Mit Offshore-Leaks werde das das Schweizer Bankkundengeheimnis als Widersacher im Kampf um Steuergerechtigkeit dargestellt, findet Renate Schwob.

Renate_Schwob_1Renate Schwob ist Leiterin Finanzmarkt Schweiz und stellvertretende Vorsitzende der Geschäftsleitung der Schweizerischen Bankiervereinigung

Nun reden sie wieder über den automatischen Informationsaustausch in der EU. Kein (linker) Politiker, der jetzt nicht die Stunde gekommen sähe, den Untergang der Privatsphäre in finanziellen Belangen herbeizureden. Einmal mehr wird das Bankkundengeheimnis als Widersacher im Kampf um Steuergerechtigkeit – was immer das sein soll – dargestellt.

Ist das nicht im Zeichen von Offshore-Leaks eine altmodische Sicht der Dinge? Rufen wir uns doch Folgendes in Erinnerung: Informationsaustausch bedeutet Austausch von Informationen. Zwangsläufig kann man aber nur etwas austauschen, das man tatsächlich hat. Nun haben natürlich die Banken in der Schweiz auf Grund der hier geltenden Know-your-customer-Regeln Informationen in Fülle, insbesondere auch über Trusts und Sitzgesellschaften.

Ein unverdächtiger Zeitgenosse

Wie aber sieht es an konkurrierenden Finanzplätzen aus? Hätten Banken in den USA, falls sie jemals an einem globalen Informationsaustausch teilnehmen müssten, Daten über Entscheidungsträger und wirtschaftlich Berechtigte in so genannten Delaware Companies?

Ein unverdächtiger Zeitzeuge, Professor Mark Pieth, hat vor einiger Zeit einmal gesagt, dass diejenigen Länder, in denen Finanzintermediäre keine Informationen über Kunden und wirtschaftlich Berechtigte haben, auch kein Bankkundengeheimnis brauchen.

Wünschenswerte Gerechtigkeit

Also treiben wir den Teufel Bankkundengeheimnis mit dem Beelzebub Offshore-Strukturen aus, mit Trusts auf den Kanalinseln, Sitzgesellschaften auf den britischen Jungferninseln oder in Delaware? Das braucht es nicht.

Was es braucht, sind einheitliche, klare, verbindliche internationale Regeln über die Identifizierung solcher Strukturen, die dann auch einheitlich durchgesetzt werden und deren Durchsetzung einheitlich, nicht selektiv wie bei der FATF, kontrolliert wird. Das wäre die Gerechtigkeit, die ich mir wünsche.