Der Schweizer Vermögensverwalter misstraut der Frühlingsstimmung: Bei Europas «verrottetem Finanzsystem» sei es nur eine Frage der Zeit, bis die Märkte wieder drehen.

Trübe schilderte Felix Zulauf die Lage einem Interview, das er der «Fusion Market Site» gab – einem Forum des New Yorker Investmentmanagers Fusion Analytics

Bereits werde spürbar, dass die Austeritätspolitik in Südeuropa kaum nachhaltig sei, so der renommierte Makro-Analyst. Die Revolten und die schmerzhafte Rezession zeigten politische Wirkung. Nicht nur der Rücktritt von Mario Monti verändere die Lage, sondern auch die deutschen Wahlen im Herbst dürften ihre Schatten vorauswerfen: Denn damit werde Angela Merkel dazu verleitet, eine Milderung von Sparprogrammen in anderen Ländern zu tolerieren.

Euro auf 1,40 – und dann der Sturz

Andererseits: Wirtschaftliches Wachstum sichtet Vermögensverwalter Zulauf in der Eurozone kaum. «Es liegt an der Europäischen Zentralbank, Europa durchzuschleppen, indem sie verrottete Finanzinstitutionen und verrottete Regierungen finanziert.» Der Euro könnte im zweiten Quartal zum Dollar auf 1,40 steigen – bevor er nächstes Jahr auf 1,00 heruntergeht, prognostiziert er.

Denn spätestens nächstes Jahr «sehen die Märkte wieder neue Probleme, und die Zinsen für Staatsanleihen der Mittelmeerstaaten werden wieder steigen.»

Den Ablauf schildert Zulauf in etwa so: Sobald die Märkte einsehen, dass in den europäischen Krisenstaaten keine vernünftige Erholung erhofft werden darf, fliessen wieder Gelder ab. Dieser Punkt dürfte in der zweiten Jahreshälfte erreicht sein. Allerdings: Damit dürfte auch massenhaft Kapital aus der Eurozone herausfliessen.

«Es ist ein Honeymoon»

Hier sichtet der Schweizer Hedge-Fund-Gründer dann eine neue, dramatische Qualität: «Die EZB mag mehr Liquidität schaffen, aber die Liquidität wird ihren Weg aus Europa heraus finden», so Zulauf im Gespräch mit «Fusion Market Site». Bislang seien die Mittel der EZB weitgehend in der Eurozone geblieben – sobald dies aber drehe, dürfte der Euro abstürzen.

Noch wirke alles besser, noch haben viele in Europa den Eindruck, dass sich die Lage langsam stabilisiert. «Kurz gesagt: Es ist ein Honeymoon», so Zulauf.

Noch. Die wichtige Frage lautet aber: Wann beginnen die Märkte zu spüren, dass der europäische Frühling am Ende ist? Auf welche Zeichen muss man achten?

Finger weg von Bankaktien

Die entscheidende Einsicht sei, dass die verbesserten Fundamentaldaten, die man derzeit einkalkuliert habe, gar nicht eintreten werden. Wann genau dieser Punkt erreicht sei, wann diese Erkenntnis sich durchsetze – dies lasse sich kaum vorhersagen. «Mein Tipp», so Zulauf, «ist irgendwo zur Jahresmitte 2013, aber vielleicht sogar erst 2014.»

Die Bilanzen der europäischen Banken – so eine andere Einsicht von Zulauf – befinden sich immer noch «in einer schrecklichen Situation«. Zugleich werde Basel III immer mehr verwässert. Die Lage ist «weit davon entfernt, solide zu sein. Dennoch erholen sich die Aktien ein bisschen weiter.» Kurz: Für Zulauf taugen die europäischen Banken nicht für ein Investment.

• China, Japan, Europa, USA: Das ganze Interview von Felix Zulauf in «Fusion Market Site»