Christina_Bock_75_3Alles redet von Asien. Doch man sollte eine andere Weltregion beachten, findet Christina Böck von Axa Investment Managers.

Christina Böck ist ‹Head Multi Asset Client Solutions Switzerland› bei Axa Investment Managers. Ihre Kolumne für finews.ch erscheint monatlich.

In den letzten fünf Jahren haben die südamerikanischen Börsen sowohl die Aktien aus den Schwellenländern als auch jene aus den Industrienationen ausgestochen. Und alle Faktoren, die diese Entwicklung ermöglicht haben, gelten auch heute noch: hohe wirtschaftliche Wachstumsraten, positive Kapitalflüsse sowie Fundamentaldaten, die sich weiter verbessern.

Hinzu kommen weitere, gute Gründe, angesichts der wirtschaftlichen Erholung in den USA und den Schwellenländern. Die südamerikanischen Länder sind gut von der Euro-Krise abgeschottet und profitieren davon, dass vielerorts die Geldpolitik deutlich gelockert wird.

Nicht bloss eine Rohstoff-Wette

Daher ist es realistisch, in diesem Jahr wieder ein stärkeres Wachstum zu erwarten – bei gleichzeitig niedriger Inflation –, und stärker als in Europa wird das Wachstum ohnehin sein.

Die südamerikanischen Aktienmärkte haben viele Anleger lange Zeit als eine reine Rohstoff-Wette betrachtet – aber eigentlich sind die einzelnen Sektoren recht ausgeglichen repräsentiert: 23 Prozentmachen die Finanzwerten aus, 18 Prozent der Aktien entfallen auf die Konsumgüterindustrie. Materialwerte und Energie machen zusammen nur 33 Prozent aus.

Vertrauen am Tiefpunkt

Brasilien, das 57 Prozent der Aktienkapitalisierung in Südamerika stellt, ist eine relativ geschlossene Volkswirtschaft, in der sich der interne Konsum durch die Entstehung einer breiteren Mittelschicht sehr gut entwickelt. Allerdings hat es hier in den letzten Monaten einige Probleme gegeben, zurückzuführen auf die unter einem gewissen Druck geführte expansive Politik der Notenbank. Sie senkte die Zinsen massiv, obwohl die Inflation bei 4 Prozent recht hoch bleibt.

Entsprechend ist hat das Vertrauen der Geschäftswelt einen Tiefpunkt erreicht. Vorsicht tut Not.

Von China profitieren

Chile und Mexiko hingegen sind eher exportorientiert: Chile ist grosser Zulieferer an Rohstoffen nach China, und Mexiko liefert halbfertige und fertige Güter in die USA. Somit sollten diese beiden Exportnationen von der positiven Konjunktur ihrer Käuferländer profitieren.

Ausserdem konnte die mexikanische Produktionsbranche in den letzten Jahren ihre Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu China stark verbessern. Die neue Regierung sollte dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit auch in anderen Sektoren wie der Telekommunikation zu verbessern.

Finanzbranche im Strukturwandel

Der Finanzbereich in Südamerika erlebt gerade einen Strukturwandel: Die Finanzsysteme sind meist gesund und konnten die globale Finanzkrise recht unbeschadet meistern. Zudem sind die Volkswirtschaften nur sehr gering über Kredit finanziert.

Nun entwickeln sich die Pensionskassen sehr stark. Insbesondere in Mexico und Brasilien stellen sie schon starke einheimische Investoren dar. Gleichzeitig sind in den letzten Jahren strikte Finanz- und Geldmarktregulierungen eingeführt worden.

Attraktive Börse in Mexiko

Insgesamt verfügen viele Unternehmen über gesunde Strukturen und solide Bilanzen. Besonders positive Aussichten sehe ich für einige mexikanische Werte. Allerdings ist es wichtiger, die einzelnen Aktien gründlich auszuwählen, als sich für eine Länderverteilung zu entscheiden – ohne allerdings die länderspezifischen Risiken ausser Acht zu lassen.

Ein Beispiel ist die Aktie der mexikanischen Börse: Die Bolsa de Mexico ist der einzige Finanzmarkt im Lande. Rund 65 Prozent des Einkommens wird in Aktivitäten ausserhalb des Tradings generiert, was die Volatilität senkt. Gleichzeitig profitiert das Unternehmen stark vom Wachstum der heimischen Pensionskassenindustrie und wird hierbei von einer stärkeren Regulierung unterstützt.

Selektiv sollte man sicher sein – doch Südamerika darf man hinter China sicher nicht vergessen.


Bock_Christina_qChristina Böck bildete sich an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster zur Diplom-Kauffrau aus, bevor sie einen Master in Management (Finance) an der H.E.C. in Paris erlangte.

Nach verschiedenen Praktika war sie ab 1994 bei der Dresdner RCM Gestion in Paris tätig. Später wechselte sie zur Allianz-Pimco-Gruppe. Zu Axa Investment Managers in Paris stiess sie im April 2001. Seit März 2007 arbeitet Christina Böck in Zürich, heute als ‹Head Multi Asset Client Solutions Switzerland›.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.61%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.47%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.37%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.26%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.29%
pixel