Lionel_Aeschlimann_MirabaudEine Genfer Privatbank im Wandel – Mirabaud will die Krise zum Wachsen nutzen und geht eine mutige Wette auf die Erholung der Weltwirtschaft ein.

In der ganzen Bankenindustrie wird gejammert. Die Führung der Genfer Privatbank Mirabaud will die Krise als Chance für die eigene Nischenstrategie nutzen. 

Sie zügelt in Zürich in ein grösseres Gebäude, sie gründet neue Themenfonds in London, sie liebäugelt mit exotischen Ländern und formt in Spanien aus einem Broker eine Privatbank.

Dabei geht es aber auch um eine Erneuerung der Existenzgrundlage für die Genfer Privatbanquiers.

Suche nach einer neuen Daseinsberechtigung

Dem Vernehmen nach haben einzelne Berater bereits ihr gesamtes Kundenbuch verloren: Die Kunden zogen ihre Gelder nach der Deklaration in ihr Heimatland ab.

Die Bankführung ist zwar um die Ruhe in ihrer Bank besorgt. Doch die Sorge einzelner Mitarbeitern ist greifbar angesichts des Wandels, den die zur Bank gestossenen Partner rund um Yves Mirabaud eingeleitet haben.

Liebäugeln mit den Wachstumsmärkten

Neue Berater, die angestellt wurden, bringen steuerdeklarierte Portfeuilles von Kunden von weitfern der reifen, westeuropäischen Märkte mit: aus Nigeria oder Südafrika.

Zudem streckt die Genfer Privatbank ihre Fühler nach Osteuropa und andere Wachstumsmärkte aus.

Eine Tradition im antizyklisch Handeln

Bei der Neuausrichtung kommt der Genfer Privatbank ihre Tradition des antizyklischen Investierens zupass.

«Wir haben Reserven und es bieten sich uns dank der Krise neue Möglichkeiten an», sagt der ehemalige Anwalt Lionel Aeschlimann (Bild), der 2009 als Partner zu Mirabaud stiess.

1. Chancen bei der Personalsuche

So gelinge es der Bank heute, mit ihrer auf Langfristigkeit angelegten Strategie Experten anzuwerben, welche Mirabaud zuvor nicht beachteten.

Die Genfer Bank warb etwa den neuen Emerging-Markets-Chef, Daniel Tubbs, bei BlackRock in Grossbritannien ab. Tubbs verstärkt das rund 120-köpfige Mirabaud-Team in London. Von dort aus soll er mit drei weiteren neuen Mitarbeitern für Mirabaud Asset Management (Europe) einen neuen Emerging-Market-Fund aufbauen.

Bereits Ende 2011 stiess Matthias Egger als Experte für Schweizer Small-&-Midcap-Aktien von der Deutsche-Bank-Fondsgesellschaft DWS zum Genfer Finanzhaus.

2. Ausbau des Asset Management

Seit zwei Jahren bemüht sich die Bank, ihre Fondspalette zu vervollständigen und setzt verstärkt auf Themenfonds wie jenen von Daniel Tubbs.

Mirabaud pflegt zwar laut Aeschlimann im Privatkundengeschäft eine offene Fondsarchitektur; ihren institutionellen Kunden will die Bank aber künftig immer mehr eigene, aktiv verwaltete Produkte anbieten und investiert deshalb in die Qualität ihrer Fondsmanager.

3. Ausbau des Brokerage

Ebenfalls im Ausbau befindet sich das Brokerage von Mirabaud – so mit der Eröffnung einer australischen Niederlassung in Perth, wo die Bank bereits Bergbaufirmen bei Finanztransaktionen berät.

Am Donnerstag gab das Genfer Haus zudem bekannt, dass es ein Joint-Venture mit New Street Research in London eingehe.

4. Umzug in Zürich

Kürzlich berichtete finews.ch, dass Mirabaud in Zürich investiert und ihre rund 20 Mitarbeiter hier ab 2013 am bisherigen Standort der Arab Bank zusammenzieht. «Genfer Banken vernachlässigen Zürich leider zu oft», sagt Aeschlimann, der künftig selber mehr Zeit im Deutschschweizer Finanzzentrum verbringen will.

Der Leiter des Asset Management will den Vertrieb der Mirabaud-Produkte bei Pensionskassen forcieren, will aber auch mit dem Private Banking stärker lokal Fuss fassen.

5. Onshore-Strategie

Neben dem Offshore-Banking in BRIC- und Schwellenländern forciert Mirabaud das Onshore-Banking an ihren bisherigen Brokerage-Standorten Frankreich und England sowie neuerdings auch auf der Iberischen Halbinsel.

Dort baut sie nach der Übernahme ihres lokalen Broker-Partners Venture Finanzas eine neue Privatbank mit Niederlassungen in Barcelona und Madrid auf. 

Wette auf den Gang der Weltwirtschaft

Mirabaud beschäftigt heute weltweit rund 600 Mitarbeiter, die Hälfte davon in der Schweiz. In London sind es gegen 120. Die übrigen verteilen sich nach Madrid und Barcelona auf Paris, Luxemburg, Montreal, Dubai, Hong Kong, Perth.

Mit ihrem Expansionskurs geht das Genfer Bankhaus eine mutige Wette ein, dass sich die Wirtschaft erholen wird.

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