Welche Rolle spielten die Notenbanken beim jüngsten Gold-Rutsch? Eine entscheidende, so Gold-Analyst Thorsten Polleit. Sie spricht eher für als gegen das Gold.

Thorsten_Polleit_2Eine etwas andere Erklärung für den jüngsten Goldpreis-Einbruch liefert Thorsten Polleit: Der Chefökonom von Degussa Goldhandel setzt in einem speziellen Anlagekommentar den Fokus auf die Rolle der Zentralbanken.

Denn klar ist: Dass Zypern am vergangenen Freitag von EZB-Chef Mario Draghi vor die Wahl gestellt wurde, einen Teil seiner Goldreserven zu verkaufen, spielte eine wichtige Rolle in den Ereignissen. An den Märkten breitete sich danach die Sorge aus, auch andere Zentralbanken könnten zu Goldverkäufen schreiten.

Polleit stellt hier nun eine entscheidende Frage: Was wäre der Grund, falls die Zentralbanken tatsächlich beginnen sollten, ihre Goldreserven anzutasten?

Antwort: Dass die Zentralbanken an einem Punkt sind, wo sie dies tun müssen. Weil sie aus politischen und finanziellen Erwägungen keine andere Möglichkeit mehr haben, bevor die elektronische Notenpresse ungehemmt angeworfen werden muss.

«Höchste Gefahr für das Papiergeld»

Das heisst: Die Notenbanken tauchen womöglich als «Distressed Sellers» am Goldmarkt auf – als Verkäufer in Not.  

Dies aber, so Thorsten Polleit weiter, spricht nicht etwa gegen das Metall, sondern dafür. «Sorgen vor Goldverkäufen durch Zentralbanken markieren nicht das Ende der Goldpreis-Rallye – wie der Preisrutsch am vergangenen Freitag nahelegen könnte. Denn wenn Zentralbanken aus politischen und finanziellen Gründen gezwungen werden, ihr Gold zu verkaufen, ist höchste Gefahr für das Papiergeld im Verzug.»

Ohnehin hätten die Nachrichten der letzten Woche den Eindruck verschärft, dass wir in einer Papiergeld-Krise stecken – allen voran der Entscheid der EU-Kommission, bei überschuldeten Banken den Gläubigern die Verluste zu überantworten. 

• Degussa Kommentar: «Goldpreisrutsch ausgelöst durch Sorge vor Notverkauf (Distressed Selling)», 15. April 2013


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