Der Schweizer Investor plädiert für Stock-Picking, physisches Gold – und er erwartet in Japan einen fundamentalen Wandel an der Börse. 

Felix_Zulauf_2Wegen der Null-Zinspolitik zahlreicher Notenbanken würden die Anlagemöglichkeiten schrumpfen, meint Investor Felix Zulauf (Bild). «Der Obligationenmarkt als Asset-Klasse mit der grössten Marktkapitalisierung fällt damit als Anlageklasse aus», sagt er in einem Interview mit dem Online-Portal «finanzen.net». «Wir haben heute weniger Märkte und damit weniger Möglichkeiten, Geld anzulegen.» Das mache die Kapitalanlage sehr viel schwieriger als früher.

Vor dem Hintergrund der anhaltenden Kapitalabwertung durch die Notenbanken empfiehlt Zulauf Investitionen in Aktien und Gold. Allerdings warnt er: «Auch diese sind grossen Schwankungen unterworfen.» Trotzdem lautet seine Devise ganz klar: «Aktien und Gold gehören in jedes Portfolio.»

Auf ordentliche Bilanzen achten

Aktien, weil sich die Unternehmen den laufend verändernden Bedingungen auf der Welt viel besser anpassen würden als starre Investments wie Anleihen. Und Gold, weil es eine gute Versicherung gegen extreme Systemrisiken darstelle, so Zulauf weiter.

Beide Asset-Klassen würden zudem einen Inflationsschutz bieten. «Bei der Aktienanlage muss man aber natürlich nach wie vor ‹Stock-Picking› betreiben und darauf achten, dass die Unternehmen ein gutes Geschäftsmodell und ordentliche Bilanzen haben sowie Dividende zahlen», so der Schweizer.

Auf schwachen Füssen

Trotz der Tatsache, dass inzwischen viele Anleger von einer anhaltend positiven Stimmung an den Finanzmärkten ausgehen, erwartet Zulauf bereits «in absehbarer Zeit eine weitere Krise».

«In diesem Jahr sind die Anleger und die Analysten unglaublich optimistisch – das macht mich vorsichtig. Die Mehrheit geht davon aus, dass sich die Weltwirtschaft deutlich erholt, also zu höherem Wachstum findet. Meiner Meinung nach steht diese Erwartung auf schwachen Füssen. Ab dem 2. Quartal wird es meiner Ansicht nach Enttäuschungen geben», prophezeit Zulauf.

Finanzierung über die Notenpresse

Ambivalent gibt sich der Börsenguru auch in Bezug auf Japan. Das Land der aufgehenden Sonne gehe in eine neue, aber sehr gefährliche Ära. Trotzdem setzt er auf Aktien aus dem Kaiserreich.

«Dort haben wir seit gut 20 Jahren ein deflationäres Umfeld. Künftig wird die japanische Regierung das enorme Staatsdefizit aber über die Notenpresse finanzieren müssen», sagt Zulauf.

Eine riesige Umschichtung

Nach 20 Jahren Deflation werde es in den kommenden Jahren also eine Inflation in Japan geben – herrührend aus der Abwertung der eigenen Währung. Die Folge werde sein, dass die Kapitalanleger in Japan, die jetzt 20 Jahre lang kaum Aktien, sondern Anleihen gekauft haben, ihre Depots umschichteten.

«Das Motto wird sein ‹raus aus den Renten, rein in Aktien›. Wir stehen dort am Anfang einer historischen Umschichtung, mit einer enormen Nachfrage nach japanischen Aktien», sagt Zulauf.

Frankreich driftet ab

Last but not least geht der heute in Zug und auf Sylt wohnhafte Investor auf die Immobiliensituation ein. Dabei betont er, dass die Immobilienmärkte national und teilweise sogar regional höchst verschieden seien.

«Spanien ist beispielsweise stark eingebrochen, Frankreich ist dabei abzudriften. Dort sehe ich sehr grosse Risiken. Der deutsche Immobilien-Markt ist in Bezug auf durchschnittliche Immobilienpreise am Anfang einer Entwicklung nach oben», sagt Zulauf.

Schweiz in einer Sondersituation

In der Schweiz herrsche eine Sondersituation – dort seien die Preise in den vergangenen Jahren massiv gestiegen. Und die Schweizer Notenbank habe nun eingegriffen, indem sie von den Banken höhere Rücklagen für Hypothekendarlehen fordere.

«Meiner Meinung nach», zieht Zulauf sein Fazit, «sollten Immobilien in einem grossen Portfolio unbedingt enthalten sein, aber nur in Gebieten, wo auch in Zukunft Rechtssicherheit herrschen wird.»