Christina_Bock_75_2«Kann man ernsthaft hoffen, durch den Kauf eines grünen Fonds die Welt vor einer Klimakatastrophe zu retten?», fragt Christina Böck von AXA Investment Managers.

Christina Böck ist Head of Investment Solutions Switzerland bei AXA Investment Managers. Ihre Kolumne für finews.ch erscheint monatlich.

Dürfen wir damit rechnen, mit nachhaltigen Fonds in jedem Zeitraum eine bessere Performance zu erwirtschaften? Nein, man darf dieser Philosophie nicht zu viel abverlangen und ihr dann vorwerfen, nicht zu liefern, was sie nie versprochen hat.

Dennoch gibt es gute Gründe, an nachhaltiges Investieren zu glauben.

Drei Hauptkriterien

Im Herzen des Konzeptes steht das Drei-Säulen-Modell aus ökologischen, ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeitsaspekten, auf Neudeutsch die ESG-Kriterien (Ecological, Social, Governance). Unter den ökologischen Kriterien findet man zum Beispiel die CO2-Emissionen oder die Energieeffizienz.

Die sozialen Kriterien betreffen die Beziehungen zwischen Direktion und Angestellten des Unternehmens, die Sicherheit der Arbeitsstätten und die Auswahl der Lieferanten.

Metastudien heranziehen

Unter dem Begriff ökonomisch (auch Governance = Unternehmensführung) gruppiert man, was die Verwaltung der Firma selbst betrifft, zum Beispiel den Schutz der Aktionärsinteressen oder die Transparenz hinsichtlich der Managersaläre.

Um zu wissen, ob der Einbezug dieser Kriterien die Performance von Portfolios verbessert, genügt es nicht, eine Studie anzusehen, denn Studien gibt es sehr viele, und viele sind voreingenommen. Also muss man Metastudien heranziehen, Studien von Studien.

Neutrales Fazit

Eine höchst seriöse Metastudie ist jene, in der das Beratungsunternehmen Mercer Investment Consulting insgesamt 37 glaubwürdige, akademische Studien analysiert hat, um den Zusammenhang zwischen den ESG-Kriterien und der Portfolio-Performance festzustellen.

Ergebnis: Positiv waren 20 Studien, neutral-positiv deren 2, neutral 9, neutral-negativ 3 und negativ 3. Die einzige ehrliche Art, dies zusammenzufassen ist: neutral. Überperformance sollte also nicht das Hauptmotiv sein.

Qualität der Erträge

Erfolgreiche Aktien-Portfolio Manager wählen Aktien oft nach dem Kriterium der «Qualität der Erträge» der Unternehmen aus, das heisst danach, ob die Erträge wiederholbar, kontrollierbar und vorhersehbar sind. Die Aktien solcher Unternehmen zeigen oft eine hohe langfristige Performance, auch wenn sie in Boommärkten einmal «hinterherhinken» können.

Es ist logisch, dass Unternehmen, die sichere und stabile Erträge erwirtschaften möchten, ein Interesse daran haben, die ESG-Kriterien einzuhalten: Energieeffizienz fördern, um die Energierechnung niedrig zu halten. Die Arbeitsplätze sicher zu gestalten, tut man nicht (nur), um «nett» zu seinen Angestellten zu sein, sondern um die Kosten von Arbeitsunfällen zu vermeiden.

Nachteilige Rufschädigung

Und aus ökonomischer Sicht ist es sinnvoll, seine Aktionäre fair zu behandeln, damit diese auch langfristig bereit sind, das Unternehmen mit Eigenkapital zu versorgen. Es ist leicht einsichtig, dass das Nichtrespektieren der ESG-Kriterien das Risiko einer wirtschaftlich nachteiligen Rufschädigung mit sich bringt.

Kurz gesagt: Unternehmen mit hoher Ertragsqualität halten die ESG-Kriterien nicht aus humanistischen Gründen ein, sondern weil dies mit vorsichtigem Wirtschaften einhergeht. Dieser Zusammenhang ist kürzlich in einer Studie von Harvard und der London Business School bestätigt worden, in der die beiden Hochschulen feststellten, dass Unternehmen mit hoher «Sustainability» (Nachhaltigkeit) auf lange Sicht ihre Konkurrenten ausstechen.

Eine gründliche Bewertung der ESG-Kriterien kann somit als Frühindikator für eine gute operationelle Performance genutzt werden. So bringt nachhaltiges Investieren Wert.


Bock_Christina_qChristina Böck (Bild) bildete sich an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster zur Diplom-Kauffrau aus, bevor sie einen Master in Management (Finance) an der H.E.C. in Paris erlangte.

Nach verschiedenen Praktika war sie ab 1994 bei der Dresdner RCM Gestion in Paris tätig. Später wechselte sie zur Allianz-Pimco-Gruppe, wo sie vier Jahre im Asset Management (internationale Anleihen) arbeitete.

Zu AXA Investment Managers in Paris stiess sie im April 2001. Seit März 2007 arbeitet Christina Böck in Zürich als Head of Investment Solutions Switzerland und ist dabei unter anderem für das Team «CHF Fixed Income» verantwortlich.

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