In wenigen Wochen endet ein weiteres Kapitel der Bankengeschichte: Rüd Blass wird in die Deutsche Bank integriert.

Der Schein trügt. Auf der Website des Zürcher Finanzinstituts nennt sich Rüd Blass immer noch «die solide und unabhängige Schweizer Privatbank». Davon kann allerdings schon seit Jahren nicht mehr die Rede sein. Bereits seit 2003 gehört das Unternehmen hundertprozentig der Deutschen Bank, bis Ende Juni 2009 soll es voll in das Mutterhaus integriert werden. Ausstehend ist einzig noch die Zustimmung der Behörden, also eine Formsache.

Die Deutsche Bank beschreibt den Schritt als Ausbau: «Nach der Eröffnung einer Repräsentanz in St. Moritz im Januar baut die Deutsche Bank ihr Private Wealth Management in der Schweiz weiter aus», meldet das Institut heute. Für die Betreuung der inländischen Kunden von Rüd, Blass werde in der Deutschen Bank ein neuer Bereich Private Wealth Management Schweiz
(PWM Schweiz) geschaffen.

Hugo Kahn, Guyerzeller, Rüd Blass

Hans-Jürgen Koch, CEO Deutsche Bank (Schweiz) AG, erklärt: «Wir gehören heute zu den grössten Auslandsbanken in der Schweiz und wollen weiter wachsen. Deshalb erschliessen wir jetzt unser modernes Vermögensmanagement, das konsequent international ausgerichtet ist, auch den Kunden von Rüd, Blass. Sie profitieren ausserdem von der globalen Präsenz der Deutschen Bank an allen wichtigen Kapitalmärkten.»

Der Name Rüd Blass solle als Beratungsmarke erhalten bleiben, aber auch im «Rüd Blass Immobilienfonds-Index» und im neuen Immobilienfonds «Rüd Blass Immobilien Schweiz Dachfonds» weiterleben. 

Chief Operating Officer der neuen Division PWM Schweiz soll Mauro Rizzo werden, während Alan Zlatar als Chief Investment Officer amten wird. Zlatar wird zudem in das Global Investment Committee der Deutschen Bank einziehen und von dort aus an der Investmentstrategie für alle Privatkunden der Deutschen Bank mitarbeiten.

Nachdem vor einigen Monaten bereits die Bank Hugo Kahn in der Finter Bank und die Guyerzeller-Bank in HSBC aufgingen, verschwindet nun eine weitere renommierte Bank als selbstständige Firma.

Anpassungen beim Personal?

Die Kundschaft wurde gestern in einem Schreiben informiert. Die Kontinuität der Dienstleistungen sowie die besondere Expertise für die Bedürfnisse anspruchsvoller schweizerischer Bankkunden sollen gewahrt bleiben, heisst es im Brief. Selbstverständlich würden die Kunden auch weiterhin von ihrem gewohnten Kundenberater betreut. Dessen Kontaktdaten sowie die Kontonummern blieben auch nach der Fusion gültig. Allfällige Anpassungen würden zu gegebener Zeit individuell angezeigt werden, erfährt die Kundschaft weiter.

Manche der insgesamt 50 bis 60 Beschäftigten befürchten, dass es auch beim Personalbestand noch Anpassungen geben könnte, zumal mit der vollen Integration der Bank auch Kosteneinsparungen erzielt werden sollen. Und angesichts der anhaltenden Finanzkrise ist klar, dass auch die Deutsche Bank um Effizienzsteigerungen nicht herumkommen wird. Doch Details werden wohl erst im Verlauf dieses Quartals bekannt werden.

Gegründet 1925

Das Finanzinstitut Rüd Blass geht in seinen Ursprüngen auf das Jahr 1925 zurück. Damals gründete Emil Friedrich-Jezler das Bankhaus Friedrich, welches sich vor allem auf den Wertschriftenhandel und die Vermögensverwaltung konzentrierte. Mit Albert Rüd-Hofmann und Hans Mettler-Lavater übernahm 1958 eine neue Generation das Bankhaus.

Mit dem Eintritt von Dr. Jürg Blass-Tschudi in das Unternehmen firmierte die Bank 1961 neu als Rüd, Blass & Cie und machte sich in der Folge vor allem als Handelshaus für Obligationen einen Namen. 1987 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Seit 2003 ist die Deutsche Bank Gruppe Alleinaktionärin.

Rüd Blass hat derzeit keine offenen Stellen.


Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.35%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.8%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.84%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.36%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.64%
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