An der UBS-Generalversammlung äusserte auch der scheidende Präsident skeptische Töne: Die Bank müsse immer noch darum kämpfen, zum Erfolg zurückzukehren.

Die UBS-Generalversammlung begann mit einer Rede des scheidenden Präsidenten Peter Kurer. Er habe seine Wahl vor einem Jahr aus Verantwortungsgefühl gegenüber der Bank angenommen, sagte Kurer im Zürcher Hallenstadion einleitend – das Präsidium sei nicht auf seinem Karriereplan gestanden. Damals habe er versprochen, die Bank in einen tiefgreifenden Transformationsprozess zu führen.

Jetzt, ein Jahr später, kommt der scheidende UBS-Präsident zu folgenden Resultaten:

Der Transformationsprozess sei eingeleitet und durchgeführt – «und dies weit über das hinaus, was wir uns vor einem Jahr vorgenommen hatten». Zugleich habe sich die Subprime-Krise zu einer veritablen globalen Wirtschaftskrise entwickelt. Drittens befinde sich die UBS trotz des Transformationsprozesses «nach wie vor in einer schwierigen Situation und muss immer noch darum kämpfen, auf den Erfolgspfad zurückzukehren».

Gewiss hätten Verwaltungsrat und Management grosse und wichtige Schritte unternommen:

• Man habe die Risikokontrolle neu definiert und die Risiken der Bank erheblich reduziert.
• Man habe eine strategische Neupositionierung der Bank vorgenommen.
• Man habe die Bilanz massiv verkürzt und gleichzeitig die Bank rekapitalisiert.
• Man habe die Corporate Governance grundlegend neu definiert.
• Man habe Verwaltungsrat und Management personell beinahe vollständig ausgewechselt.
• Man habe die wichtigsten Rechtsprobleme gelöst, die die Bank zeitweise existentiell bedroht hatten.
• Man habe ein neues, für die Branche revolutionäres Kompensationsmodell ausgearbeitet.
• Und man habe gelernt, mit direktem staatlichen Einfluss auf die UBS umzugehen. 

«Dieser Prozess des Lernens, der Veränderung und der Neuausrichtung ist sehr komplex und braucht Zeit, er ist immer noch im Gang», sagte Kurer weiter. Aber immerhin habe die UBS ihre aus der Subprime-Krise stammenden Risiken über weite Strecken reduziert. «Dies geschah durch Abschreiber, durch Verkäufe, durch eine grosse Transaktion mit der Firma BlackRock und schliesslich durch Übertragung der betreffenden Risikopapiere auf einen durch die Nationalbank finanzierten Stabilisierungsfonds. Insgesamt konnten wir so unsere Risikopositionen zwischen Ende 2007 und dem 31. Dezember 2008 um rund 88 Milliarden Franken reduzieren.»

Parallel dazu verringerte die UBS die Bilanz massiv, und sie senkte die operativen Kosten von 35,5 auf 27,6 Milliarden Franken.

Fortschritte bei Rechtsfragen

Unter den Erfolgen seiner Amtszeit listete Kurer weiter auf, dass die UBS im letzten Jahr die wichtigsten hängigen Rechtsprobleme gelöst habe: «Bereits im Juni konnten wir den Vergleich in der Parmalat-Auseinandersetzung ankündigen. Ebenfalls im Juni folgte der umfassende Vergleich im Bereich Auction Rate Certificates. Im Februar konnten wir dann
unseren grössten Rechtsfall, nämlich die Untersuchung durch die amerikanischen Justizbehörden und die US-Börsenaufsicht SEC durch einen Vergleich abschliessen. Die Bedeutung dieses Vergleichs für die Bank hat inzwischen genügend Publizität erhalten, ich muss sie hier nicht mehr besonders würdigen. Offen bleibt derzeit noch die Auseinandersetzung mit der amerikanischen Steuerbehörde IRS betreffend Herausgabe von weiteren Kundennamen, der sogenannte John Doe Summons.»

Die aktuelle Lage der UBS

Zudem habe die UBS als erstes Finanzinstitut der Welt ein völlig neues Kompensationsmodell entwickelt. «Ebenfalls als einzige Bank der Welt», so Kurer weiter, «haben wir ein umfassendes Bonus-Rückforderungsprogramm durchgeführt, das bis heute über 80 Millionen Franken an Rückflüssen von Boni generierte.»

Bei seiner Beurteilung der aktuellen Lage der UBS betonte Kurer vier Punkte:

1. «Die UBS lebt». Sie sei eine grosse globale Bank, ein führender Vermögensverwalter und nehme in anderen wichtigen Bereichen des Bankenwesens bedeutende Positionen ein.

2. «Die UBS ist anders». Sie habe sich im Laufe der letzten zwölf Monate von Grund auf verändert und erneuert. 

3. «Wir sind noch nicht am Ziel.» Und die Bank sei heute auch noch nicht dort, wo er vor zwölf Monaten glaubte, innert Jahresfrist anzukommen: «Insbesondere haben wir die Schwelle zur Profitabilität noch nicht definitiv überschritten, und wir müssen im operationellen Bereich noch vieles ändern.»

4. «Der Ausblick für die Finanzindustrie wie auch für die generelle Wirtschaftslage ist nach wie vor durchzogen». Obwohl es Anzeichen für eine Besserung gebe, seien die Finanzmärkte noch keineswegs abschliessend stabilisiert.

Unter dem Strich: 40 Milliarden Reingewinn

Abschliessend plädierte Kurer für Ruhe und Augenmass auf mehreren Ebenen. Die UBS selber benötige jetzt Ruhe und Vertrauen, zweitens sei in der politischen Diskussion mehr Gelassenheit angesagt – aber auch konsequentes Handeln. Und insgesamt dürfe sich die Schweiz «nicht von finanzpolitischen Reduit-Reflexen leiten lassen. Es wäre fatal, unsere grossen Banken klein machen zu wollen, wie dies von gewissen Kreisen gefordert wird. Die Schweiz verdankt ihren Reichtum zu einem beträchtlichen Teil ihrer transnationalen und multinationalen Wirtschaft sowie dem Umstand, dass sie am Globalisierungsprozess seit Jahrzehnten aktiv teilgenommen hat und dass sie Heimbasis für viele multinationale Unternehmen ist. Es ist kein Zufall, dass gerade in dieser unsicheren Zeit laufend neue internationale Unternehmen ihre Headquarters in die Schweiz verlegen. Diese internationalen Unternehmen, unser internationaler Handel und nicht zuletzt unsere Privatbanken sowie die übrigen Teilnehmer des Finanzplatzes sind auf das globale Netz unserer grossen Banken angewiesen.»

Weiter verteidigte Peter Kurer die UBS: «Ich weiss, dass dies eine schwierige Zeit ist und dass die Finanzkrise eine schwere Belastung für die hiesige Politik und Öffentlichkeit ausgelöst hat. Daran ist die UBS mitschuldig», sagte er. «Aber ich möchte Sie auch daran erinnern, dass die UBS nach Abzug aller Verluste der letzten zwei Jahre in diesem Jahrzehnt immer noch mehr als 40 Milliarden Franken Reingewinn erwirtschaftet und unserem Land entsprechend grosse Steuerbeträge abgeliefert hat. Es ist unsere erklärte Absicht, diesen Beitrag in Kürze wieder leisten zu können.»

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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