Asset Management ist weniger schillernd als Investmentbanking. Doch ist denn so schlecht? – fragt Sindy Schmiegel von der Bankiervereinigung.

Sindy_Schmiegel_13Sindy Schmiegel ist Leiterin Kommunikation UK bei der Schweizerischen Bankiervereinigung

Geringe Reputationsrisiken, eigenkapitalschonend, gut skalierbar und stabile Erträge – das Tätigkeitsfeld des Asset Managements muss für Banken, zumal im heutigen Umfeld, geradezu paradiesisch anmuten. In der Tat bieten zahlreiche Banken in der Schweiz traditionell auch Asset-Management-Dienstleistungen an, sei es für eigene oder externe Kunden.

Besondere Aufmerksamkeit genoss dieses Geschäftsfeld allerdings nie, weder in der Öffentlichkeit, noch bei Politik und Regulatoren und auch nicht auf dem Finanzplatz selbst. Es wurde als subsidiäre Tätigkeit angesehen, um der glänzenden Vermögensverwaltung still und zuverlässig zum Erfolg zu verhelfen. Dieses Aschenputtel-Bild soll sich in Zukunft wandeln.

Gute Voraussetzungen

Der Finanzplatz will die Schweiz in den nächsten Jahren zu einem führenden Asset-Management-Standort ausbauen. Die Voraussetzungen sind gut: Rund 1'310 Milliarden Franken werden heute schon primär für institutionelle Kunden angelegt, der Finanzplatz bietet Stabilität, eine gute Infrastruktur, liegt geographisch günstig und verfügt über finanzwirtschaftlich gut qualifiziertes Personal.

Die Arbeitsgruppe verkauft der Öffentlichkeit mitnichten alten Wein in neuen Schläuchen. Denn um das Asset Management – am besten versehen mit dem Siegel «Schweizer Qualität» – in der Schweiz zu verankern, müssen weitere Bedingungen erfüllt sein, auf die die Arbeitsgruppe aktiv und mit Nachdruck hinarbeitet.

Schweiz hat Nachholbedarf

Die Branche soll das Geschäftsfeld besser vermarkten und Standards entwickeln, die international Anerkennung finden können. Politik und Behörden werden in der Pflicht genommen, eine adäquate Aufsicht sicherzustellen und sich dafür einzusetzen, dass der Zugang zu inner- und aussereuropäischen Märkten erhalten und verbessert wird.

Auch in Sachen Steuerumfeld, Gefässe, Infrastruktur und Ausbildung haben die Schweiz und ihr Finanzplatz Nachholbedarf. Der Erfolg der Initiative wird sich am Wachstum der verwalteten Vermögen messen lassen müssen, wobei erst mittelfristig sichtbare Ergebnisse zu erwarten sind.

Industrie und Handwerk auf dem Finanzplatz

Ich habe meine Zweifel, ob sich das Schweizer Asset Management je so spektakulär und schillernd präsentieren wird wie das Private Banking und Investmentbanking zu ihren Glanzzeiten. Es handle sich eher um «Industrie und Handwerk» auf dem Finanzplatz, sagte mir vor kurzem ein führender Branchenvertreter. Doch ist das angesichts der negativen Schlagzeilen dieser Bereiche etwas Schlechtes?

Mir kommt dazu die Weisheit «Handwerk hat goldenen Boden» in den Sinn.