Die Finanzwelt baut auf ihnen. Sie haben eine Qualifikation, die einem meistens von aussen zugetragen wird. Aber was taugen die Worte der «Anlagegurus»?

Mario Draghi ist ein Marktbeweger. Dank dem Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) sind die Aktienkurse vergangene Woche weltweit gestiegen; der Euro legte zu.

Die Finanzmärkte brauchen Informationen, also Menschen, die etwas sagen. Es gibt einige, die bewegen mit nur wenigen Sätzen Milliarden.

Gurus, Währungshüter, Bond-Könige, Orakel. Jeder kennt sie. Das «Handelsblatt» stellt Persönlichkeiten vor, deren Wort Gewicht hat an den Börsen.

Bewertet wurden Marktbewegungspotenzial, Unterhaltungswert und Trefferquote. In den Kategorien gab es bis zu zehn Punkte zu vergeben. Je höher desto besser.

  •  Der Euro-Retter – Mario Draghi

Chef der Europäischen Zentralbank (EZB). Italiener. Im Moment, in Schuldenkrisen-Zeiten gefragter denn je. Er hat den Schlüssel zum Euro-Druckerraum. Wenn er sagt, es werden neue Scheine gedruckt, steigen die Aktienkurse.

Marktmacht: 10

Unterhaltungswert: 3, aber mit viel gutem Willen

Trefferquote: Abwarten


  • Der besorgte Spekulant – George Soros

Machte sich einen Namen als gnadenloser Spekulant. Sein grösster Coup: 1992 wettete er gegen das britische Pfund und zwang damit die Bank of England in die Knie. Das Pfund flog aus dem Europäischen Währungssystem. Heute fällt der gebürtigen Ungar am liebsten mit gut gemeinten Ratschlägen zur Euro-Rettung auf – fast im Wochentakt hagelt es neue Vorschläge. Besonders angetan ist er von der deutschen Kanzlerin: «Ich bewundere Kanzlerin Angela Merkel für ihre Führungsstärke. Aber leider führt sie Europa in die falsche Richtung.»

Marktmacht: 6

Unterhaltungswert: 8

Trefferquote: Seine grosse Zeit ist vorbei


  • Die Lichtgestalt – Warren Buffett

Muss man zu ihm noch etwas sagen? Es gibt keinen grösseren noch lebenden Investor. Die Finanzkrise hat ihm nichts anhaben können. Im Gegenteil. Als keiner mit den Schmuddelkindern spielen wollte, kaufte er sich bei Goldman Sachs ein. Die Goldmänner gewährten ihm zu Ehren besonders günstige Konditionen. Der Mann aus Omaha gewinnt immer.

Marktmacht: 10

Unterhaltungswert: 10

Trefferquote: 1


  • Die tragische Kanzlerin – Angela Merkel

Bewundert und gefürchtet zugleich. In griechischen Medien in Nazi-Uniform abgebildet. Tragische Figur. Muss öffentlich erklären, dass es keine gemeinsame Haftung für den Euro geben wird, und weiss, dass es doch so kommen wird.

Marktmacht: 4

Unterhaltungswert: 6, eine gewisse (unfreiwillige) Komik muss man ihr schon zugestehen

Trefferquote: Schwer zu sagen. Wenn es die Zeiten erfordern, ändert sich ihre Meinung.


  • Helikopter Ben – Ben Bernanke

Zur Person: Chef der amerikanischen Notenbank Federal Reserve (Fed) und damit der wichtigste Währungshüter der Welt. Draghis grosser Bruder gewissermassen. Niemand hat mehr Einfluss. Niemand. Nicht mal Dirk Müller. Aber dazu später mehr.

Marktmacht: 10 + 10

Unterhaltungswert: 5 (ausbaufähig!)

Trefferquote: Gott möge machen, dass er richtig liegt mit seiner Geldpolitik


  • Der Alte – Alan Greenspan

Vorgänger Ben Bernankes. Erfinder der Politik des billigen Geldes. Immer wenn es Probleme gab während seiner Amtszeit, senkte Greenspan die Leitzinsen. Geld floss an die Börsen, die Kurse stiegen. Zunächst verehrt als Geldmacher, später, als die Blase am US-Immobilienmarkt platzte, heftig in der Kritik. Trotz allem: Die Worte des Alten finden immer noch Gehör.

Marktmacht: 7

Unterhaltungswert: 6

Trefferquote: 1-10


  • Der Yes-Man – Barack Obama

Als Präsident der grössten Volkswirtschaft der Welt gewissermassen qua Amtes mit dabei. Sein Einfluss auf die Finanzmärkte wird aber überschätzt. Es sei denn, er beschliesst, den Iran zu bombardieren.

Marktmacht: 2

Unterhaltungswert: 2 (dabei waren die Erwartungen so hoch!)

Trefferquote: Warten wir die Wahlen ab


  • Hans Dampf – Nouriel Roubini

Wirtschaftsprofessor, Untergangsprophet, Chef einer sehr gut laufenden Ich-AG. Vom Euro hält er nichts. Jede andere Meinung würde sich aber auch nicht so gut zu Geld machen lassen.

Marktmacht: 4

Unterhaltungswert: 7, Ausblick negativ

Trefferquote: Irgendwann hat er Recht!


  • Professor mit Bart – Paul Krugman

Wirtschaftsprofessor, Nobelpreisträger, Buchautor. Wandelt auf Roubinis Spuren. Manchmal zumindest

Marktmacht: 3

Unterhaltungswert: 5

Trefferquote: 6


  • Don Quichotte auf portugiesisch – José Manuel Barroso

Präsident der Europäischen Kommission, Portugiese, Euro-Retter, irgendwie zumindest. Aus Sicht von Investoren zu vernachlässigen.

Marktmacht: 1, wegen des Amtes

Unterhaltungswert: wie bitte?

Trefferquote: nicht zu bewerten


  • Banker a.D. – Josef Ackermann

Bis vor kurzem noch Chef der Deutschen Bank, jetzt Golfer. Seine Nachfolger dürfen sich mit diversen Skandalen herumschlagen. Ackermann hätte Zeit und Zeug dazu, in die Riege der Börsen-Gurus aufzusteigen. Als Schweizer geniesst er in Euro-Fragen ein hohes Mass an Unparteilichkeit.

Marktmacht: 4

Unterhaltungswert: 5 (wird oft unterschätzt)

Trefferquote: 7


  • Unser Mann – Max Otte

Professor, Investor, Buchautor, Verleger, Liebling der Medien, Kölner, Welterklärer

Marktmacht: In Köln zu weit weg von Frankfurt und der Wall Street

Unterhaltungswert: 10+

Trefferquote: Unsere Statistiker rechnen noch


  • Sie nannten ihn «Fliege» – Jim Rogers

Zur Person: Fondsmanager, Rohstoffliebhaber, Weltreisender. Hat mit allem Geld gemacht, was aus dem Boden kommt. Optimist, früher zumindest. Mit den Jahren hat sich sein Gemüt aber etwas verdüstert: Empfiehlt Investoren, sich einen Bauernhof in Myanmar zu kaufen. Papiergeld taugt sowieso nichts.

Marktmacht: 4

Unterhaltungswert: 10 (mindestens)

Trefferquote: Bei den Rohstoffen lag er richtig


  • Bill Bond (auch Bond-König genannt) – Bill Gross

Co-Chef des weltgrössten Anleihefonds Pimco, der weltbekannten Allianz-Tochter. Früher Schnurbartträger, geht heute mit der Zeit. Hält nicht viel von deutschen Staatsanleihen und tut dies seit geraumer Zeit immer häufiger kund. Was man wohl in München bei der Allianz dazu sagt?

Marktmacht: 7

Unterhaltungswert: 4

Trefferquote: 7


  • Der Gescheite – Mohamed A. El-Erian

Der Chef vom Bond-König, von Bill Gross bei Pimco. Unterschied: El-Erian trägt noch Schnäutzer. Dazu viel beachteter Gastautor in Deutschlands grösster Wirtschaftszeitung. Brillanter Analytiker. Und skeptisch, was den Euro betrifft. Alles andere wäre aber auch überraschend gewesen.

Marktmacht: 7

Unterhaltungswert: 5

Trefferquote: 9


  • Die Pferdelunge – Mark Mobius

Seit gefühlten 100 Jahren Fondsmanager bei Templeton. Genauso lange schwärmt er von den Wachstumsperspektiven der Schwellenländer. Kaufen Sie Bric-Fonds, oder es geschieht ein Unglück! Ausdauernd ist er. Uns würde interessieren, wie Fondsmanager Mobius sein eigenes Depot zusammenbaut. Und was er über die Investment-Chancen von Nordkorea denkt. Obwohl, das wissen wir: jetzt einsteigen!

Marktmacht: 4

Unterhaltungswert: 3 (war schon mal besser)

Trefferquote: 1


  • The King – Mervyn King

Chef der britischen Notenbank. Freut sich über das Pfund. Und, dass er nichts mit dem Euro zu tun hat. Zumindest nur mittelbar. Was kann man sonst zu Herrn King sagen? Vermutlich ist das Pfund nicht so robust wie er denkt.

Marktmacht: 2 (aus Respekt vor dem Empire)

Unterhaltungswert: 2

Trefferquote: Die Zeit wird es zeigen


  • Der Jean-Claude – Jean-Claude Trichet

Halb zog es ihn, halb sank er hin: Der Ex-Chef der EZB gab seinen Widerstand gegen den Ankauf von Staatsanleihen aus. Damit opferte der alte Franzose die Unabhängigkeit der Notenbank. Heute sagt er: «Natürlich wird der Euro überleben.» Er glaubt das wahrscheinlich wirklich. Nur hört dem Jean-Claude leider keiner mehr zu.

Marktmacht: aktuell nur noch 2

Unterhaltungswert: 1, besonders elektrisierend waren seine Reden nie

Trefferquote: Wir sollten nicht nachtragend sein, er ist ja nicht mehr der jüngste.


  • Mr. Dax – Dirk Müller

Steile Karriere vom Börsenhändler zum Anlagestrategen des Volkes. Hatte das Glück, den Arbeitsplatz direkt unter der Dax-Tafel zu haben. Machte immer das richtige Gesicht zum Kursverlauf. Heute sitzt er in Talkshows und schreibt Bücher für Anleger. Vorteil: Klare Sprache, die jeder versteht. Keine Rücksicht auf grosse Namen. Banker mögen ihn nicht.

Marktmacht: bei Kleinanlegern sehr gross

Unterhaltungswert: 9

Trefferquote: Er trifft die Richtigen.


  • Der Unvermeidliche – Thilo Sarrazin

In seinem früheren Leben Senator in Berlin und kurzzeitig Bundesbank-Vorstand. Heute Sachbuch-Autor. Na gut, er ist uns rausgerutscht ...

Marktmacht: -

Unterhaltungswert: -

Trefferquote: -

Lassen wir es besser.


  • Einen haben wir doch noch... – Chuck Norris

Zur Person: Chuck Norris folgt nicht der Börse, die Börse folgt Chuck Norris.

Marktmacht: 100

Unterhaltungswert: 100

Trefferquote: 100


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Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.35%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.8%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.86%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.36%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.63%
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