Wie solid sind unsere Banken? Daniel Piazza vom IFZ in Zug untersuchte bei 90 Schweizer Banken den Anteil des Eigenkapitals an der Bilanzsumme.


Daniel_PiazzaDaniel Piazza ist Projektleiter am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ

Das IFZ veranstaltet am 15. November 2012 in Zug die Retail Banking Konferenz zum Thema: «Retail Banking – Fels in der Brandung?» 

Unter anderem mit Alex Geissbühler (KPMG), Pierin Vincenz (Raiffeisen), Bernard Kobler (Luzerner Kantonalbank).


Ist unser Finanzystem durch den «Turmbau zu Basel» – sprich Basel I, II und III – sicherer geworden? Andrew G. Haldane, Exekutivdirektor für Finanzstabilität bei der Bank of England, rückte diese Frage jüngst am Gipfeltreffen der Notenbanker in Jackson Hole ins Zentrum. Er stellte die These auf, dass ein hohes Tier-1-Ratio in der Vergangenheit ein schlechter Indikator für die Stabilität von Banken war.

Viel aussagekräftiger sei dagegen das Leverage Ratio, also der Anteil des Eigenkapitals an der Bilanzsumme.

Seine Untersuchung bei hundert Banken in den USA zeigte, dass bei in der Finanzkrise gescheiterten Instituten (37 Banken) die Leverage Ratio um 1,2 Prozentpunkte niedriger war als bei jenen Häusern, welche die Krise überstanden haben (63 Banken). Haldane schlug deshalb einen Schwellenwert von idealerweise 7 Prozent für den Leverage Ratio vor.

Dies bietet einen Anlass, einmal einen Blick in die Runde der Schweizer Retail Banken zu richten. Die nachfolgende Grafik zeigt die Leverage Ratios per Ende 2011 von rund 90 Banken, welche im Schweizer Retailgeschäft tätig sind (auf die Abbildung klicken für ein PDF mit der vollständigen Tabelle).

Leverage Ratio per Ende 2011

Leverage Ratios per Ende 2011 von rund 90 Banken (PDF)

Die Umsetzung von Basel III in der Schweiz samt integrierter Too-big-to-fail-Regulierung würde eine Leverage Ratio von 4,56 Prozent (19 Prozent risikogewichtete Anforderung x 24 Prozent risikogewichteter Unterlegungssatz) für die Grossbanken bedeuten (siehe schwarze Linie). Ein Blick auf die Ausgangslage bei den Schweizer Retailbanken zeigt, dass nicht nur die Grossbanken, sondern alle anderen Häusern diese Marke Ende 2011 erreichten. Der grösste Teil der Retail Banken wies damals Quoten zwischen 7 und 10 Prozent aus, der Mittelwert liegt bei 8,24 Prozent, Maximalwerte erreichen sogar bei rund 14 Prozent.

Valiant, Raiffeisen, SoBa, NAB...

Nimmt man aber die von Haldane vorgeschlagene Quote von 7 Prozent zum Benchmark (siehe rote Linie), sieht das Bild anders aus.

Von den betrachteten 90 Banken weisen neben den beiden Grossbanken 21 Retail Banken ein Leverage Ratio von weniger als 7 Prozent aus. Rund ein Fünftel der Schweizer Retail Banken liegt somit unter dieser «Haldane-Schwelle». Neben Spezialfällen wie der CS-Tochter NAB oder der Baloise Bank SoBa lagen unter anderem auch mehrere Clientis-Banken, Valiant, die Raiffeisen-Gruppe oder die Kantonalbanken von Genf, Glarus und Zürich unter dieser Schwelle.

Der Regulator will den Finanzplatz krisenfest(er) machen. Bei den Mindestkapitalanforderungen und Höchstverschuldungsgrenzen hat er deswegen vor allem die systemrelevanten Institute im Visier. Und trotzdem: Die Bankenaufsicht geht alle etwas an. Eine entsprechende Vorlage zur Reform der Bankenaufsicht wird das Bundesparlament voraussichtlich am 18. September auf Verordnungsstufe besiegeln. Die Kritik, dass Basel III nicht vor einer nächsten Bankenkrise schütze, ist dabei weit verbreitet.

Die Leverage Ratio als praktikabler Orientierungspunkt

Die komplexen Modelle geniessen auch unter den Anlegern ein geringes Vertrauen. Umso mehr können unter den realen Verhältnissen einfache Faustregeln helfen. Dazu gehört auch die von Haldane postulierte Höchstverschuldungsquote (Leverage Ratio) von 7 Prozent. Diese Quote greift, noch bevor risikogewichtete Eigenkapitalvorschriften eine Grenze setzen.

Grundsätzlich gehört es zu den Aufgaben der Banken, sich so zu organisieren, dass zukünftige Krisenfälle absorbiert werden können – zum Beispiel Schocks auf den Immobilienmärkten. In diesem Sinn dürfte es für die Entscheidungsträger der Schweizer Retail Banken von Mehrwert sein, die Faustregel von Haldane zur Leverage Ratio zu prüfen.

Der Beitrag erschien zuerst im IFZ Retail Banking Blog

 

 

 

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