Über die Macht der Medien sei so viel geschrieben worden, dass es eigentlich nicht noch einen Beitrag mehr brauche, findet Sindy Schmiegel von der Bankiervereinigung.

Sindy_Schmiegel_11Sindy Schmiegel ist Leiterin Kommunikation UK bei der Schweizerischen Bankiervereinigung

Die aktuelle Diskussion um das Steuerabkommen mit Deutschland verdient es dennoch, an die journalistische Verantwortung zu erinnern. Wenn dem eine Plattform geboten wird, der sich am lautesten, negativsten und markigsten äusserst, ist das mit dem Blick auf Leserzahlen und Klick-Raten kurzfristig nachvollziehbar.

Konfrontation, Negativmeldungen und Übertreibungen werden lieber gelesen als sachliche Diskussionen. Doch in einigen Redaktionen geben manchmal Einzelmeinungen, Halbwahrheiten und Gerüchte genügend Anlass, das Modell der Abgeltungsteuer als tot zu erklären.*

Dabei wäre ein Hinterfragen und Verifizieren, vielleicht sogar ein Abwägen, welchen Argumenten in der Diskussion welches Gewicht beizumessen ist, oft ein echter Erkenntnisgewinn. Doch wenn ich den Satz: «Aber das berichten mehrere Medien!» höre und dies als Beweis für den Wahrheitsgehalt einer Geschichte herhalten muss, bekomme ich Bauchschmerzen.

Journalismus heisst nicht nur, das sensationshaltigste Statement aufzunehmen und wiederzugeben. Zuschauer, Hörer und Leser haben verdient, eine ausgewogene Einschätzung zu erhalten, was tatsächlich am Gesagten dran ist, und wer welche hidden agendas verfolgt. Mehr noch, indem Medien Meinungen beeinflussen, haben es Journalisten in der Hand, Debatten entscheidend zu prägen.

Es sind nicht die Banken, die die Schlagzeilen machen. Banken liefern die Geschichten, und oft genug leider Negative. Beim Thema Steuerabkommen ist dies nun ausgerechnet nicht der Fall.

*Zur Erinnerung: Einem Inkrafttreten der Abkommen mit Grossbritannien und Österreich steht nur noch ein allfälliges Referendum in der Schweiz entgegen; in Deutschland ist die Ratifikation noch nicht abgeschlossen, und auch dieses Abkommen wird eventuell noch vom Schweizer Stimmvolk beurteilt.