Selbst der markante Gewinneinbruch der Vontobel Gruppe war noch geschönt: Der Verkauf einer Geschäftsliegenschaft in Genf brachte Ende Jahr 21,6 Millionen.

Vontobel_Hauptsitz

Bei der Bank Vontobel (Bild Hauptsitz in Zürich) läuft es in keinem ihrer drei Geschäftsbereiche rund. Die Zürcher Bank hat sich von ihrem Rückschlag in der Finanzkrise 2008 nicht mehr erholt, als der Konzerngewinn um 40 Prozent eingebrochen war.

Trotz Sparbemühungen verharrt das Kosten-Ertragsverhältnis seither auf hohen 80 Prozent. Dass es das Niveau von damals 2011 nicht noch überstieg, verdankt Vontobel dem Verkauf ihrer Genfer Geschäftsliegenschaft an der Place de l'Université 6.

Der Verkauf kam gerade noch rechtzeitig

Auch wenn die Bank in ihrem Geschäftsbericht schreibt, dass der «stark renovationsbedürftige Standort in Genf» nicht mehr zum «einheitlichen Erscheinungsbild der Vontobel-Gruppe» gepasst habe, kam der ausserordentliche Zusatzgewinn gerade rechtzeitig, um das verhagelte Geschäftsjahr aufzubessern. Es entspreche zudem der Strategie, Mieter und nicht Eigentümer von Geschäftsliegenschaften zu sein, heisst es von der Bank weiter.

Der Liegenschaftenverkauf lieferte Ende Jahr einen willkommenen Beitrag von 21,6 Millionen an den Vorsteuergewinn. Dieser wäre sonst um 28 Prozent eingebrochen, anstatt um die ausgewiesenen 15 Prozent.

Der Konzerngewinn kam 2011 mit 114 Millionen (minus 23 Prozent) auf das gleiche Niveau wie 2008 (113 Millionen Franken) zu liegen.

Der Ausblick bleibt trüb

Der Ausblick für die Vontobel-Gruppe bleibt trüb. Sie wird gemeinhin als Privatbank bezeichnet, getrieben wird der Finanzkonzern allerdings durch sein Investmentbanking und seine Asset Management-Aktivitäten.

Die schwache Performance in der Vermögensverwaltung dürfte denn auch dazu beigetragen, dass es nun zu einem Führungswechsel im Private Banking kommt, wie die Bank am Donnerstag mitteilte.

Stabwechsel im Private Banking

Der bisherige Chef, Peter Fanconi, wird abgelöst durch Georg Schubiger, wie auch finews.ch meldete. Schubiger fängt seinen neuen Job allerdings erst im September an.

Im Investmentbanking, dem wichtigsten Ertragspfeiler bei Vontobel dürfte der Geschäftsverlauf trotz der jüngsten Börsenerholung gedrückt bleiben, wie das Broker- und Researchunternehmen Helvea am Donnerstag mitteilte.

Blütezeit der Strukis vorbei

Dafür gibt es verscheidene Gründe: Erstens gilt die Blütezeit der strukturierten Produkte als vorbei, in deren Vertrieb Vontobel eine führende Stellung hat.

Zweitens dürften die Umsätze in dieser Sparte künftig auch deshalb zurückgehen, weil der grösster Abnehmer der Vontobel-Produkte, die Raiffeisenbank, seit kurzem mit der Bank Notenstein über eine eigene Produktefabrik verfügt.

Dass die Raiffeisen-Gruppe ihre Vontobel-Beteiligung von 12,5 Prozent um 56,5 Millionen Franken abgeschrieben hat, ist ein Hinweis auf die härtere Zukunft.

Management durchgeschüttelt

Dass es der Vontobel-Gruppe nicht gut geht, findet auch im raschen Managementwechsel Ausdruck, der sich auch unter dem neuen CEO, Zeno Staub (seit Mai 2011), fortsetzt. Bereits im Februar trennte sich die Bank überraschend von ihrem langjährigen Chefstrategen Thomas Steinmann. Der angekündigte Abgang von Peter Fanconi lässt ebenfalls auf eine gewisse Nervosität im Top-Management schliessen. 

Zukunft im Nicht-Swiss-Banking gesucht

Man kann den Umbau auch so lesen: Mit dem Entscheid legt Vontobel das Gewicht weniger auf die Produkte denn auf Kenntnisse der Märkte und auf Erfahrung im Nicht-Swiss-Banking, ohne Abstützung auf das schwindende Bankgeheimnis.

Zwar verwies Vontobel für 2011 auf einen rekordhohen Neugeldzufluss. Dieser wurde jedoch durch das Geschäft mit deklarierten US-Kunden sowie in den aufstrebenden Märkten in Osteuropa sowie im Nahen und Fernen Osten erzielt.

Doch auch hier ist Vontobel mit sinkenden Anlageerträgen und geringer Kundenaktivität konfrontiert. Der Druck auf Gebühreneinnahmen bleibt bestehen.

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