Die Zentralbanken werden 2013 den Balsam des leicht verdienten Geldes einsetzen, sagt Michael Kaimakliotis von Quantum Global. Doch deswegen ist die Krise nicht vorbei.

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In grossen Krisen gibt es gute und schlechte Zeiten. Das Jahr 2012 bestand grösstenteils aus guten Zeiten. Doch was bringt 2013?

Michael Kaimakliotis, Head of Investments bei Quantum Global Investment Management, ist der Meinung, dass die Anleger in diesem Jahr eher freundliche Ergebnisse einfahren werden, da die Zentralbanken den Balsam des leicht verdienten Geldes nachdrücklich einsetzen werden.

Weiterhin anfällig auf Schocks

Doch die Krise sei deswegen aber noch lange nicht vorbei. «Es ist wichtig, daran zu denken, dass massive Schuldenkrisen nur anhand der folgenden Mittel überwunden werden können: Zahlungsausfälle, Inflation, technologischer Aufschwung oder (ein oder mehrere) verlorene Jahrzehnte wirtschaftlichen Wachstums», betont Kaimakliotis.

Der Schuldenüberhang habe sich seit 2008 verschlechtert, weil die Schuldenanhäufung in den staatlichen Bilanzen die Rückgänge im privaten Sektor übertraf. Dadurch sei die globale Wirtschaft weiterhin sehr anfällig auf Schocks, denen sie andernfalls standhalten könnte.

Schnell wieder im Stress-Modus

So sollten alle Prognosen für 2013 und darüber hinaus in einem Kontext gesehen werden, in dem die Welt ohne die Unterstützung der Politiker tendenziell schnell wieder in Stress-Szenarien zurückfallen dürfte, sagt Kaimakliotis. Das sind seine Prognosen für 2013:

  • 1. Die Debatte über die Fiskalklippe in den USA führt a) zu massiven Spannungen innerhalb der republikanischen Partei, weil versucht wird (und schliesslich gelingt das auch), sich nach links zu bewegen, um die Mitte im politischen Spektrum zu vereinnahmen, b) zu einer Entspannung, wenn ein Abkommen erzielt wird und c) zu Enttäuschungen, wenn die US-Wirtschaft dann trotzdem nachlässt.
  • 2. Währungskriege werden aufflammen, weil wieder mit der gestärkten Bank of Japan (BoJ) zu rechnen ist. Meiner Meinung nach schwächt sich der Yen weiter ab, und die JGB Futures/ Japanese Government Bond (JGB) Future Zertifikate werden fallen, solange die Zinssätze steigen.
  • 3. Renditen sind gefragter denn je: Die Kapitalanleger werden deshalb a) das Portfolio-Risiko erhöhen und b) immer mehr auf die Alpha-Generierung setzen. Das bedeutet, dass Kreditspannen kurzfristig weiter abnehmen und strukturierte Kredite zunehmen können. Halten Sie nach Geld Ausschau, das in Richtung der Grenzmärkte wie Afrika und Asien strömt. Bei Fonds, wie dem ‹Quantum Global Investment Management African Opportunities Fund›, kam es zu Kapitalzuflüssen von Investoren, die diese Möglichkeit nutzen wollten. Kleinere Manager sind für die Alpha-Generierung besser positioniert, da sie schneller auf spezifische Möglichkeiten reagieren können und nicht genauso liquide sein müssen wie grössere Fonds.
  • 4. Argentinien könnte mit seinen Schulden im Frühjahr 2013 in Verzug geraten, wenn ein US-Gericht anordnet, dass ein US-Hedge-Fund, der das Schulden-Umtauschangebot von Argentinien 2005 und 2010 nicht annehmen wollte, ausbezahlt werden muss und stattdessen die Inhaber von Staatsobligationen leer ausgehen.
  • 5. Zentralbanken werden die Realzinssätze senken, indem sie die Inflation fördern und gleichzeitig die nominalen Zinssätze im Zaum halten. Die US-Notenbank (Federal Reserve, Fed), die Bank of England (BoE) und die Bank of Japan (BoJ sind darauf eingestellt, 2013 aggressiver zu werden, wenn die Wirtschaft enttäuscht. Und dies nur ein Jahr, nachdem die Bilanzen der Fed und der BoJ kaum stiegen – während sich diejenige der Europäischen Zentralbank (EZB) nach dem zweiten LTRO Ende Februar nicht veränderte. Die Zentralbanken werden die Notenpressen anwerfen und gleichzeitig mit Adleraugen darüber wachen, dass die Preise niedrig bleiben, – während sie die Inflation anheizen.
  • 6. Halten Sie die Schweizerische Nationalbank (SNB) im Auge, die 2013 die Euro-Untergrenze auf mindestens 1.25 aufwerten wird, sofern der Zinssatz nicht von allein ansteigt. Sobald Mitte des Jahres die SNB ihren neuen Geschäftsbereich in Singapur eröffnet, wird sie den Willen entwickeln, den Ertrag des investierten Kapitals darzulegen.
  • 7. Wir sehen vielleicht sogar schon die ersten Anzeichen für ein Erwachen der europäischen Wertpapiermärkte. Regulierungsbehörden lassen es nun zu, dass Hypotheken gegen den Finanzierungsbedarf aufgerechnet werden können. Eine weitläufige Verbriefung würde die Banken jedoch dazu veranlassen, Kapitalverluste anzuerkennen, die immer noch zu hoch sind. Es läuft also nur langsam wieder an.
  • 8. Mehrere globale Banken ziehen sich aus gewissen Geschäftsfeldern zurück. Mit Basel III, der Annäherung und langsamen Verbesserung der Rentabilität, sind die Banken gezwungen, die Kosten nachhaltig zu senken. Die UBS schluckte 2012 die bittere Pille als erste. In diesem Jahr sollten noch viel mehr «Underperformer» diesem Beispiel folgen. Ich gehe davon aus, dass der Wertpapierhandel am schwersten davon betroffen sein wird. Das hat zweifelsohne Auswirkungen auf die Liquidität, und davon profitieren erneut kleinere, geschicktere Fondsmanager.
  • 9. Wenn die Unternehmen weiter den Fremdkapital-Anteil erhöhen, sind die Zinsausgaben am Boden (die Zinsspannen sinken), und die Renditen von Unternehmensanleihen erreichen Tiefstwerte. Das dürfte der Beginn eines langfristigen Trends sein, bei dem die Gewinnspannen der Unternehmen (und im Allgemeinen der Gewinne) in den nächsten zehn Jahren belastet werden.
  • 10. Und last but not least  kommt es 2013 zur weiteren Liberalisierung der Einlagezinsen in China. Das sollte zu einer Reduktion der Netto-Zinsspannen der Banken führen und ein Anreiz für Kunden sein, in «Vermögensverwaltungs-Produkte» zu investieren, die viele Banken anbieten. So wird das Geld der Kunden in eher risikoreicheren Investitionsprojekten angelegt, was möglicherweise zu einer finanziellen Schieflage führen könnte.

Michael_Kaimakliotis-qMichael Kaimakliotis wechselte von der Bank Sarasin, wo er Vorsitzender des Investment Committees und Head of Asset Management Nuanced Investing™ war, zu Quantum Global Investment Management.

Zuvor war er Head of Non-Traditional Investments innerhalb der Premium Mandates Group der Credit Suisse und davor war er Head of Equity Markets and Sector Research sowie Repräsentant beim UBS Wealth Management and Business Banking Investment Committee.

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