Christina_Bock_75_2Trotz der nun positiven Stimmung für Aktien müssen einzelne Titel nach wie vor mit Bedacht ausgewählt werden, betont Christina Böck von Axa Investment Managers.

Christina Böck ist Head of Investment Solutions Switzerland bei AXA Investment Managers. Ihre Kolumne für finews.ch erscheint monatlich.

Das Dunkel im europäischen Umfeld hat sich in den letzten Monaten erheblich gelichtet, insbesondere durch die EZB-Annonce im vergangenen September, Staatsanleihen jener Länder zu kaufen, die sich dem Rettungsschirm unterwerfen.

Hierdurch wurde das kurzfristige Risiko für die Eurozone massiv reduziert und hat dementsprechend das Vertrauen wieder hergestellt. Zusammen mit der Perspektive auf eine europäische Bankenunion sind nun die Leitplanken für die langfristige Lösung des Staatsschulden-Problems gesetzt.

Extrem günstig

Gleichzeitig ist die Bewertung der europäischen Aktienmärkte heute nicht nur preiswert, sondern ausgesprochen vorteilhaft. Das zeigt sich in Indikatoren wie dem Verhältnis Preis-zu-Cash Flow, das mit 8 x auf einem extrem niedrigen ist.

Aktien sind auch im Vergleich zu Anleihen sehr preiswert und zeigen im Durchschnitt eine um einiges höhere Dividendenrendite als die Zinsen auf die entsprechenden Unternehmensobligationen.

Verdriessliche Aussichten

Negative Einflüsse bestehen aber weiterhin: Der Wachstumsausblick in Europa ist verhalten bis verdriesslich, fast ausnahmslos gleiten die europäischen Länder in die Rezession, und auch Deutschland zeigt ein rückläufiges Wachstum anhand fast aller Indikatoren.

Insgesamt werden die Unternehmensgewinne in Europa im Jahr 2013 wohl im Durchschnitt leicht sinken. Aber immerhin stehen der europäischen Schwäche Verbesserungen in den USA und China gegenüber.

Gute Gründe

Geht man von der Annahme aus, dass die Eurozone zusammenhält, und sie sich auf einem langen, aber erfolgreichen Weg der Genesung befindet, dann sind die erwähnten Faktoren durchaus «neutral». Die Konsolidierung der letzten Woche ist daher sogar als Einstiegsmöglichkeit für einen langfristig orientierten Investor zu sehen.

Allerdings ist die Situation im Aktienmarkt sehr heterogen: Einige Aktien sind aus gutem Grunde billig. Andere sind bei den heutigen Niveaus sehr interessant. Die Kriterien, auf die man achten sollte, sind jene, die auch die Staatsschuldenkrise definieren: Der Zugang zu Finanzierung, der unsichere volkswirtschaftliche Ausblick und ein sehr ungleich verteiltes Wachstum.

Gute und schlechte Aktien

Daher müssen die einzelnen Titel mehr denn je mit Bedacht ausgewählt werden. Das lässt sich anhand der Performance-Unterschiede der besten und der schlechtesten Aktien in den letzten Jahren illustrieren.

Im Jahr 2011 haben die 25 Prozent besten Aktien die 25 Prozent schlechtesten Aktien des Dow-Jones-Euro-Stoxx um 53,7 Prozent übertrumpft. Daher sollte man Unternehmen auswählen, die eine sehr effiziente Kostenstruktur aufweisen und über starke, gesunde Bilanzen verfügen.

Breit gestreute Kundschaft

Schlüsselelement ist ausserdem eine starke Konkurrenzpositionierung, die man an den Marktanteilen und an einer technologischen Spitzenstellung erkennen kann – besonders positiv ist, wenn ein Unternehmen seine Kundschaft geographisch breit gestreut hat; die Bedienung der wachsenden Konsumentenzahl in den Schwellenländern ist dabei ein wichtiges Plus. Wichtig sind darüber hinaus auch eine solide Qualität der Erträge, also stabile und gut vorhersehbare Gewinne.

Gerade im Industriesegment zeigt sich dies gut: Auf Grund der Sparbestrebungen im staatlichen Bereich sollte man sich auf Firmen konzentrieren, die vom privaten Konsum profitieren, wie GEA oder BASF.

Zwischen Billig- und Luxusware

Weitere Themen mit gutem Potential sind die Energieeffizienz (die preiswerteste Energie ist die, die man nicht benutzt), die Polarisierung der Konsumenten zwischen Billigware und Luxus (Hennes & Mauritz und LVMH, weniger Esprit) und die demographische Entwicklung, die im Gesundheitssektor interessante Chancen eröffnet.


Bock_Christina_qChristina Böck (Bild) bildete sich an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster zur Diplom-Kauffrau aus, bevor sie einen Master in Management (Finance) an der H.E.C. in Paris erlangte.

Nach verschiedenen Praktika war sie ab 1994 bei der Dresdner RCM Gestion in Paris tätig. Später wechselte sie zur Allianz-Pimco-Gruppe, wo sie vier Jahre im Asset Management (internationale Anleihen) arbeitete.

Zu AXA Investment Managers in Paris stiess sie im April 2001. Seit März 2007 arbeitet Christina Böck in Zürich als Head of Investment Solutions Switzerland und ist dabei unter anderem für das Team «CHF Fixed Income» verantwortlich.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.3%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.79%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.91%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.36%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.63%
pixel