Was der designierte UBS-Präsident Axel Weber über die Basler und ihre Fasnacht wissen sollte. – finews.ch hat einen Crash-Kurs in «Baaselditsch» vorbereitet.

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Sehr geehrter Herr Weber

Die Basler gehören zur schnelldenkenden Sorte der Schweizer. Im Dreiländereck fühlen sie sich zu Recht multikulturell, auch wenn sie dafür fremdsprachlich nicht eben hart gefordert werden.

Der günstige Zufall will es nämlich, dass die Badischen (im Nordosten von Basel) den Basler Dialekt verstehen, ebenso wie die Elsässer im Nordwesten. Erstere werden übrigens «Schwoobe» genannt, letztere heissen «Waggis». «Schwoob» ist übrigens das Pars-pro-toto für «Deutscher» und nicht etwa beschränkt auf die als sparsam bekannten Stuttgarter.

Zürcher als Erzfeinde

Die Basler verstehen sich als intellektuelle Elite in der Schweiz und leiden darunter, dass ihr Schnelldenken (und -reden), ihr Mutterwitz – sie selbst würden sogar von Esprit sprechen – nicht überall in der Schweiz verstanden wird.

Sodann müssen sie knurrend anerkennen, dass trotz einer überragend starken Pharmaindustrie eben doch noch mehr Innovationsdrive und Geld in Zürich sind, so dass sich manch ein wackerer Berufsmann jeden Morgen in den Intercity von Basel nach Zürich setzt, um dann abends heilfroh den «Barbaren» von der Limmat wieder zu entfliehen. Die Tatsache, dass die Basler das schlechteste Rating für die Zürcher reservieren, sollten Sie als Deutscher durchaus nutzen.

Ospel als Passant im «Daigg»

Was Sie im Kontakt mit den Baslern unbedingt beachten sollten, ist der Geldadel, der «Daigg» (Teig) – ein exklusiver Zirkel von Banquiers, Notaren, Kaufleuten und hauptberuflichen Erben. (Nur nebenbei: Sprechen Sie nie von einem «Banker», wenn Sie einen «Banquier» meinen.) Im «Daigg» ruht (und arbeitet) das alte Geld.

Der «Daigg» bleibt gerne unter sich, erhält aber doch ab und zu einen Farbtupfer, bzw. eine Blutauffrischung durch ungestüme Finanzprofis wie Ihr Vorgänger auf dem UBS-Präsidentenstuhl Marcel Ospel. Dieser wurde als Angeheirateter mit den üblichen Blicken über den Brillenrand gnädigst im «Daigg» aufgenommen und einige Jahre darauf wieder ausgecheckt, dann nämlich, als er eine junge Strategie-Konsulentin Zürcherischer Provenienz erst anlachte und schliesslich ehelichte.

Eine Fussballmäzenin in rot-blau

Konstanter als Ospel im Basler Daigg ist jedoch Gigi Oeri (Achtung: Gisela Oeris Spitzname wird übrigens nicht «Schischi» ausgesprochen). Gigi Oeri ist ein echter Farbtupfer im sonst etwas grauen Geldadel. Als Physiotherapeutin fand sie ebenfalls durch die Hochzeitspforte Einlass in die besten Basler Kreise und etablierte sich als extravagante Präsidentin des FC Basel.

Legendär ist etwa ihr kühner Sprung zur Mannschaft ins Schwimmbecken mitsamt Kleidern, als der FCB einen wichtigen Meisterschaftssieg errungen hatte. Nach einer ausserordentlich erfolgreichen Zeit unter ihrem Präsidium reicht Frau Oeri den Stab zum Jahreswechsel nun weiter.

«McKenzie» – «I waiss»

Eskapaden wie diese sind schon starker Tobak in einem Milieu, das durch folgenden Witz charakterisiert wird: Alfred Merian nahm in Edinburgh an einem Empfang teil. Ein Schotte stellt sich vor: «McKenzie». Das Leitfossil aus dem «Daigg» verstand «Me kennt Sie» (man kennt Sie), was er als normal erachtet. Sagt Merian ohne mit der Wimper zu zucken: «I waiss» (ich weiss).

Die Webstube – oder: Witze über fast alles

Wie sie selbst noch feststellen werden, ist für den Basler Schalk fast nichts tabu. Allein die Witze über die «Webstübler» – so nannte man früher die Insassen einer geschützten Werkstatt für geistig leicht Behinderte – würden einen Band füllen. Ein spezieller Humor entfesselt sich alljährlich an der Fasnacht, worauf wir noch zu sprechen kommen.

Nicht ganz alle Basler wollen hier aber uneingeschränkt mithalten. So ereifert sich der Grüne und Nationalrat Daniel Vischer über den Basler «Sauglattismus». Vischer mit dem Vogel-«V» sollten Sie übrigens sofort auf ihre Liste potenzieller Kunden setzen, ebenso wie die Burckhardts in der «ck-dt»-Schreibweise. Die gehören zu den feinen Leuten.

Im «Zolli» müssen Sie keine Waren deklarieren

Nachdem Sie die Basler kulturell etwas situieren können, ist es höchste Zeit, Ihnen deren Sprache, das «Baaselditsch», etwas näherzubringen, damit Sie sich geographisch und auch sonst orientieren können. Die Basler mögen den Diminutiv. So sprechen sie vom «Zolli» (Zoologischer Garten) oder vom «Barfi» (Barfüsserplatz).

In Basel nehmen Sie übrigens nicht das Tram (bei Ihnen wäre das die Strassenbahn) sondern das «Drämmli». Ebenfalls wissen sollten Sie, dass «e Gugge» eine Papier- oder Plastikeinkaufstüte ist und ein «Klöpfer» ein Cervelat. Ach so: Ein Cervelat ist übrigens eine ebenso kommune wie allseits beliebte Wurst. In St. Gallen heisst dieselbe Wurst übrigens «Stumpen», doch davon ein andermal.

E «Gugge» oder: Tüten aller Art

Nur damit sie nicht meinen, dass man Baaselditsch an einem Nachmittag lernt: «Gugge» hat auch noch eine alternative Bedeutung: Man versteht darunter auch einen Joint. Aber keine Angst Herr Weber. Wenn Sie mit ein paar HNW-Individuals am Bruce Springsteen-Konzert ins «Joggeli» (St. Jakobs-Stadion) gehen, so sollten Sie zumindest im VIP-Bereich vom beissenden Rauch aus den bewusstseinserweiternden Tabakzusätzen verschont bleiben.

Mit der richtigen Terminologie zum «Cortège»

Nach diesen Basler Elementaria kommen wir nun zur eigentlichen DNS der Stadt am Rheinknie: zur Fasnacht. Sagen Sie ja nie «Fasching» oder «Karneval». Sonst sinkt Ihr Rating in den Bereich der griechischen Staatsanleihen. Die Basler Fasnacht ist eine sehr ernste Sache.

Es heisst also: Haltung annehmen. Zuerst zur Terminologie: Sie gehen nicht an den Fasnachtsumzug, sondern an den «Cortège», die Hauptdarsteller tragen keine Maske, sondern eine «Larve» und das, was Sie in Ihrem Kragen und schliesslich auch auf Ihrem Badezimmerteppich finden, sind keine Konfetti, sondern «Räppli».

«Morgestraich vorwääärts – marsch!»

Wie bereits gesagt ist die Basler Fasnacht eine ernste Sache. Sie merken das spätestens am Montagmorgen – wenn Punkt 4.00 Uhr die «drei scheenschte Dääg» (die drei schönsten Tage) beginnen, wird entweder getrommelt oder gepfiffen (mit dem Piccolo). Es herrscht eine Disziplin wie beim Grossen Zapfenstreich. Selbst die klassische «Guggenmusik» hört man in Basel auf hohem Niveau.

Im Unterschied etwa zu Zürich, wo die Guggen möglichst falsch spielen. Ihr Vorgänger Marcel Ospel (unsere Bilder) – die (ihm verbliebenen) Freunde nennen ihn «Cello» (eine Kurzform der italienischen Variante seines Namens: Marcello) – ist Trommler, insofern wäre das Piccolo aus Basler Perspektive ein ideales Instrument für Sie, dies für den Fall, dass Sie sich in Basel wirklich etablieren möchten.

Üble Scherze über die Mächtigen

Selbstverständlich sind der «Morgestraich» und der Cortège erste Höhepunkt der Fasnacht. Worauf sich hingegen das ganze Land wochenlang im Voraus freut, sind die Schnitzelbänke («Schnitzelbängg»): kleine Spottverse über die Mächtigen in Politik und Wirtschaft. Bei Ihrem Vorgänger Ospel tönte das etwas so:

«Dr Marcel Ospel griegt jetz nur no zwei Millione / E so duet s Schaffe sich jo wirgglig nimmi loone. / Kai Bonus - es isch scho schlimm, no greesser isch dr Schregg, / won äär erfaahrt - fir ihn gits kaini Reka-Check.» (Die Penetrante, eine alteingesessene Schnitzelbangg)

Für Sie hätten wir (Nichtbasler von finews.ch) an folgenden harmlosen Einführungsvers gedacht:

«Dr Villiger, dä isch kai Sässelklääber. / Drum holt är jetzt dr Axel Wääber. / Do maint der Serge Ermotti: Jetzt wird's prekär mit däne Boni. / – druff sait der Villiger: I zahl niit a di Boni, der Pulver isch scho duss dur dä Adoboli.»

Nun, Herr Weber, wir hoffen, dass wir Ihnen unsere Miteidgenossen aus Basel näher bringen konnten.

Ihre Redaktionscrew von finews.ch

PS. Falls die Leser von finews.ch mit Axel Weber auch Züritüütsch und Bärndütsch lernen möchten, haben wir die entsprechenden Ausbildungsmodule vorbereitet.

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