Führt kein Weg an Gold vorbei? Dem Anleger bieten sich aber auch Alternativen. Welche, sagt Dietrich Joos von der Gateway Capital Group gegenüber finews.ch.  

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Herr Joos, steht der Goldpreis nach Ihrer Einschätzung nahe dem Kulminationspunkt? 

Gold ist, wie die Angelsachsen sagen, eine «crowded bet» geworden. Nachdem viele Anleger in den letzten Jahren aus unterschiedlichen Gründen Gold gekauft haben, ist eine überkaufte Situation entstanden. Eine Phase der Konsolidierung war daher überfällig.

Grossinvestor George Soros hat sein Engagement in Gold im vergangenen Quartal durch den Verkauf von Anteilen an Exchange Traded Products um über die Hälfte reduziert. Ist das auch für Sie ein Signal?

In Dollar hat Gold seine Konsolidierung im letzten Sommer begonnen. George Soros wird dies als Anlass genommen haben, einen Teil seiner Gewinne zu realisieren.


«Ein klassisches Momentum-Investment»


Sie betreiben keine Charttechnik. Zu welchem Ergebnis führt Ihre Fundamentalanalyse?

Als Rohstoff betrachtet sind die Nachfrage und die Produktionskosten entscheidend. Die Anlagenachfrage ist stark gefallen und ist eine der Hauptursachen des schwächelnden Goldpreises. Die sich gegenseitig verstärkenden Entwicklungen – eine starke Anlagenachfrage führt zu einer starken Goldpreisentwicklung und diese wiederum zu einer weiter steigenden Anlagenachfrage – funktionieren in beide Richtungen, und machen Gold zu einem klassischen Momentum-Investment.

Die Produktionskosten für Gold sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Da die operativen Margen der Goldminen jedoch nach wie vor sehr hoch sind, wird es erst bei einem Goldpreis von 1'200 Dollar pro Unze zu Minenschliessungen und Produktionskürzungen kommen.

Stellen Sie eine Umschichtung von Goldanlagen in andere Edelmetalle fest?

PGM, also Platingruppen-Metalle, sind momentan sehr attraktiv, – allen voran Platinum. In Südafrika, wo über 70 Prozent des globalen Angebotes gefördert werden, haben Strompreiserhöhungen und Streiks die Produktionskosten um rund 25 Prozent angehoben. In der Folge wurde die Förderung unprofitabel. Die zu erwartenden Produktionsrückgänge werden das Angebot schmälern und die Preisentwicklung antreiben.


«Das Diamantengeschäft ist nicht mehr so profitabel»


Der Begriff «seltene Erden» ist in letzter Zeit wiederholt in den Medien aufgetaucht. Was ist darunter zu verstehen und welche Anlagemöglichkeiten bieten sich hier?

Seltene Erden sind 17 Elemente im Periodensystem, die von grosser Bedeutung für die Elektronikindustrie sind. Der Abbau dieser Elemente ist potenziell sehr umweltschädigend und hat sich deshalb auf Grund schärferer Umweltauflagen im Westen stark nach China verlagert. Es gibt einige Projekte, stillgelegte Minen wieder hochzufahren. Ein Engagement in Aktien solcher Unternehmen lohnt sich aber nur bedingt, da sich das Angebot schnell ausdehnen kann.

Die wachsende Nachfrage nach Schmuckuhren und hochkarätigem Schmuck, vorab aus China und Indien, führt zur Frage nach Anlagemöglichkeiten im Bereich Diamanten. Gibt es solche auch für den «Normalanleger»? 

Das Diamantengeschäft ist von wenigen grossen Unternehmen kontrolliert und ist bei weitem nicht mehr so profitabel wie früher. Das Gezerre um die DeBeers-Beteiligung von Anglo hat dies deutlich gemacht. Es gibt sicherlich deutlich bessere und transparentere Möglichkeiten für den Normalanleger, im Minensektor Geld zu verdienen.

«Minen legen ihren Fokus wieder auf Kosteneffizienz»

Was halten Sie von Goldaktien? 

Goldaktien sind momentan sehr attraktiv. Die Bewertungen sind nach enttäuschenden Zahlen stark gesunken, und durch zahlreiche Managementwechsel liegt der Fokus nun nach Jahren von teuren Expansionsprojekten wieder auf der Kosteneffizienz. Durch sinkende Kapitalinvestitionen und fallende Produktionskosten erwarten wir wieder positive Free-Cash-Flows.

Gateway Capital Group bietet den ‹Gateway Natural Resources Fund› an. Wie hat er sich entwickelt?

Der Fonds hat einen Track-Record von acht Jahren und schlägt den Benchmark deutlich. In den letzten Monaten haben wir Positionen in Basismetall-Minen aufgebaut, nachdem immer deutlicher wird, dass diese Unternehmen analog zu den Goldminen nach Jahren der Expansion und sinkenden Margen den Fokus auf die Kosteneffizienz legen und mit steigenden Free-Cash-Flows zu rechnen ist.

Wie unterscheidet sich dieser Fonds vom Gateway Momentum Fund?

Der Gateway Momentum Fund investiert, basierend auf einem objektiven Algorithmus, entweder in den Gateway Natural Resources oder hält Cash. Der Gateway Momentum Fund ergänzt entsprechend den fundamentalen Anlageansatz des Gateway Natural Resources mit Sentiment- und Momentum-Kriterien, was zu deutlich tieferer Volatilität der Fonds-Returns führt. Die TER, also die Total Expense Ratio, der beiden Fonds ist identisch.

«China absorbiert die eigene Goldproduktion voll»

Welche Rolle in der Goldpreisentwicklung spielen jene Notenbanken, die eine Diversifikationsstrategie einzuschlagen gedenken? 

Die Notenbanken waren in den letzten Jahren Nettokäufer von Gold, allen voran natürlich China, das Diversifikation zu seinen riesigen Dollar-Guthaben sucht. Diese Käufe haben massgeblich zur Goldhausse beigetragen. Unterdessen ist China der grösste Goldproduzent geworden, absorbiert aber die heimische Produktion gänzlich. Für die Notenbanken, die im grossen Stil «Quantitative Easing» betreiben, ist es sicher nicht vertrauensfördernd, jetzt Gold zu verkaufen.

Letzte Frage: Ihre Prognose – wo steht der Goldpreis, realistisch betrachtet, Ende 2013?

Da die meisten Gründe, die für Gold sprechen, nach wie vor intakt sind, erwarten wir wieder höhere Goldpreise.


Dietrich «Didi» Joos ist Gründungspartner von Gateway Capital Group, einer unabhängigen Asset-Management-Gesellschaft, die vollständig im Besitz der Mitarbeiter ist. Joos hat an der Universität Basel Ökonomie studiert und war danach von 1985 bis 1988 für den Bankverein (später UBS) als Analyst tätig. 

Danach wechselte er zu F. Hoffmann-LaRoche, wo er bis 1998 als Portfolio-Manager im Bereich Corporate Finance Treasury wirkte. In dieser Zeit initiierte er mehrere Rohstoff-bezogene Transaktionen einschliesslich dem Buyout von Marc Rich & Co., der heutigen Glencore.

 


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