Wer sagt denn, das Firmenkundengeschäft sei langweilig? Für Gerhard Burtscher, Leiter der Bank für Tirol und Vorarlberg in der Schweiz, ist es lukrativ.

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Herr Burtscher, erstaunlicherweise bearbeiten noch wenige Ostschweizer Unternehmen den grenzüberschreitenden Raum systematisch, vor allem was die Absatzmärkte betrifft, sagt Ihre Umfrage unter Ostschweizer Unternehmen. Provoziert das Ergebnis eine neue Initiative der BTV Vier Länder Bank?

Ja. Und zwar in der Form, dass wir unsere 7‘000 Firmenkunden aus der Schweiz, Süddeutschland, Westösterreich, Wien und Norditalien noch stärker vernetzen. Wir verbinden mittelständische, exportorientierte Unternehmerkunden über die Grenze hinweg – sei es bei einem Unternehmerbrunch, einem Lunch oder einem 3-Länder-Drachenbootrennen am Bodensee. Diese grenzüberschreitenden Netzwerk-Anlässe werden wir in Zukunft verstärken, weil wir feststellen, dass die Unternehmer gerade jetzt – in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten – den gezielten Austausch mit Branchenkollegen suchen.

Wirtschafts- und Branchenverbände bieten dazu zwar genügend Möglichkeiten, aber grenzüberschreitende Plattformen sind rar. So verwundert es auch nicht, dass die meisten Unternehmer die Konkurrenz im eigenen Land sehr genau kennen, die Mitbewerber knapp hinter der Grenze dagegen weniger gut. Wir möchten helfen, dies zu ändern, weil gerade in den grenzüberschreitenden Kontakten viel Potenzial steckt, besonders für exportorientierte Unternehmen.

Unsystematisch sind es gar weniger Unternehmen als früher. Was machen diese Unternehmen falsch?

Falsch machen diese Unternehmen sicher nichts. Aus vielerlei Gründen konzentrieren sich einige Betriebe vor allem auf ihren Heimatmarkt. Die Stammklientel der BTV hingegen sind exportorientierte, mittelständische Unternehmen, die natürlich grosses Interesse an den Nachbarregionen haben. Diese Regionen bilden einen der potentesten Wirtschaftsräume der Welt und sind oft auch die bedeutendsten Exportmärkte unserer Kunden.


«Diese Gelegenheit nützen!»


Hier sehen Sie laut dem St. Galler Tagblatt eine Lücke, die die BTV füllen helfen kann – und damit auch bereits begonnen hat. Wie füllt man diese Lücke?

Als Bank engagieren wir uns sehr, jene Unternehmer gezielt zusammenzubringen, die voneinander profitieren können. Wir veranstalten kleine und grössere Netzwerkanlässe, führen Unternehmer in Einzelgesprächen zusammen und vermitteln Kontakte zu spannenden Netzwerkpartnern. Ziel ist es, gemeinsam neue Chancen zu erkennen. Aus Sicht eines Unternehmers kann ich nur sagen: Ich würde diese Gelegenheit nützen!

Schlafen die andern potenziellen Lückenfüller oder finden diese das Firmenkundengeschäft zu wenig lukrativ?

«International» bedeutet für Grossbanken nicht Zürich, Innsbruck, München und Bozen. Sondern Tokio, Hongkong und New York. Regionale Banken wiederum konzentrieren sich meistens nur auf die Region, in der sie tätig sind. Die BTV Vier Länder Bank ist dagegen regional international ausgerichtet: Wir sind die Bank für den heimischen, exportorientierten Mittelstand und begleiten unsere Kunden über die Landesgrenze hinweg in ihre wichtigsten Exportmärkte.

In dieser Rolle fühlen wir uns sehr wohl, weil wir unsere Kunden mit unseren regional internationalen Leistungen optimal unterstützen können. Wie unsere Zahlen zeigen, hat sich diese Ausrichtung auch für die Bank bewährt. Daher werden wir dieser Linie auch in Zukunft treu bleiben.

Sie wollen ihre 7‘000 mittelständischen Firmenkunden in der Schweiz, Westösterreich, Süddeutschland, Norditalien und Wien miteinander vernetzen. Wollen die Kunden ausserhalb der Schweiz das auch?

Unsere Erfahrungen in den letzten Jahren und Monaten haben gezeigt, dass grenzüberschreitende Netzwerke auf sehr grosses Interesse stossen. Gerade in den vergangenen Monaten haben wir bemerkt, dass Unternehmerkunden die Chancen, die sich in den Nachbarregionen bieten, gezielt nutzen wollen. Einerseits, um mögliche neue Beschaffungs- und Absatzmärkte zu evaluieren, andererseits, um kompetentes Fachpersonal zu finden oder die eigene Unternehmensnachfolge zu regeln.

Die BTV unterstützt Unternehmen bei all diesen Vorhaben und ist insbesondere bei Betriebsansiedelungen sowie grenzüberschreitenden Firmenkäufen und -verkäufen ein gefragter Partner. Das gestiegene Interesse an länderübergreifenden Aktivitäten führen wir vor allem auf die derzeitigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zurück, im Speziellen auf den starken Schweizer Franken. Aber es ist auch ein Indiz für den Fachkräftemangel.


«Bei uns zählt nur die Qualifikation und nicht die Herkunft»


Alle Unternehmen zahlen – laut ihrer Studie – ausländischen Mitarbeitern die gleichen Löhne wie Schweizern. Zitat: «Es ist schwierig, gute Leute zu finden. Der Kostenfaktor spielt da keine Rolle. Es geht hier einzig und allein um die Qualifikation.» Machen das die BTV und Herr Burtscher als Leiter Markt Schweiz genau so?

Wir sehen uns als Schweizer Bank mit österreichischen Wurzeln. Wir stehen zu unserer Herkunft und beschäftigen demnach nicht nur Mitarbeiter aus der Schweiz, sondern auch Grenzgänger. Die Löhne bewegen sich ausnahmslos auf Schweizer Niveau – ganz unabhängig, woher der Mitarbeiter kommt. Auch bei uns zählt allein die Qualifikation, und nicht die Herkunft.


«Investieren statt spekulieren»


Wie entwickelt sich das Privatkundengeschäft in der Schweiz? Sie verstehen das ja nicht nur als Dienst am Firmenkunden?

Ich nehme an, Sie sprechen in dem Fall den österreichischen und deutschen Kunden an? Die Schweiz als starke Volkswirtschaft gilt bei den Anlegern nach wie vor als sicherer Hafen. Sicherheitsorientierte Anleger, die Angst um den Euro haben, diversifizieren ihr Geld daher in Fremdwährungen. Je nach Risikoneigung macht das Investment in Schweizer Franken unserer Erfahrung nach zwischen 10 und 50 Prozent des Vermögens aus.

Das Privatkundengeschäft sehen wir nicht als Dienst am Firmenkunden: Es ist neben dem Firmenkundengeschäft die zweite tragende Säule der Bank. Die BTV ist ein exzellenter Vermögensverwalter, wie zahlreiche internationale Auszeichnungen – firstfive, Lipper Fund Awards, Österreichischer Fondspreis, Deutscher Fondspreis, Feri EuroRating –dokumentieren. Mit ihrer konservativen Strategie «Investieren statt spekulieren» ist die BTV auch und gerade in Zeiten wie diesen ein starker Partner für die Vermögensanlage.


Der Bodenseeraum gilt als potentes, aufstrebendes Wirtschaftsgebiet. Die Region der Ostschweizer Kantone, der österreichischen Bundesländer Vorarlberg und Tirol sowie der deutschen Länder Bayern und Baden-Württemberg ist eine der wirtschaftlich aktivsten Regionen Europas.

Dennoch liegt dieses Potenzial für viele Ostschweizer exportorientierte, mittelständische Unternehmen noch brach und wird selten systematisch genutzt. Zu diesem Schluss kommt eine Umfrage der BTV VIER LÄNDER BANK unter Ostschweizer Unternehmern mit dem Ziel, deren wirtschaftliche Situation zu ermitteln. Der Fokus der qualitativen Befragung lag auf den Geschäftsbeziehungen im Bodenseeraum und den grenzüberschreitenden Unternehmernetzwerken.

Das Marktforschungsunternehmen Insight Institute befragte im Auftrag der BTV 19 Ostschweizer Unternehmen mit 50 bis 900 Mitarbeitenden in längeren Interviews gezielt über grenzüberschreitende Geschäfte und Beziehungen.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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