Vanessa_Honsel_75Im kommenden Sommer dürfte die Rezession ihren Tiefpunkt erreicht haben, ist Investment-Expertin Vanessa Honsel von VT Wealth Management überzeugt. 

Vanessa Honsel ist Chief Investment Officer und Leiterin Portfolio-Management beim Zürcher Vermögensverwalter VT Wealth Management.

Das Börsenjahr 2012 endet deutlich erfreulicher als erwartet. Obligationen und Aktien – die beiden wichtigsten Anlagekategorien – verzeichneten respektable, im riskanteren Segment des Obligationenanlagespektrums sogar eindrückliche Gewinne.

Die Notierungen spiegeln mehr die Erleichterung über die ausgebliebene Katastrophe wider als frisch geschöpftes Zukunftsvertrauen. Die Erholung der letzten Wochen kann jäh umkippen, sobald sich in der anlaufenden Berichterstattungsperiode zeigt, dass die Jahresergebnisse nicht den Erwartungen entsprechen. Sollte sich zudem herausstellen, dass sich die wirtschaftliche Erholung in Europa weiter verzögert, sind ungnädige Reaktionen nur allzu wahrscheinlich.

Bedenklich geringe Nachfrage

Einstweilen gehen die Auguren davon aus, dass die Rezession im kommenden Sommer ihren Tiefpunkt erreicht hat und dass ab Spätherbst 2013 die Konjunktur wieder anzieht. Verzögerungen sind jedoch keineswegs auszuschliessen. Die Nachfrage ist bedenklich gering. Dies wird nicht ohne Konsequenzen für die Unternehmensgewinne bleiben.

Beruhigend ist einzig, dass das Risiko einer Euro-Auflösung laufend abnimmt. Zuversichtlich stimmt weiter, dass zumindest hinter verschlossenen Türen niemand die Notwendigkeit bestreitet, gezielte Wachstumsanreize zu setzen, statt sich einfach nur mit den Haushaltssanierungen zu begnügen. Somit unterliegen die Märkte – zumindest in Europa – massgeblich politischer Einflussnahme.

Neue quantitative Signale

An der expansiven Geldpolitik, die weltweit zu beobachten ist, wird sich so schnell nichts ändern. Mit der Vorgabe einer Arbeitslosenquote setzt die amerikanische Notenbank neue quantitative Signale. Mark Carney, der nominierte Gouverneur der Bank of England, peilt ebenso eine weitere Geldexpansion an. Entgegen kommt ihnen, dass allgemein kein grosser Inflationsauftrieb zu beobachten ist. (Nicht zuletzt eine Folge der allgemeinen Konsolidierungsanstrengungen und des damit einhergehenden Nachfrageabbaus.)

Die Währungen dürften sich vorerst weiterhin in den bekannten Schwankungsbreiten bewegen. Aufwertungspotential haben vereinzelte Währungen aus den Emerging Markets, etwa der mexikanische Peso. Dagegen könnten die Erwartungen an den polnischen Zloty etwas übertrieben sein. Die polnische Wirtschaft hängt einfach zu stark von der Konjunktur in Westeuropa ab.

Stattlich bewertete Obligationen

Dass der Euro auseinanderfällt – oder Griechenland das Handtuch wirft – wird von Tag zu Tag unwahrscheinlicher. Es sieht vielmehr danach aus, als hätte Europa seine Krise langsam im Griff.

Obligationen sind mittlerweile sehr stattlich bewertet. In unserer Nische – den Anleihen mittelständischer deutscher Unternehmungen mit hohen Coupons – sind wir dazu übergegangen, die Positionen glatt zu stellen und ansehnliche Gewinne mitzunehmen. Interessant sind bei stabilen Märkten höchstens noch Wandelanleihen und High Yields.

Im Griff der Händler

Um böse Überraschungen zu vermeiden, empfiehlt sich für letztere ein kollektives Anlageinstrument wie der iShares-Euro-High-Yield oder unser VT-High Yield Basket. Abhängig vom Wahlausgang in Italien könnte es sich auch lohnen, langlaufende italienische Staatsanleihen ins Depot zu legen. Besonders solche mit Inflationsschutz.

Die Aktienmärkte bleiben weiterhin im Griff der Händler. Sollten die Unternehmensgewinne enttäuschend ausfallen, ist mit kräftigen Kurskorrekturen zu rechnen. Aber auch ein Erleichterungsrallye ist möglich, falls die Daten nicht so schwach sind wie befürchtet.

Einiges spricht für die USA

Grundsätzlich spricht derzeit viel für die USA. Die Kombination von günstigen Energiepreisen, verbesserten Bedingungen für eine Re-Industrialisierung und einer ultralockeren Geldpolitik liefert einen exzellenten Nährboden für eine strukturelle Hausse. Dividendenstarke Titel wie Johnson & Johnson oder Kraft machen sich im Portefeuille immer gut. Unter opportunistischen Aspekten spricht einiges für die immer noch deutlich unter Buchwert notierenden Banken. Etwa ein grundsolides Haus wie Wells Fargo.

Stock Picking wird bei den Emerging Markets zunehmend nötig sein. Technologie-, Industrie- und Telekommunikationswerte wurden zuletzt bös abgestraft. Dafür legten einzelne Märkte, etwa die Türkei, eine glänzende Performance vor. Aber gerade Istanbul ist gefürchtet für seine exzessive Volatilität.

Dividendentitel schützen vor Enttäuschungen

Dividendentitel wie BASF, Nestlé oder Roche bleiben in Europa erste Wahl. Sie bieten die beste Gewähr, von grossen Enttäuschungen verschont zu werden. Ergänzend könnte man sich noch Werte wie Alstom oder Schneider oder zurückgebliebene Titel wie ABB und Saint Gobain anschauen.

Gold stagniert derzeit im Preis. Doch das kann sich im derzeitigen Umfeld einer expansiven Geldpolitik schnell ändern. Gerade die Notenbanken der aufstrebenden Länder stocken derzeit ihre Goldbestände kräftig auf.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.29%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.8%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.9%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.4%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.62%
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