Weniger Sponsoring, weniger Marketing, weniger Beratung, weniger Gehalts-Nebenkosten: In seiner Rede gab der UBS-CEO Genaueres über den Abbau bekannt.

Vor der Generalversammlung äusserte sich der neue Konzernchef vorsichtig über die nähere Zukunft der UBS, aber er äusserte auch ein grosses Vertrauen in die Bank und in den Finanzplatz Schweiz. Hier die wichtigsten Ausschnitte:

«Leider kann ich Ihnen noch keine erfreulichen Nachrichten überbringen, sondern muss Ihnen weitere schlechte Zahlen und einschneidende Massnahmen zumuten. Nachdem sich die UBS in eine missliche Lage manövriert hat, sind wir heute noch nicht so weit, das negative Umfeld aufzufangen oder Chancen nutzen zu können. Doch wir wissen, wo wir ansetzen müssen, wie ich Ihnen im Folgenden darlegen werde. Der Weg zurück zum Erfolg wird lang sein, und wir dürfen keine kurzfristigen Befreiungsschläge erwarten, sondern werden Schritt um Schritt konsequent und diszipliniert vorwärts gehen. Das wird viel Energie erfordern, doch ich versichere Ihnen, davon hat die UBS mehr als genug.»

Mein Management-Team und ich haben uns für die nächsten Monate und Jahre viel vorgenommen. Doch es gibt eine alles überragende Priorität, und das ist Kapital.»

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«Vertrauen ist schnell zerstört, doch Vertrauen zurück zu gewinnen ist ein langer, steiniger Weg. Wir müssen wieder berechenbarer und zuverlässiger werden und uns um Ihr Vertrauen verdient machen. Daran arbeiten wir, denn der Verlust Ihres Vertrauens schmerzt unsere Bank und ihre Mitarbeiter mehr als alles andere. Als unabdingbare Voraussetzung müssen wir aber zunächst wieder Spielraum schaffen beim finanziellen Kapital, und das geht nur, wenn wir profitabel arbeiten. Eine Bank, die Verluste macht, kann auch kein Vertrauenskapital aufbauen. Deshalb ist die Wiederherstellung und Erhöhung der Profitabilität derzeit unsere dringendste Aufgabe.»


Zahlen zum ersten Quartal 2009

«Lassen Sie mich vorwegnehmen, dass unsere Ergebnisse nach wie vor sehr unbefriedigend sind. Wir werden einen Ihnen zurechenbaren Verlust von knapp 2 Milliarden Schweizer Franken ausweisen müssen

– und zwar nach einem negativen Beitrag von insgesamt zirka 3,9 Milliarden Franken, aufgrund von Verlusten auf illiquiden Risikopositionen und Rückstellungen für Kreditrisiken sowie aufgrund von Preisanpassungen auf den letzten Positionen, die wir an die Schweizerische Nationalbank übertragen haben. Die Verluste auf den Ihnen bekannten illiquiden Positionen zeigen das noch erhebliche Konzentrationsrisiko. Der Ausblick für diese verbleibenden Engagements hat sich nur unwesentlich verändert.
Dank einer Reduktion unserer Bilanzsumme und unserer risikogewichteten Aktiven rechnen wir trotz dieses Verlustes mit einer Kernkapitalquote von ungefähr 10 Prozent.

Auch betreffend die Entwicklung der Neugelder muss ich Ihnen mitteilen, dass wir trotz anfänglich positiver Zeichen das Quartal insgesamt mit einem Geldabfluss abschliessen – zwar einem tieferen als im vierten Quartal 2008, doch das Netto-Ergebnis ist immer noch negativ und lag für den Unternehmensbereich Wealth Management & Swiss Bank bei rund 23 Milliarden Franken. Verzeichnet wurden die Abflüsse vor allem seit der Bekanntgabe der Einigung im Zusammenhang mit den Untersuchungen zu den grenzüberschreitenden Bankdienstleistungen für US-Kunden. Andererseits erzielte Wealth Management Americas ein positives Ergebnis, mit Netto-Neugeldzuflüssen von rund 16 Milliarden Franken.

Obwohl in den letzten Monaten viele wichtige Schritte zur Stabilisierung unserer Bank unternommen wurden, ist die Krise noch nicht überwunden. Wir werden deshalb das Nötige tun und Massnahmen ergreifen, um unsere Kapitalbasis unmittelbar zu schützen und zu verstärken.

Zunächst heisst dies für uns, Verlust bringende Geschäfte unbedingt zu vermeiden. Zudem sind wir gezwungen, mit sofortiger Wirkung unsere Kosten drastisch zu senken. Warum? Weil wir - wie eingangs erwähnt - profitabel sein wollen, und dafür gibt es nur zwei Möglichkeiten: erstens die Erträge zu steigern und zweitens die Kosten zu reduzieren.

Ertragswachstum ist sicherlich unser Ziel, doch kann dies im jetzigen Umfeld nicht rasch genug erreicht werden. Die verwalteten Vermögen haben stark abgenommen, die Margen sinken und die gesamte Finanzindustrie schrumpft. Zurzeit können wir unsere Erträge nicht gänzlich selber beeinflussen, sie sind stark von der Marktentwicklung abhängig. Die Märkte sind immer noch äusserst instabil, und wir werden nicht einfach auf bessere Zeiten hoffen. Das wäre zu riskant und unverantwortlich. Deswegen handeln wir heute, passen unsere Kapazitäten konsequent an und reduzieren unsere Kosten erneut und um einiges.»

Wie sieht die Kostenreduktion aus?

«Meine Damen und Herren, das Einsparpotenzial, das wir anvisieren, liegt bei insgesamt 3,5 bis 4 Milliarden Franken bis Ende 2010, und zwar auf Basis der Kosten per Ende 2008. Wie sieht unser Plan aus, um diese Kostenreduktionen zu erreichen?

Schon Anfang dieses Monats haben wir bekannt gegeben, dass wir neu sämtliche konzernweiten Infrastruktur- und Dienstleistungsaufgaben im Corporate Center bündeln, um effizienter zu werden und erhebliche Kosten zu sparen. Weiter haben wir kommuniziert, dass die Finanz- und die Risikokontrolle sowie der Rechtsdienst und die Compliance neu auf Konzernstufe zentral geführt werden. Damit werden die Entscheidungswege verkürzt und die Kontrollfunktionen verstärkt. Dies ist in einer grossen globalen Organisation auch im Hinblick auf die Vermeidung von Verlusten besonders wichtig.

Generell werden wir unsere Ausgaben auf diejenigen Aktivitäten konzentrieren, die nötig sind, um unsere Kunden optimal zu betreuen und unsere Bank so effizient wie möglich zu führen. Projekte, die dafür nicht dringend notwendig sind, haben wir bis auf weiteres gestoppt. Im Marketing und Sponsoring sowie bei der externen Beratung und Unterstützung werden wir erhebliche Kürzungen vornehmen. Zudem werden wir gewisse Gehaltsnebenleistungen für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und insbesondere für das Management aufgeben, was zu namhaften Einsparungen führt.

Die UBS war immer ein grosszügiger Arbeitgeber, und viele Mitarbeitervergünstigungen lagen über dem Markt- und Branchenstandard. Ich finde es richtig, dass ein florierendes Unternehmen mit solchen Mitteln seine Mitarbeiter am Erfolg teilhaben lässt. Aktuell bitte ich aber um Verständnis und Unterstützung von unseren Mitarbeitern für diesen Entscheid.»

Zum Stellenabbau

«Als weitere Massnahme ist auch ein erheblicher Stellenabbau unumgänglich. Im Bankgeschäft sind Mitarbeiter der wichtigste Wettbewerbsfaktor. Aus diesem Grund ist ein Stellenabbau und die damit verbundene Arbeitsplatzunsicherheit in unserer Branche immer ein harter Schritt. Kein Manager tut dies leichtfertig, auch ich nicht. Andererseits erfordern eine Veränderung der Marktbedingungen und ein Geschäftsrückgang, wie wir ihn heute erleben, eine Anpassung unserer Kapazitäten. Und in einer personalintensiven Branche wie der unseren trifft es leider die Menschen, die im Unternehmen arbeiten. Per Ende 2008 beschäftigten wir rund 77'800, per Ende März 2009 rund 76'200 Mitarbeiter. Wir gehen davon aus, dass diese Zahl bis 2010 auf etwa 67'500 Mitarbeitende fallen wird. 

Ich will Ihnen und auch unseren Mitarbeitenden nichts vormachen – gerade unseren Mitarbeitern gegenüber sind wir in dieser Situation volle Transparenz schuldig: Wir werden nicht um Entlassungen herum kommen – auch nicht in der Schweiz. Dies obwohl wir weiterhin alles tun, um die natürliche Fluktuation zu nutzen sowie alternative Möglichkeiten der Arbeitszeitgestaltung anzubieten, wie etwa das Teilen von Stellen durch mehrere Mitarbeiter oder Teilzeitarbeit. Bei einem geplanten Abbau von etwa 2500 Stellen im Schweizer Markt rechnen wir damit, dass wir trotzdem rund 1200 bis 1500 Entlassungen aussprechen müssen. Ein Sozialplan steht den betroffenen Mitarbeitern zur Verfügung.

Dieser Abbau ist sehr schmerzhaft, aber leider unvermeidlich. Wir setzen alles daran, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rasch Klarheit haben, und dass die Beratung und Betreuung unserer Kunden nicht tangiert wird.»


Die Positionierung der UBS: «Ja, unsere Bank wird sich verkleinern»

«Kurz zusammengefasst, soll die UBS der Zukunft eine globale Bank sein, die als Kerngeschäft das internationale Wealth Management und insbesondere auch das Schweizer Geschäft betreibt und dort eine führende Position einnimmt. Dazu braucht sie professionelle Dienstleistungen im Investment-banking und im Asset Management.

Konkret heisst dies, dass wir die grundsätzliche Attraktivität unseres integrierten Geschäftsmodells nicht in Frage gestellt sehen - wir wollen unser Privatkundengeschäft auch weiterhin mit unserer Expertise im globalen Investmentbanking und im Asset Management kombinieren. Dabei müssen wir uns bewusst sein, dass sich die branchenweit überdurchschnittlichen Renditen der vergangenen Jahrzehnte vorläufig nicht fortsetzen werden. Trotzdem müssen wir mit unserem Geschäft gute Gewinne erzielen und für Sie, unsere Eigentümer, über Zeit wieder eine angemessene Dividende erwirtschaften. Wichtig ist zudem, dass wir unsere Organisation so optimieren, dass wir Risiken für Sie als Aktionäre und auch für die Volkswirtschaft in unserem Land besser abwägen und kontrollieren können.

Wir überprüfen derzeit unsere Geschäftsfelder, um klar zu entscheiden, in welchen Bereichen wir aktiv bleiben und wachsen und aus welchen wir aussteigen werden. Das Resultat werden wir Ihnen baldmöglichst kommunizieren. Das werden Einschnitte sein: Ja, unsere Bank wird sich verkleinern. Andererseits gewinnen wir an Fokus, und zwar auf unsere Stärken. Und ich bin überzeugt, dass wir mit dieser Konzentration die richtige Basis für den zukünftigen Erfolg schaffen werden.

Im Privatkundengeschäft und im Asset Management haben sich unsere Kundenvermögen in den vergangenen Quartalen erheblich reduziert - vor allem durch widrige Marktbedingungen, verändertes Kundenverhalten und unsere Reputationsprobleme, beispielsweise die Rechtsfälle in den USA und die damit verbundenen Diskussionen. Dies beeinträchtigt naturgemäss auch unsere Erträge und unsere Profitabilität. Die anhaltend grosse und über weite Strecken auch nachvollziehbare negative Publizität hat diese Dynamik noch verstärkt. Es geht jetzt darum, wieder die stabilen Renditen zu erwirtschaften, die Sie als Aktionäre von uns erwarten. Daran arbeiten wir intensiv. Zudem sind wir daran, das längerfristige Wachstumspotenzial in allen Geschäftsbereichen zu evaluieren und entsprechende Strategien und Initiativen zu erarbeiten.

Im Investmentbanking wollen wir zu dem traditionellen Geschäftsmodell mit überschaubaren Risiken und Ertragsmöglichkeiten zurückfinden. Wir werden auf unseren nach wie vor starken Positionen im Aktien- und Devisengeschäft sowie in der Firmenberatung aufbauen. Gleichzeitig werden wir Bilanz und risikogewichtete Aktiven reduzieren. Unseren Handel wollen wir auf das Kundengeschäft konzentrieren. Wir werden in allen Bereichen der Investment Bank einige Geschäftsfelder vollständig aufgeben und Risiken reduzieren, uns auf die wichtigsten Kapitalmärkte konzentrieren und Standorte aufgeben.

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Zur Lohnfrage

«Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre. Es gibt noch viele Fragen zu unserer UBS, zu denen Sie möglicherweise meine Meinung hören möchten. So bin ich beispielsweise nicht auf das Thema der Mitarbeitervergütung eingegangen.
Ich könnte es mir einfach machen und sagen, die UBS will ihre Mitarbeitenden marktgerecht und fair entlöhnen, doch diese Antwort würde Ihnen wahrscheinlich nicht genügen. Tatsache ist, dass ich generell einen pragmatischen Ansatz bevorzuge und Ideologien - egal auf welche Seite - wenig abgewinnen kann.

Was die Entlöhnung betrifft, befinden sich die Banken in einer Übergangszeit - weg von der Ertragsbeteiligung hin zur Beteiligung an der Netto-Profitabilität. Zudem lassen meine Ausführungen zu der sich tiefgreifend verändernden Finanzbranche auch Rückschlüsse auf die Verdienstmöglichkeiten und die Gewinne der Banken zu. Die Märkte haben sich grundlegend verändert, aber auch in dieser Zeit kann man sehr erfolgreich und mit grosser Befriedigung arbeiten und für die Kunden attraktive Dienstleistungen erbringen.

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Als nächstes stehen die Beratung und Genehmigung von Jahresbericht und Konzernrechnung an.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.23%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.79%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.95%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.41%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.62%
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