Berater der ehemaligen Bank Clariden Leu können die Bank so schnell verlassen, dass der Credit Suisse die Zeit fehlt, wenigstens deren Kunden zum Bleiben zu bewegen.

Kündigt ein Berater aus dem Private Banking, muss er in der Regel seine Kunden an seine Vorgesetzten übergeben. Anders bei der Credit Suisse (CS).

Da landen einige ehemalige Clariden-Leu-Kundenberater, welche das Job-Angebot der CS nicht annehmen wollen, gemeinsam mit den anderen Mitarbeitern, deren Stellen abgebaut wurden, in einem Pool «freigesetzter Mitarbeiter».

Im Schwebezustand

Dort sind sie ihrer bisherigen Funktion entbunden, erhalten aber ihren Lohn für einige Monate weiter bezahlt. In dieser Zeit können sie sich ganz auf die Suche nach einer neuen Arbeit in oder ausserhalb der Bank konzentrieren und werden dabei erst noch von ihrem Arbeitgeber unterstützt.

Intern wird dieser In-der-Schwebe-Zustand kurz «Pool» genannt. Von dort aus kann ein Mitarbeiter die Bank blitzartig verlassen, sobald er eine neue Stelle gefunden hat – nach Absprache sofort, spätestens aber bis Ende des Monats. Das sieht der Sozialplan der CS vor.

Teilweise kontraproduktiv

Im Falle guter Kundenberater ist der Mechanismus allerdings kontraproduktiv für die CS. Denn andere Privatbanken wie Julius Bär oder Sarasin werben um die Ex-Clariden-Leu-Banker, vor allem aber um die von ihnen verwalteten Millionen.

Dem widerspricht die CS. Es sei vielmehr so, dass die meisten ehemaligen Clariden-Leu-Kundenberater bei der CS anheuerten, betonte ein Sprecher auf Anfrage von finews.ch. Die Zahl der abgehenden Berater und Kundengelder läge im Rahmen der Erwatungen, heisst es weiter, wobei die CS diese nicht quantifiziert.

Unvermeidlicher Niedergang

Doch selbst wenn die Verluste an Kunden und Kundengeldern höher als erwartet ausfallen sollten, wird dies CS-Private-Banking-Chef Hans-Ulrich Meister auf seinem Weg an die Spitze der Grossbank kaum zum Schaden gereichen. Mit seiner Mission in Sachen Clariden Leu hat er bloss dem unvermeidlichen Niedergang der Bank ein Ende gesetzt.

Insgesamt erhofft sich die CS von der Clariden-Leu-Integration jährliche Einsparungen von 200 Millionen Franken. Ob sie aber damit dem ebenfalls kommunizierten Ziel näher kommt, den Gewinnbeitrag aus dem Private Banking bis 2014 um 800 Millionen Franken zu steigern, muss sich noch weisen.

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