Er war elf Jahre CEO von Sal. Oppenheim in der Schweiz, bevor er im letzten Jahr zur Deutschen Bank wechselte. Wie sieht Christian Camenzind die Dinge heute?

Christian_Camenzind_1

Bis Ende 2013 werde ein Drittel aller vermögenden Personen auf dieser Welt aus dem asiatisch-pazifischen Raum stammen, schrieb Christian Camenzind dieser Tage in einem Beitrag in der Zeitung «The Business Times», die in Singapur erscheint.

In der aufstrebenden Finanzmetropole Asiens ist Camenzind selber seit Juli 2011 stationiert, nachdem er die Deutsche-Bank-Tochter Sal. Oppenheim verlassen hatte. Vor dem Hintergrund der erwähnten «tektonischen Verschiebungen» in der Finanzwelt hält es der Schweizer Banken für unerlässlich, dass die Banken, namentlich in der Vermögensverwaltung, ihre Geschäftsmodelle anpassen.

Jagd auf Steuersünder geht weiter

Camenzind sieht dabei zwei massgebliche Entwicklungen: Erstens werde die Finanzwelt immer komplexer und zweitens müssten die Kontrollstandards weiter erhöht werden, was nicht zuletzt von den Aufsichtsbehörden gefordert werde. Auch im laufenden Jahr rechnet Camenzind mit einer weiteren Zunahme der Regeln und Bestimmungen im Finanzsektor.

Ausserdem geht Camenzind davon aus, dass die Jagd auf Steuersünder und Schwarzgeld weltweit noch zunehmen wird. Die Amerikaner würden ihre eigenen Gesetze und Bestimmungen unbeirrt auf der ganzen Welt durchsetzen, und in Europa deute einiges darauf hin, dass eine bestimmte Form von Informationsaustausch zu einer Realität werde, wie der Schweizer Banker in «The Business Times» weiter schreibt.

Ausbildung zu Front-Line-Managers

Im Gegensatz zu manchen seiner Landsleute verfällt der Deutsche-Bank-COO angesichts der grossen Veränderungen nicht ins Lamentieren, sondern sieht den Wandel – ganz «asiatisch» – als Chance. Unter diesen Prämissen plädiert Camenzind vielmehr für ein Umdenken und mehr Ausbildung in der Branche.

Die bisherigen Verkaufsleute in den Banken müssten sich zu «Front-Line-Managers» wandeln, die mit mehr Kompetenz und Verantwortung den Bedürfnissen der Kunden begegneten. Ausserdem fordert Camenzind eine engere Zusammenarbeit zwischen den Banken, selbst wenn sie in Konkurrenz zueinander stünden.

Konstruktive Zusammenarbeit

In Singapur gebe es zwei Gremien (Private Banking Advisory Group sowie Private Banking Industry Group), in denen ein reger Austausch stattfinde, und die auch im Stande seien mit den Behörden einen konstruktiven Austausch zu pflegen.

Camenzind ist überzeugt, dass die Konsolidierung im Private Banking, die man in Europa, und namentlich in der Schweiz, bereits habe verfolgen können, sich noch stark beschleunigten werde. Gleichzeitig ist der Schweizer Banker auch überzeugt, dass die Kosten noch markant steigen werden.

Neue Kultur stärkt Reputation

Darin sieht Camenzind klare Vorsaussetzungen, um die Geschäftsprozesse neu zu ordnen, die Abwicklung zu optimieren und neue, kundenbezogene Plattformen zu installieren. Eine neue Kultur im Private Banking sei fundamental und vor allem unerlässlich, um die Reputation eines Finanzplatzes in der Zukunft zu sichern, schreibt Camenzind – Singapur und Hongkong gingen in dieser Hinsicht mit gutem Beispiel voran.


Christian_Camenzind_250Christian Camenzind war nach dem Abschluss des Studiums der Rechtswissenschaften in Zürich während zehn Jahren in verschiedenen Managementfunktionen bei der Credit Suisse Group tätig, unter anderem in London und Luxembourg.

Zuletzt war er bei der Bank Leu als Mitglied der Geschäftsleitung für das internationale Private Banking Geschäft verantwortlich. Im Januar 2000 wurde Camenzind Vorsitzender der Geschäftsleitung der Bank Sal. Oppenheim jr. & Cie. (Schweiz), die 2010 von der Deutschen Bank übernommen wurde. Im Jahr 2011 wechselte Camenzind dann selber zur Deutschen Bank.

Am 1. Juli 2011 wurde er zum Chief Operating Officer (COO) im Private Wealth Management der Deutschen Bank für die Marktregion Asien-Pazifik ernannt. Er ist in Singapur stationiert.

 

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.64%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.55%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.19%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.15%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.47%
pixel