Zurückhaltende und verunsicherte Kunden haben den Erträgen der Banken zugesetzt. Dies geht aus der neusten Jahresstatistik der Schweizerischen Nationalbank hervor.

Raphael_Vannoni_119x178Von Raphael Vannoni, Leiter Economic Analysis, Schweizerische Bankiervereinigung

Die von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) publizierten Zahlen zu den Gewinnen von Banken in der Schweiz 2011 haben mich ehrlich gesagt positiv überrascht. Die zunehmende Regulierungsflut hat (noch?) nicht wie befürchtet zu Einbrüchen der Gewinne geführt, sondern dem Bankensektor lediglich einige Schrammen zugeführt.

Die Gewinne von Banken in der Schweiz haben 2011 um etwas mehr als 2 Prozent (-300 Millionen Franken) abgenommen. Die vom Bankensektor bezahlten Ertrags- und Kapitalsteuern betrugen 2011 1'460 Millionen Franken.

Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einer Zunahme von über 200 Millionen Franken. Die Cost-Income-Ratio konnte um 1 Prozentpunkt auf 68,3 Prozent reduziert werden.

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Quelle: SNB

Zurückhaltende und verunsicherte Kunden haben den Erträgen der Banken zugesetzt. So sank insbesondere der Erfolg aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft gegenüber dem Vorjahr um 6,5 Prozent.

Der Personalbestand im Inland blieb mit 108'100 Vollzeitangestellten etwa konstant. Bemerkenswert ist, dass der Personalaufwand trotz der gleichbleibenden Beschäftigung um über 7 Prozent abnahm. Demzufolge wurde der Personalaufwand pro Angestellten 2011 reduziert.

Im Kontrast zur konstanten Beschäftigung 2011 betrug gemäss Zahlen von Jobdirectory die Anzahl offener Stellen im Schweizer Bankensektor per Mitte Mai 2012 1'164. Gegenüber dem Vorjahresmonat entspricht dies einem Minus von 33 Prozent (siehe untenstehende Grafik).

Die Zahlen des Seco zeigen ein ähnliches Bild. Die Arbeitslosenzahl im Bankensektor lag per Ende Mai 2012 20 Prozent höher als im Vorjahr. Dies spricht dafür, dass ein Rückgang der Beschäftigung eher 2012 stattfand als 2011 – oder noch stattfinden wird.

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Basis: Alle offenen Stellen auf den Webseiten aller Banken; jeweils per 15. des Monats

2011 waren noch 312 Banken in der Schweiz registriert. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Minus von acht Instituten. Der Rückgang ist insbesondere auf den Rückzug ausländisch beherrschter Banken zurückzuführen, deren Anzahl um sechs Institute zurückging.

Da Banken viele Vorleistungen aus anderen Branchen beziehen, werden die tieferen Gewinne nicht nur auf den Bankensektor isoliert bleiben. In den letzten 20 Jahren stellte der Bankensektor der grösste Wachstumstreiber der Schweizer Volkswirtschaft dar.

Damit dies auch in Zukunft so bleibt, ist zusätzliche Regulierung mit Bedacht einzuführen. Profitieren wir doch alle von einem prosperierenden Bankensektor – und dies hoffentlich noch lange Zeit.