Auch 2012 kam es zu Abgängen, die für Aufregung, Überraschung oder auch Schadenfreude sorgten. finews.ch benennt die schillerndsten Aussteiger.


1. Philipp Hildebrand

Für erste Schlagzeilen aus der Schweizer Finanzbranche im Jahr 2012 sorgte Philipp Hildebrand. Grund dafür waren private Devisentransaktionen, die der Nationalbank-Präsident und seine Frau 2011 im Umfeld der Anbindung des Franken an den Euro privat getätigt hatten. Egal, ob er Profit daraus zog oder nicht: Angesichts seines Insiderwissens hätte er diese Käufe und Verkäufe nie machen dürfen.

Nach einem verzweifelten Rechtfertigungsversuch Anfang 2012 sah Hildebrand schnell einmal ein, dass er den Rückhalt bei den Behörden verloren hatte und trat ab. Still blieb es um den mondänen Swiss Banker nicht lange; sein Comeback läutete er bereits im Juni am Swiss Economic Forum ein, gab im August am Westschweizer Fernsehen ein mea culpa ab, lehrte ab September an der Universität im britischen Oxford, bevor er schliesslich seinen ganz grossen Coup landete und Vice-Chairman des US-Vermögensverwalters BlackRock wurde. Damit bleibt Hildebrand im Gespräch: Er bekleidet derzeit den höchsten Posten eines Schweizers in der globalen Finanzbranche.

 

2. Thomas Steinemann

Der verschärfte Margendruck, die anhaltende Ertragserosion sowie die Handschrift des neuen CEOs Zeno Staub führten 2012 bei der Zürcher Bank Vontobel zu allerlei personellen Rochaden. Eine überraschende war zweifelsohne der abrupte Abgang des langjährigen Chefökonomen Thomas Steinemann Ende Februar. Als verlässlicher und intellektuell höchst bewanderter Vordenker und hatte sich Steinemann einen Namen in seinem Metier gemacht.

Doch offenbar waren 2012 seine Kompetenzen im Hause Vontobel nicht länger gefragt. Eher unsportlich wurde er nach elfjähriger Firmenzugehörigkeit aus seinem Amt verabschiedet und musste Christophe Bernard weichen; dieser war bis dahin Chefökonom der Genfer Union Bancaire Privée gewesen.

Steinemann in der Branche bislang nicht wieder aufgetaucht; er wolle sich einer neuen beruflichen Herausforderung widmen, hiess es seinerzeit.

 

3. Kaspar Villiger

Kaum ein Ruhmesblatt war die Amtszeit des früheren Bundesrats und Finanzministers Kaspar Villier als Verwaltungsratspräsident der UBS. Als bodenständiger Hoffnungsträger lanciert, verteidigte er schon sehr bald die Methoden der abgehobenen (Investment-)Banker und erfüllte so bei weitem nicht die Erwartungen, die man in ihn gesetzt hatte. An der Seite des unzimperlichen CEO Oswald Grübel besass er auch nicht das nötige Durchsetzungsvermögen, um den Risikokurs der Bank allenfalls zu drosseln.

Stattdessen blieb er in seiner Amtszeit blass und galt in dem Moment, als der Deutsche Axel Weber als sein Nachfolger bekanntgegeben wurde, bloss noch als «lame duck». Nach drei Jahren als UBS-Präsident verabschiedete er sich im Mai 2012 an der Generalversammlung von den Aktionären. Der UBS ist er dennoch erhalten geblieben – als Präsident der UBS-Stiftung an der Universität Zürich.

 

4. Peter Fanconi

Der Umbruch bei der Bank Vontobel blieb in diesem Jahr eine wichtige Konstante. Im März musste auch Peter Fanconi seinen Sessel als Leiter des Private Banking räumen, nachdem die Ergebnisse in seiner Abteilung offensichtlich unter den Erwartungen geblieben waren.

Überraschend war dabei weniger, dass mit Fanconi ein früherer Hedge-Fund-Spezialist abgesetzt wurde, sondern dass mit Georg Schubiger, zuvor in Diensten der Danske Bank Group, ein doch eher unbeschriebenes Blatt in der Private-Banking-Branche per Anfang September zum Nachfolger gekürt wurde. Dieser Personalrochade sollten noch weitere Veränderungen folgen. So verliess im Herbst 2012 auch der langjährige Chef für das Schweizer Private Banking, Duri Prader, das Unternehmen.

 

5. Richard Wohanka

Ein Wechsel, der vor allem in der Westschweiz zu reden gab, war die Absetzung von Richard Wohanka als Leiter des Bereichs Asset Management bei der Union Bancaire Privée. Er war ursprünglich im Jahr 2009 an Bord geholt worden, um die Genfer Bank nach der Bernard-Madoff-Affäre, bei welcher die UBP milliardenschwere Abschreiber hatte tätigen müssen, wieder auf Kurs zu bringen.

Dies gelang Wohanka denn auch, indem er die Bank reorganisierte und sie als kompetenter Asset Manager neu positionierte und auch in Asien das Geschäft dynamisieren konnte. Trotzdem fiel er in Ungnade und wurde aus der Geschäftsleitung verbannt und in den Rang eines Special Advisors zurückversetzt – was selten ein gutes Zeichen ist. Ganz planmässig verlief diese Rochade tatsächlich nicht, haben nun CEO Guy de Picciotto sowie Eftychia Fischer in Personalunion die Leitung des Bereichs «Asset Management» übernommen – was eher den Eindruck einer Übergangslösung erweckt.

 

6. Walter Berchtold

Zu einigen spektakulären Abgängen kam es auch bei der Credit Suisse. Allen voran schied im November der populäre Walter Berchtold, zuletzt als Chairman Private Banking, nach fast 30-jähriger Firmenzugehörigkeit aus.

Offenbar gab es für ihn, in einem Unternehmen, das fortan noch viel mehr auf Performance und Kundennähe setzen will, keinen Job mehr. Oder auch anders gedeutet: Offenbar besass er in der «Post-Grübel-Ära» einfach die schlechteren Karten im ganzen Reorganisations-Prozess der CS. Als 50-jähriger Banker, der seit Handwerk von der Pike auf lernte, hat der Zürcher beste Chancen, wieder einen erstklassigen Job zu ergattern.

Derweil muss nun sein Kontrahent Hans-Ulrich Meister, der nun als Co-Chef-Private-Banking (zusammen mit Robert Shafir) amtet, beweisen, wie er die CS zum Erfolg führen kann.

 

7. Arthur Vayloyan

Im Zuge des fast schon permanenten Umbaus bei der Credit Suisse ging noch ein weiterer langjähriger Kadermann über Bord: Arthur Vayloyan – intern weit herum geschätzt. Als Produkteschmied galt Vayloyan in der Ära von Oswald Grübel als unentbehrlich. Nachdem Letzterer vom Private-Banking-Chef zum CEO aufgerückt war, zeichnete Vayloyan für den Aufbau des neuen Unternehmensbereichs «Investment Services and Products» verantwortlich, welcher die verschiedenen Abteilungen und Märkte mit angepassten Investmentprodukten belieferte.

Zwar mit salbungsvollen Worten im November dieses Jahres verabschiedet, hinterlässt Banker – er war 1992 zur Credit Suisse gestossen – eine grosse Lücke. Ähnlich wie Walter Berchtold verfügt Vayloyan jedoch über ein ausreichend gut geknüpftes Beziehungsnetz, um in einem neuen Job zu brillieren; vielleicht auch als Verwaltungsrat.

 

8. David Blumer

Für eine grosse Überraschung sorgte «Dave» Blumer mit seinem abrupten Ausscheiden bei der Swiss Re, wo er zuletzt den Bereich Admi Re verantwortet hatte. Dem Mittvierziger ging schon lange ein ambivalenter Ruf voraus, nachdem er zuerst als CEO der Credit Suisse Asset Management einen eher durchzogenen Leistungsausweis erbracht hatte, um dann ins Top-Management der Swiss Re zu wechseln.

Für Aufsehen und Empörung sorgte 2009 der Umstand, dass Blumer sein CS-Gehalt von 14 Millionen Franken auch bei der Swiss Re weiter erhielt – Walter Kielholz sei Dank –, womit er der höchstverdienende Manager beim Rückversicherer war.

Bis heute ist unklar, weshalb Blumer seinen Job quittiert hat. Allein operationelle Gründe dürften es nicht gewesen sein. Ob er so schnell wieder anderswo auftaucht, ist fraglich. Die Probleme gründen möglicherweise tiefer.

 

9. Lukas Ruflin

Mit seinem Abgang hatte man in der Branche eigentlich schon seit einiger Zeit gerechnet: Lukas Ruflin, zuletzt stellvertretender CEO der Schweizer Bank EFG International, gab per Ende 2012 seinen Austritt bekannt.

Zahlreiche Rochaden und Reorganisationen hatte der Ostschweizer zwar stets bravurös gemeistert und so seine Position zusehends gefestigt. Doch Ruflin, der zweifelsohne zu den aufstrebenden Persönlichkeiten in der Branche zählt, besass stets noch ein zweites Interessensfeld: Er zählte vor einigen Jahren zu den Gründungspartnern des Derivate-Spezialisten EFG Financial Products, der im vergangenen Herbst an die Börse ging.

Mit diesem Engagement hat der smarte Ruflin im Prinzip längst ausgesorgt. Doch es entspräche nicht seinem Naturell, sich damit nun zufrieden zu geben. Vieles spricht dafür, dass er schon bald in einer neuen Funktion bei EFG Financial Products wieder auftaucht.

 

10. Mark Branson

Zwar steht er noch im Dienst der Finanzmarktaufsicht Finma; doch seit dem Libor-Skandal, in den die UBS arg verwickelt ist, hat er einen schweren Stand. Der Grund: Mark Branson war just zu jener Zeit CEO der UBS-Rechtseinheit in Japan, wo die ärgsten Manipulationen des Referenz-Zinssatzes erfolgt sind.

Bereits musste die Grossbank nicht nur eine enorme Busse von 1,5 Milliarden Dollar zahlen, sondern – und das wiegt umso schwerer – in Japan ein Schuldeingeständnis ablegen.

Vor diesem Hintergrund ist Branson, der bei der UBS eine Bilderbuchkarriere hinlegte, als einer der wichtigsten Vertreter der Finma kaum mehr tragbar. Ausserdem sass mit Eugen Haltiner bis Ende 2010 schon einmal ein UBS-Vertreter in der Finma, sogar als Präsident, während die UBS in die Subprime-Kreditkrise verwickelt war. Das führte zu allerhand Fragen. Die Finma kann es sich kein zweites Mal leisten, mit ähnlichen potenziellen Interessenskonflikten belastet zu werden. C'est à suivre.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.3%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.79%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.91%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.36%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.63%
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