Die Investmentbank Macquarie schätzt die Gesamtkosten für die Branche durch Strafen und Zivilklagen wegen der Libor-Manipulationen auf 88 Milliarden Dollar.

Die Spannbreite der Prognosen für mögliche Sammelklagen im Zusammenhang mit dem Libor-Skandal ist gross. Aber stets sind die Summen erheblich.

Den neusten Versuch, die juristischen Folgekosten für die einzelnen Banken abzuschätzen, unternahm die australische Investmentbank Macquarie.

176 Milliarden Dollar an Verlusten

Ihre Experten schätzen die Verluste, welche Investoren mit auf dem Libor-Zins basierenden Wertpapieren einfuhren, auf 176 Milliarden Dollar.

Sie gehen in ihrer Rechnung davon aus, dass der Libor auf Dollar-Basis im Jahr 2008 um 41 Basispunkte und 2009 um 37 Basispunkte zu niedrig lag.

Der größte Brocken für mögliche Ansprüche wäre dabei der Schaden bei syndizierten Krediten, den sie auf knapp 112 Milliarden Dollar taxieren.

Bussen und Schadenersatz in der Höhe von 88 Milliarden

Nur ein Teil davon ist einklagbar: Die Macquarie-Analysten veranschlagen die möglichen Kosten für die Banken, inklusive durch den Regulator verhängten Bussen auf 88 Milliarden Dollar.

Gemäss den australischen Investmentbankern dürfte aber den Klägern der Nachweis schwer fallen, dass die eine Bank mehr Schuld treffe als die andere. Ihrer Meinung nach dürften die Kosten pro Bank deshalb nach ihrem Gewicht im Libor-Panel bemessen werden.

Daraus ergäbe sich folgende Verteilung:

  • 8.3 Milliarden Dollar vor Steuen für Barclays, Deutsche Bank und UBS
  • 7.7 Milliarden Dollar vor Steuern für die Credit Suisse
  • 1.8 Milliarden Dollar vor Steuern  für Société Générale
  • 0.6 Milliarden Dollar vor Steuern für BNP Paribas

Die Macquarie-Analysten warnen zwar davor, dass ihre Schätzungen grob und mit vielen Unsicherheiten behaftet sind, zumal noch keine Bank Rückstellungen vorgenommen hat. 

Tiefere Preisziele für die Bankaktien

Doch sie sind überzeugt: «Insgesamt glauben wir, dass alle Hauptmitglieder des Libor-Panels sich möglicherweise mit substanziellen Zivilklagen konfrontiert sehen wegen falscher Angaben der Libor-Sätze.»

In der Folge senkten die australischen Investmentbanker auch ihre Preisziele für die UBS-Aktie um 11 Prozent von 14 auf 12.50 Franken, für die CS-Aktie um 13% von 19 auf 16,5 Franken.

Andere Analysten kommen auf ganz andere Werte

Die Analysten von Keefe, Bruyette & Woods schätzen die potenziellen Kosten für die Branche durch Strafen und Zivilklagen auf 30 bis 50 Milliarden Dollar.

Die Analysten von Morgan Stanley hingegen gehen in ihrem wahrscheinlichsten Szenario davon aus, dass die Banken insgesamt mit vergleichsweise bescheidenen 6 Milliarden Dollar Kosten wegkommen werden – oder 0,4 Milliarden Dollar pro Bank für jeden Basispunkt, den der Libor in den vergangenen vier Jahren zu niedrig ausfiel.

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