Für Robert Vogler, früherer Chef-Historiker der UBS, ist es ein Affront, dass an der 150-Jahr-Feier der Bank auch Manager geladen waren, welche die Bank fast ruiniert hätten.

Robert_Vogler_3Wie man verschiedenen Sonntagsblättern entnehmen konnte, feierte die UBS im Hallenstadion Zürich ihr Jubiläum zum 150-jährigen Bestehen. Das Unternehmen hat verschiedenste Urväter, und deshalb wurde das Gründungsjahr der Bank in Winterthur von 1862 als Fixpunkt ausgewählt. So weit, so gut.

Allerdings muss die Tatsache, dass auch die Garde der für die Katastrophe der Bank Verantwortlichen geladen wurde, zu denken geben. Die Anwesenheit von Ospel & Co. wird als eine absolute und zynische Geschmacklosigkeit beurteilt: Haben denn die heutigen Verwaltungsrats- und Konzernleitungsmitglieder nicht mehr genug Chuzpe, um eine solche Feier durchzuführen ohne jene, welche die grösste Bank der Schweiz nur einen Wimpernschlag entfernt an den Rand des Abgrunds geführt hatten?

Dass die betreffenden Personen die Einladung der Bank angenommen und sich im Kreis der Feiernden gezeigt haben, ist ebenso bezeichnend.

Für die gebeutelten Aktionäre und den seit Jahren gefrusteten Angestellten handelt es sich dabei um einen absoluten Affront, ebenfalls gegenüber vielen enttäuschten Kunden und einer breiten Öffentlichkeit, die für die UBS gradstehen musste.

Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – auch viele ehemalige – halten mit ihrer Verärgerung nicht zurück und finden das mehr als eine Zumutung, nämlich einen Skandal.

Offenbar hat man an der Bahnhofstrassee 45 noch immer nichts gelernt. Wenn schon Verwaltungsratspräsident Kaspar Villiger nicht eingeschritten ist, so hätte man zumindest dem neuen UBS-CEO zutrauen können, dass er die Veranstaltung bereits nach seinem Amtsantritt sofort gestrichen oder zumindest die Gästeliste einer Säuberung unterzogen hätte. Deutlich mehr Fingerspitzengefühl wäre angebracht gewesen.

So erhält man den Eindruck, die einzige Lehre aus der Geschichte sei, dass es aus ihr nichts zu lernen gibt.


Robert U. Vogler war von 1988 bis 1998 Pressesprecher der Schweizerischen Bankgesellschaft (SBG), danach Leiter von Historical Research und bis Anfang 2009 Senior Political Analyst bei Public Policy von UBS. Bekannt wurde er durch seine grundlegende Schrift «Das Schweizer Bankgeheimnis: Entstehung, Bedeutung, Mythos» (2005). Seit 2009 wirkt er als unabhängiger Historiker.

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