Die Verbindung zwischen Privatanlegern und Asset Managern ist unterbrochen. Doch es ist nicht zu spät, um daran etwas zu ändern. Dies das Fazit einer Studie von Deloitte.

Die weltweit tätige Unternehmensberatungsgesellschaft Deloitte hat zum Thema Asset Manager und Kundenvertrauen Ende 2012 eine Online-Umfrage durchgeführt, an der sich 390 Schweizer Privatanleger beteiligt haben. Zusätzlich wurden mit etwa 10 Prozent der Teilnehmenden tiefer gehende Interviews geführt. finews.ch präsentiert exklusiv die Resultate.

Dabei kristallisierten sich vier grosse Themen heraus: die Komplexität der Produkte, ihre aggressive Vermarktung und der Mangel an Vertrauen gegenüber Beratern. Als Konsequenz aus diesen drei Themen zeigen sich Veränderungen beim Verhalten der Anleger – dem vierten Thema der Analyse.

Komplexe Produkte

Von den befragten Anlegern bevorzugten 79 Prozent Produkte, die sie für einfach halten wie Aktien oder festverzinsliche Produkte. Die Anleger sind versiert mit der Mechanik, die diesen Produkten zugrunde liegt, und haben das Gefühl «etwas für ihr Geld zu bekommen».

Demgegenüber werden Fonds als komplex empfunden und nicht richtig verstanden. So werden börsengehandelte Fonds (ETFs oder Tracker), die in letzter Zeit viel Resonanz in den Medien gefunden haben, häufig falsch verstanden, denn nur weniger als 10 Prozent der Befragten erklären, dass sie sich mit diesen Produkten gut auskennen.

Auch stellte sich heraus, dass den Umfrageteilnehmern nicht klar erklärt wurde, welcher Mehrwert diese (empfundene) Komplexität mit sich bringt, wie die Experten von Deloitte schreiben.

Wofür Gebühren zahlen?

Asset Manager haben also weder verstanden, ihren Anlegern die mit ihren Produkten verbundenen Vorteile noch den Grund zu vermitteln, warum Verwaltungsgebühren in Rechnung gestellt werden.

Die Umfrage von Deloitte macht deutlich, dass eine einheitliche Kommunikationsstrategie den Bedürfnissen der meisten Anleger nicht entspricht, da diese verschiedene Profile aufweisen.

Aggressive Vermarktung der Produkte

Für einen Anleger entscheiden drei Faktoren darüber, ob Bedarf für einen Berater besteht: die Qualität der Informationen, das Vertrauen, das der Anleger in die zur Verfügung gestellten Informationen hat, und seine Fähigkeit, die Informationen zu verstehen.

Doch nur wenige Anleger wissen offenbar gut Bescheid über die Gesamtkostenquote TER (Total Expense Ratio) oder andere technische Fondsdaten. Trotz fehlender Kenntnis treffen sie ihre Anlageentscheidungen aber lieber selbst; denn mehr als 90 Prozent von ihnen sind überzeugt, dass ihre Berater nicht unvoreingenommen sind und sie zum Kauf von Produkten drängen.

Weniger als 10 Prozent der Anleger halten die Beratungsgebühren für gerechtfertigt, und mehr als 25 Prozent erklären, sie würden ihre Produkte direkt bei Asset Managern kaufen, wenn die Gebühren direkt bei ihnen abgerechnet würden, so die Spezialisten von Deloitte.

Unangemessene Prämien

Mehr als 90 Prozent der Anleger halten die Prämien, die Berater heute bekommen, nicht für angemessen und 70 Prozent bestätigen, dass sie kein Vertrauen zu ihren Beratern haben. Anleger sind ausserdem unzufrieden mit den Asset Managern und finden, ihr Produktangebot sei allzu komplex mit ungerechtfertigten Preisunterschieden innerhalb ein und derselben Anlageklasse.

Dies rufe Verwirrung hervor. Die Befragten finden, die Produkte seien nicht auf ihre Bedürfnisse abgestimmt und stellten für sie oftmals keine Lösung dar.

Anleger in der Klemme

Angesichts der obigen Problematiken stecken Anleger in der Klemme: Auf der einen Seite fehlt es ihnen an Vertrauen, auf der anderen Seite mangelt es ihnen an Wissen, und sie leiden unter der Unfähigkeit der Branche, effizient zu kommunizieren.

Die zunehmende «Untreue» mache zusammen mit einer ausgeprägten Scheu vor den Kosten den Aufbau einer tragfähigen Kundenbasis somit äusserst schwierig, heisst es in Studie weiter.

Wo sind die Lösungsansätze?

Unter den derzeitigen Rahmenbedingungen müssen Asset Manager ihr Produktportfolio an die Bedürfnisse der Anleger anpassen. Allzu lange wurden Produkte isoliert gestaltet, ohne dass ein integrierter Prozess bestand und ohne dass den Bedürfnissen der Anleger ausreichend Beachtung geschenkt wurde. Auf diese Bedürfnisse zurückzukommen, ist somit der erste Schritt, der beim Überdenken des Produktangebots nötig ist.

Längerfristig müssen Asset Manager in einer im Umbruch befindlichen Branche den Prozess zur Entwicklung von Produkten auf den Prüfstand stellen. Nur durch einen Prozess, der fest in den Bedürfnissen der Anleger verankert ist und entsprechende Feedback-Schleifen besitzt, so dass eine gute Kommunikation über die Produkte zum Zeitpunkt ihrer Auflegung garantiert ist, werden sich Produkte anbieten lassen, die Anleger interessieren.

Kunden im Mittelpunkt

Die Verbindung zwischen Privatanlegern und Asset Managern sei zwar unterbrochen, aber noch sei es nicht zu spät, um an diesem Zustand etwas zu ändern und Anleger zurückzuerobern, indem sie in den Mittelpunkt der Retail-Aktivitäten gestellt würden, folgert man bei Deloitte.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.61%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.43%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.4%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.27%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.29%
pixel