Ariane Dehn ist Head of Sales Schweiz bei Henderson Global Investors. Sie sagt, wieso die Aktienrallye noch nicht zu Ende ist und welche Trends die Märkte 2013 bewegen.

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Frau Dehn, wo sehen Sie die Trends 2013 im Asset Management?

Wir haben das Jahr gut begonnen und spüren, dass die Aktienrallye des dritten und vierten Quartals 2012, bei denen viele Leute nicht dabei waren, den Investitionswillen in Aktien angespornt hat. Auch die Wirtschaft gibt positive Zeichen in Richtung Erholung. Investoren verlassen eher die Fixed-Income-Seite und investieren vermehrt in Aktien.

Ist dies nicht ein Alarmzeichen? Wenn die grosse Masse wieder an die Märkte strömt, kann dies auch ein Indikator für einen bevorstehenden Abwärtstrend sein?

Von einer Überhitzung kann noch nicht die Rede sein. Am Punkt der klassischen Hausfrauenrallye sind wir noch nicht angekommen. Wenn dieses Jahr wieder so gut wird wie das letzte, dann müsste man die Situation nochmals überdenken. Doch zurzeit sind wir noch weit von einer Überhitzung entfernt.

Klar, die Preise sind nicht mehr so günstig, wie vor einem Jahr. Doch damals befanden sich die Indizes weltweit auch auf Tiefstständen. Historisch gesehen wollen die Anleger dann nicht in Aktien investieren. Bei europäischen Aktien war dies letztes Jahr genau der Fall. Seit 30 Jahren waren sie nicht so billig zu haben, aber niemand wollte investieren.


«Die Zeiten von 15 Prozent Rendite sind vorbei»


Heute sind also Aktien wieder im Trend. Wie sieht es mit Fixed-Income aus?

Generell werden aus diesem Bereich eher Gelder abgezogen. Vor allem Staatsanleihen sind derzeit nicht attraktiv. Wenn in Fixed-Income investiert wird, dann in Richtung Emerging Markets Corporate. Dort besteht auch eine gestiegene Nachfrage.

Doch auch im Bereich der Corporate Bonds erwartet man in der Branche nicht die Resultate vom Vorjahr. Ein genereller Konsens für europäische Unternehmensanleihen liegt zwischen sieben und neun Prozent Rendite. Die Zeiten von 15 Prozent Rendite sind vorbei.

Die Aktienwelt ist ja breit gefächert. Wo sehen Sie stärkeres Kundeninteresse?

Unsere Produkte für Immobilienanlagen erfreuen sich besonderer Beliebtheit. Sie werden von Anlegern aufgrund ihrer breit gefächerten Eigenschaften geschätzt. Durch Mieteinnahmen wird eine stetige Dividende generiert, sodass solche Anlagen dem Profil einer Obligationenrendite ähneln.

Zudem unterliegen Immobilienanlagen Sachwerten, bieten also eine gewisse Sicherheit sowie einen Inflationsschutz. Wir rechnen damit, dass es mit dem vielen Geld, dass durch das Quantitative Easing in den Markt fliesst, es eher zu einem inflationären Klima kommt als zu einer Deflation.

Weiter sind Immobilien auch zur Diversifikation interessant – sowohl als Anlageklasse als auch für eine geografische Diversifikation.


«Bei uns gibt es keine Hausmeinung»


Sie sagen, dass Sie nicht mit einem deflationären Klima rechnen. Ist das eine Hausmeinung?

In dieser Hinsicht unterscheiden wir uns bei Henderson vom klassischen Ansatz des Top-Down-Asset- Management. Bei uns gibt es keine Hausmeinung. Wir sind eher eine globale Multi-Asset-Class-Boutique und haben daher für gewisse Bereiche unsere Spezialisten.

Diese sind in ihrem jeweiligen Bereich frei. Nur so kann man gute Leute auch halten, indem man ihnen Freiheiten gewährt. So kann es sein, dass beispielsweise unser Fondsmanager Paul Casson Finanzwerte gemieden hat, während andere Manager gezielt Finanzwerte gehalten haben.


«Neben guten Produkten sind strukturelle Fragen immer wichtiger»


Die Schweizerische Bankiervereinigung hat Ende 2012 eine Initiative zur Stärkung des Schweizer Asset Managements lanciert. Ist dies für einen ausländischen Anbieter wie Henderson eine Gefahr?

Die Schweizer Fondslandschaft war schon immer sehr kompetitiv. Daran werden auch Schweizer Anbieter, von denen es schon einige sehr gute gibt, nichts ändern. In den letzten Jahren hat sich auch die Fondsbranche stark gewandelt.

Neben guten Produkten sind unterdessen auch strukturelle Fragen immer wichtiger. Täglich erhalten wir Anfragen bezüglich Transparenz unserer Produkte oder deren Steuerkonformität in gewissen Regionen. Dies wird auch für neue Schweizer Anbieter so sein. Um zu bestehen müssen auch die Produkte von Schweizer Anbieter UCITS-IV-konfrom sein.

Die neuen regulatorischen Richtlinien verursachen bei Fondsanbietern also mehr Aufwand und Kosten. Erwarten Sie in der Branche ähnliche Konsolidierungen wie im Private Banking?

Asset Manager müssen eine kritische Grösse haben, um zu bestehen. Wir verwalten derzeit und 100 Milliarden Dollar an Kundenvermögen und versuchen durch strategische Investitionen weiter zu wachsen.


«Wir haben ein dezidiertes US-High-Yield-Team an Bord geholt»


Was heisst das konkret?

Auf der Fixed-Income-Seite wollen wir weiter ausbauen. Auf der Kredit-Seite waren wir letztes Jahr sehr erfolgreich und haben mit unserem European Corporate Bonds Fonds viele neue Kundengelder an Land gezogen.

Nun wollen wir noch ein globales Team auf die Beine stellen und haben hierfür ein dezidiertes US-High-Yield-Team an Bord geholt. Einen Namen kann ich zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht nennen.


dehn_ariane_henderson_klAriane Dehn ist seit 2006 Head of Sales für die Deutschschweiz und Liechtenstein bei Henderson Global Investors. Zuvor war sie beim Aufbau der Henderson Niederlassungen in Deutschland und Österreich aktiv. Sie ist 2001 von der  Nürnberger Insurance Group zu Henderson gestossen.

 

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