausblick

Sergio Ermotti blieb in seinem Ausblick für das begonnene Jahr extrem diszipliniert, will heissen, dass er sich nicht zu irgendwelchen Aussagen bewegen liess, sondern vor allem Gelassenheit ausstrahlte – das, was die UBS nun braucht. Vor diesem Hintergrund befindet er sich in einer guten Ausgangslage, um positiv zu überraschen.

Im Gegensatz dazu tischt CS-CEO Bardy Dougan seit Jahren die selbe «Story» auf, wonach die Bank die ihre Strategie früher die Konkurrenz angepasst habe, was mit Blick auf die Resultate und die Aktienperformance aber kaum überzeugt.

Dividende

Beide Institute zahlen zwar eine Dividende. Doch auch hier geniesst die UBS einen leichten Vorteil, da sie mit ihrer Ankündigung vom vergangenen November, eine symbolische Dividende von 10 Rappen zu zahlen, die Anleger eher positiv überraschen konnte, als die CS mit ihren 75 Rappen, die deutlich unter dem Vorjahr liegen.

Pendenzen

Bei der UBS fallen vor allem zwei grössere Baustellen weg, die bei der Credit Suisse noch allerhand Management-Kapazität absorbieren. Die CS muss in diesem Jahr die Privatbankentöchter der Clariden Leu integrieren. Hier muss sich noch zeigen, wie erfolgreich das Ganze verläuft – selbst wenn CS-Banker Hans-Ulrich Meister betont, alles laufe nach Plan.

Und last but not least zählt die Credit Suisse zu jenen Schweizer Banken, die nach wie vor in einem Steuerstreit mit den USA stehen und dafür noch büssen werden. Wie auch immer. Diese Pendenz hat die UBS bereits vor einigen Jahren hinter sich gebracht.

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