Der CEO der VT Wealth Management, Thomas Fedier, über die Chancen für unabhängige Vermögensverwalter heute – und über seine Prioritäten für 2013

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Herr Fedier, 2012 war ein schwieriges Jahr für die Banken, aber auch für die unabhängigen Vermögensverwalter. Wie erging es Ihnen?

Die Entwicklung war zugegebenermassen nicht einfach. Wer das Gegenteil behauptet, dürfte wohl ein Optimist oder ein absoluter Glückspilz sein. Der Geschäftsgang war schleppend, während die Kosten weiter stiegen. Punktuell konnten wir dennoch zulegen.

In welchen Bereichen?

Für uns sind Osteuropa, die Türkei sowie Russland interessante Wachstumsmärkte, in denen wir uns bei neuen Unternehmerkunden etablieren konnten. Dabei handelt es sich nicht um die in den Medien omnipräsenten «Oligarchen» – die kürzliche Eröffnung des Alpina in Gstaad war gerade wieder ein Beispiel für die Berichterstattung über «Oligarchen» –, sondern es handelt sich um fleissige Unternehmer.


«Manche Banken sind grösseren Problemen ausgesetzt»


Diese Unternehmer können seit geraumer Zeit vom anziehenden Binnenkonsum in Russland enorm profitieren. Und sie wollen gleichzeitig einen Teil ihres langsam erschaffenen Vermögens in der Schweiz verwaltet haben. Auch die Türkei ist diesbezüglich interessant, zumal sie nicht EU-Mitglied ist. Natürlich erfordern diese Kundengruppen auch eine akribische Compliance. Doch dazu sind wir selbstverständlich in der Lage.

Angesichts der weiteren Konsolidierung in der Branche ist ständig davon die Rede, dass es den unabhängigen Vermögensverwaltern ans Eingemachte geht. Stimmt das?

Pauschalurteile sind immer problematisch. Natürlich sind die vielen neuen Vorschriften und Gesetze eine erhebliche Herausforderung, der künftig gewiss nicht alle unabhängigen Vermögensverwalter gewachsen sein werden. Verallgemeinern möchte ich jedoch nichts. Ich glaube, dass manche Banken deutlich grösseren Problemen ausgesetzt sind als wir unabhängige Vermögensverwalter.

Das müssen Sie uns bitte genauer erklären.

Das derzeit grösste Problem in der Branche sind eindeutig die massiv steigenden Kosten für die Informatik, die Compliance und andere regulatorische Veränderungen in der täglichen Geschäftstätigkeit.


«Das wird zu drastischen Sparmassnahmen führen»


Während unabhängige Vermögensverwalter mit ihren doch eher schlanken und auch überschaubaren Strukturen derlei Dienstleistungen von aussen beziehen oder sich einem Verbund anschliessen können, sieht es bei Banken anders aus. Es sind vor allem kleinere bis mittelgrosse Banken, die bei schrumpfenden Erträgen eine eigene Infrastruktur unterhalten müssen, deren Kosten laufend steigen. Dadurch sind diese Banken viel stärker auf sich allein gestellt, sofern sie ihre Unabhängigkeit nicht gleich aufgeben wollen.

Wie wird sich das im nächsten Jahr auswirken?

Banken, die einen relativ hohen Personalbestand im Vergleich zu ihren verwalteten Kundenvermögen haben, werden nicht umhin kommen, deutlich über die Bücher zu gehen. Und das wird in vielen Fällen zu drastischen Sparmassnahmen führen.


«Viele deutsche Kunden warten nach wie vor ab»


Vor diesem Hintergrund werden weitere Institute ihre Tätigkeit aufgeben, wie dies ein Blick in die entsprechenden Finma-Statistiken bereits klar zeigt. In diesem Jahr wurden noch viele «harmlose» Sparmassnahmen still und leise durchgesetzt. Im 2013 wird es diesbezüglich mehr Schlagzeilen zu Banken in den Medien geben.

Viele Banken lehnen inzwischen amerikanische Kunden, die nicht einwandfrei deklariert sind, strikte ab. Wie verhält es sich mit der deutschen Klientel, zumal das Steuerabkommen mit Deutschland weiter in der Schwebe ist?

US-Kunden hatten für viele unabhängige Vermögensverwalter nie den Stellenwert von deutschen Kunden. Das liegt am Geschäftsmodell und an der Ausrichtung vieler Akteure. Trotz des öffentlichen Drucks auf deutsche Kunden in der Schweiz und dem Drang zu einer so genannten Weissgeld-Strategie warten viele vermögende Deutsche nach wie vor ab, wie sich die ganze Steuerdiskussion weiter entwickelt.


«Von der CS würde ich noch keine Aktien kaufen»


Das gibt den unabhängigen Vermögensverwaltern und auch den Banken Zeit, ihr Geschäftsmodell zu überdenken und sich letztlich klar darüber zu werden, welche Kundensegmente sie künftig wie bearbeiten wollen. So gesehen ist noch lange nicht alles entschieden. Keiner weiss, wie es in Sachen Steuerabkommen mit Deutschland im Jahr 2013 weiter geht.

Im Umbruch befinden sich auch die beiden Schweizer Grossbanken. Wie beurteilen Sie deren jüngste Restrukturierungsschritte?

Die UBS hat einen vielversprechenden Anfang gemacht. Die wieder verstärkte Betonung des Vermögensverwaltungs-Geschäfts ist sicherlich der richtige Weg, um als Schweizer Global Player Erfolg zu haben. Insofern hat die UBS die Weichen gestellt. Jetzt geht es an die Umsetzung der neuen Strategie. Es wird sich aber noch weisen müssen, welchen Einfluss die UBS-Investmentbanker unter der neuen Leitung von Andrea Orcel innerhalb des Konzerns haben.


«Natürlich stellt sich auch im Investmentbanking die Frage: Was will die CS?»


Was ist von der Credit Suisse zu halten?

Im Gegensatz zur UBS würde ich von der CS (noch) keine Aktien kaufen. Trotz Reorganisation ist für mich nicht klar, welche Prioritäten die Führungscrew in den nächsten Jahren setzen will. Die Integration des Asset Managements ins Private Banking mag zwar rein äusserlich Sinn machen.

Das ist aber eine Herkulesaufgabe, vor allem, wenn man bedenkt, dass das Asset Management in den letzten Jahren vor allem in der Schweiz, aber nicht im Ausland Geld verdient hat. Wenn es nun weiter unter der Leitung eines Amerikaners, das heisst von Robert Shafir, steht, ist dahinter durchaus ein Fragezeichen zu setzen. Und natürlich stellt sich auch im Investmentbanking die Frage: Was will die CS? Das alles werden wir im kommenden Jahr sehen, ja sogar sehen müssen.

«Das war ein Superjahr im Obligationenbereich»


Welche Prioritäten setzen Sie 2013?

Organisatorisch können wir uns keine Leerläufe leisten. Unsere Kundenberater müssen das erbringen, was sie in Aussicht gestellt haben. Denn das Umfeld an der Kundenfront wird sich vorläufig kaum nachhaltig aufhellen. Wir müssen kosteneffizient bleiben und Chancen für unsere Kunden packen.

Ihre Kunden können Sie wohl am ehesten mit einer guten Anlageperformance überzeugen. Wo sehen Sie im nächsten Jahr Chancen?

Die letzten zwölf Monate waren im Obligationenbereich ein Superjahr mit Renditen von bis zu 15 Prozent. Diese Entwicklung dürfte sich noch für ein paar Monate fortsetzen. Doch ich mahne zur Vorsicht. Da wir im nächsten Jahr mit einem deutlich schwierigen Umfeld für die Unternehmen rechnen (Steuererhöhungen, Ausgabenkürzungen, schwache Nachfrage aus den Emerging Markets), werden wir uns wie auch2013 vorrangig auf solide Unternehmen in den etablierten Märkten konzentrieren.


«Gold halten wir als strategisches Asset»


Die erste Welle des Investitionszyklus scheint aber abgeschlossen, vor allem im Bau- und Maschinensegment. Aber auch die Technologiekonzerne, die in diesem Jahr starke Auftragseingänge verzeichneten, sind nun deutlich zurückhaltender. Diese Sektoren sollten 2013 also nicht zu den Favoriten gehören.

Wir setzten weiterhin auf solide Konsum- und Versicherungstitel. Selektiv werden auch Titel der Automobil- und Zuliefererbranche sowie die Spezialchemie interessant werden. Gold halten wir weiterhin als strategisches Asset.


Thomas_Fedier_q_2Thomas Fedier (Bild) ist Partner und CEO der VT Wealth Management AG. Dabei handelt es sich um eine unabhängige Vermögensverwaltung mit Sitz in Zürich. Die Gesellschaft betreut in- und ausländische Privatkunden in den Bereichen Vermögensverwaltung, -beratung sowie Vermögenskonsolidierung und bietet Family-Office-Dienstleistungen an.

Das 2008 gegründete Unternehmen gehört zu den mittelgrossen Vermögensverwaltern in der Schweiz. Seit Ende März 2011 steht es im alleinigen Eigentum des Managements.

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