«Die Zeiten für eine Ausbildung waren noch nie so spannend wie jetzt», sagt Christoph Lengwiler, Leiter des Instituts für Finanzdienstleitungen Zug (IFZ).

Herr Professor Lengwiler, wie beurteilen Sie als Leiter eines Fachhochschulinstituts die Auswirkungen der Finanzkise auf die Nachfrage?

Vor allem in der Weiterbildung für Finanzfachleute ist die Krise spürbar. Wir stellen am Institut fest, dass die Nachfrage nach den Lehrgängen tendenziell zurückgeht. Grund dafür sind zum einen die Kostensenkungsprogramme der Banken, zum andern aber auch die unsichere Situation auf dem Arbeitsmarkt und die starke Belastung im Beruf. So verschieben einige Interessenten ihre Weiterbildungspläne auf später.

Der Rückgang wird in den Jahren 2010 und 2011 auch finanziell durchschlagen und unserem kostendeckend zu betreibenden Institut zusätzliche Herausforderungen bereiten.

Wie präsentiert sich die Situation bei den Bachelor-Lehrgängen?

Hier verzeichnet unsere Schule auf den nächsten Herbst wie schon in den letzten zwei Jahren ein zweistelliges Wachstum bei den Einschreibungen. Die Arbeitsmarktsituation kann hier zu einer Verschiebung von den berufsbegleitenden zu den vollzeitlichen Lehrgängen führen.

Interessant ist auch die Ausgangslage für jene Studierenden, die im Anschluss an ihren Bachelorabschluss einen Masterlehrgang in «Banking & Finance» an unserer Schule absolvieren können. Hier stellen wir bei einzelnen Studierenden fest, dass sie – wegen dem schwierigen Umfeld – in erster Priorität eine Stelle suchen. Wenn Sie keine Stelle finden, ist der Master eine Option. Andere Studierende verfolgen zielstrebig ihren Weg weiter und schreiben sich ungeachtet der Situation in den Masterlehrgang ein.

Wie schlägt sich die Krise im Ausbildungsprogrammen nieder?

Die Finanzkrise ist in allen Lehrgängen ein Thema. Wir gehen auf die aktuellen Entwicklungen ein, analysieren die Ursachen der Krise und diskutieren die unterschiedlichen Wege, welche zur Krisenbewältigung eingeschlagen werden. Die Erkenntnisse über die Finanzmarktkrise werden auch die Unterrichtsinhalte künftiger Lehrgänge prägen.

Führt das mittelfristig zu inhaltlichen Veränderungen?

Die klassische Finanztheorie, die Finanzinstrumente und die Methodik des Risk-Managements werden auch in Zukunft im Zentrum stehen. Allerdings werden die Prämissen der Theorien und Methoden vermehrt hinterfragt. Es wird eine intensivere Auseinandersetzung mit den Risiken einzelner Finanzinstrumente und des ganzen Finanzintermediations-System geben. Ebenso werden wir wohl vermehrt weiche Faktoren einbeziehen – Investment-Suitabilität, Kommunikation mit den Kunden, ethische Aspekte.

Wie reagiert der Lehrkörper?

Für die Dozierenden unserer Schule ist die aktuelle Situation spannend. Wir verfolgen die Entwicklungen aktiv, machen uns eigene Meinungen dazu und nehmen in Referaten und Interviews auch in der Öffentlichkeit Stellung. Einige von uns können sich dabei auf eigene Erfahrungen als Verwaltungsrat einer Bank abstützen. Die Finanzkrise und ihre Folgen eröffnen Potenzial für Forschungsprojekte. Allerdings war es auch schon einfacher, die Finanzindustrie in die Finanzierung von Forschungsprojekten einzubinden.

Was empfehlen Sie der Branche und den Studenten in dieser Situation?

Der Branche empfehle ich, trotz der aktuellen Schwierigkeiten die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeitenden zu fördern und diesbezüglich eine nachhaltige Politik zu verfolgen. Gerade in unsicheren Zeiten ist es für viele Mitarbeitende sehr wertvoll, wenn ihnen der Arbeitgeber eine Weiterbildung ermöglicht. Den potenziellen Studierenden – sei es nun für Bachelor, Master oder Weiterbildung – empfehle ich, sich durch die aktuelle Krise nicht zu stark beeindrucken und von den persönlichen Zielen abbringen zu lassen. Eine fundierte Aus- und Weiterbildung schafft Mehrwert und erhöht die Chancen auf dem Arbeitsmarkt!

Prof. Dr. Christoph Lengwiler ist Leiter des Instituts für Finanzdienstleistungen Zug IFZ an der Hochschule Luzern
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