Ist die Frankenstärke Geschichte? Kann die Nationalbank an der Untergrenze rütteln? Keineswegs, sagt Raphael Vannoni von der Bankiervereinigung.

Raphael_Vannoni_119x178Raphael Vannoni ist Leiter Economic Analysis bei der Schweizerischen Bankiervereinigung

Seit Anfang Jahr – genauer gesagt seit dem 11. Januar 2013 – befindet sich der Euro auf einem Höhenflug, gegenüber dem Schweizer Franken hat er um über 2 Prozent zugelegt. Damit liegt der Euro auf dem Höchststand seit Dezember 2011.

Ist nun Licht am Ende des Tunnels zu sehen? Kann die Wechselkursuntergrenze der Schweizerischen Nationalbank (SNB) erhöht oder aufgelöst werden? Dies sind Fragen, die in mehr oder weniger regelmässigen Abständen aufkommen. Doch zuerst ein paar Informationen zur Situation in der gebeutelten Eurozone.

Der Interbankenmarkt hat sich leicht erholt

Banken haben Ende Januar die Möglichkeit, die dreijährigen LTRO vorzeitig zurückzuzahlen. Noch ist unklar, wieviele Institute davon Gebrauch machen werden.

Einige deutsche Banken, die insgesamt geschätzte 69 Milliarden Euro über die beiden LTRO aufnahmen, haben gemeldet, dass sie im Januar beginnen wollen, den von der EZB zur Verfügung gestellten Kredit zu tilgen. Auch das spanische Institut Sabadell möchte zumindest einen Teil seiner Schulden zurückzahlen.

Das Motiv hinter der Rückzahlung liegt wohl in der Tatsache, dass sich der Interbankenmarkt leicht erholt hat und sich die Banken auf dem Markt – heute und/oder in Zukunft – günstiger refinanzieren können.

Zinssenkungen sind wohl vom Tisch

Die Rede von Mario Draghi letzte Woche hat die Situation in der Eurozone dahingehend entschärft, als die EZB die Zinsen in nächster Zeit nicht senken möchte. Der Markt deutete dies wohl als eine tendenzielle Abkehr von weiteren Zinssenkungen. Gewisse Exponenten hatten sich im Vorneherein für eine Zinssenkung ausgesprochen.

Auch wenn einzelne Aufhellungen zu sehen sind, glaube ich persönlich noch nicht an eine nachhaltige Wechselkursentwicklung des Euro. Zu hoch sind die Fragilität und die Unsicherheit in der Eurozone. Die Weltbank beispielsweise geht erst für 2014 von einem Wachstum der Volkswirtschaft der europäischen Gemeinschaft aus (um plus 0,9 Prozent). Zudem ist die Arbeitslosenrate mit zuletzt 11,8 Prozent auf einen erneuten Höchststand gestiegen.

Gefährliche Bewertung

Erst am Mittwoch hat sich gezeigt, dass die Märkte noch äusserst sensibel reagieren. Die Aussage von Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker, die Bewertung des Euro sei gefährlich, quittierten die Finanzmärkte entsprechend mit einem Abschlag.

Insofern sind allfällige Forderungen an die SNB, die Wechselkursuntergrenze zu erhöhen oder gar aufzulösen, momentan fehl am Platz. Zumal die (massive) Überbewertung noch nicht gebannt ist. Schliesslich stellte dies gemäss SNB den Grund dar für die Festsetzung der Untergrenze in 2011.