Weniger Bankgeheimnis gleich weniger Kundengelder? Nein. Schweizer Privatbanken sollten gar nicht so viel einbüssen: Dies meint Merrill Lynch/BoA.

Die Ära des Bankgeheimnisses sei vorbei, erklärte die G-20 in London. Kurzfristig werden wegen der Diskussion über das Bankgeheimnis aber kaum nennenswert Gelder aus der Schweiz abgezogen, ist Merrill Lynch überzeugt. Die amerikanische Bank schätzt, dass ein Viertel der Offshore-Gelder bei Schweizer Banken «steueroptimiert» sind. Diese 25 Prozent würden aber kaum gleich abgezogen. Die Kosten einer Repatriierung der Gelder seien ohne Steueramnestie prohibitiv hoch.

Wenig Alternativen zur Schweiz

Zudem ist das Bankgeheimnis allen Unkenrufen zum Trotz noch intakt. Bis die 70 Doppelbesteuerungsabkommen unter Dach und Fach sind, wird es noch Jahre dauern. Auch wenn die Schweiz nun eingewilligt hat, den OECD-Standard über den Informationsaustausch in Steuersachen zu übernehmen, erwächst für die Offshore-Kunden der Schweizer Banken nicht dringend Handlungsbedarf. Zudem fehlt es an attraktiven Alternativen, wenn die namhaften Finanzplätze den gleichen Regeln zu folgen haben.

Anders könnte sich das Geschäft entwickeln, wenn einige Länder Steueramnestien beschliessen würden. Vor acht Jahren führteItalien nicht ohne Erfolg und Wirkung für die Schweizer Banken eine Steueramnestie durch. Und dort wird wieder eine Steueramnestie diskutiert, um die 600 Milliarden Euro, die Italiener offshore halten, zurück zu bringen. Merrill Lynch stuft die Wahrscheinlichkeit, dass viele Länder Steueramnestien durchführen werden, allerdings als gering ein.

Das Offshore-Geschäft negativ beeinflussen könnten eine Verschärfung der Strafverfolgung von Steuervergehen in diversen Ländern sowie eine Einbusse in der Dienstleistungsqualität der Banken wie zum Beispiel ein Reiseverbot für Kundenberater.


Margendruck wird belasten


Mehr Sorgen als der Mittelabfluss bereitet Merrill Lynch der Margendruck. Das Bankgeheimnis sei den darauf erpichten Kunden 25 bis 30 Basispunkte wert, vermutet Merrill Lynch. Diese Marge stünde nun auf dem Spiel. Aber erstens werden nicht alle Kunden die Preise drücken wollen, und zudem sind ja nicht alle verwalteten Gelder offshore. Merrill Lynch rechnet für die UBS und die Credit Suisse mit knapp zwei Dritteln aller Gelder. Julius Bär hat rund drei Viertel seiner Assets under managament offshore. Aus diesem Grund und wegen des massiven Kursanstiegs der letzten Wochen bewertet Merrill Lynch die Aktie Julius Bär als die «am wenigsten attraktive» unter den Schweizer Bankwerten.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.29%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.79%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.9%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.36%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.65%
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