Es kursierten stets Gerüchte, wonach die Nationalbank einen grossen Teil ihres Goldes im Ausland gelagert habe. Präzise Angaben dazu gab es nie. Bis jetzt.

An der heutigen Generalversammlung der Nationalbank äusserte sich Thomas Jordan (Bild) zum Thema. Anlass dazu war die Einreichung der Goldinitiative aus SVP-Kreisen.

Die Nationalbank sei sich bewusst, «dass das Bedürfnis nach Transparenz in den letzten Jahren in unserer Bevölkerung gestiegen ist», sagte der Nationalbank-Präsident. Und um «falscheVorstellungen hinsichtlich der Lagerungsorte richtigzustellen», wolle man nun genauer informieren.

Schweiz, Kanada, England

Konkret besitzt die Nationalbank 1040 Tonnen Gold. Davon würden gut 70 Prozent in der Schweiz gelagert. Die restlichen 30 Prozent sind auf zwei Länder verteilt: Rund 20 Prozent der Goldreserven werden bei der Zentralbank von England gelagert und rund 10 Prozent bei der Zentralbank von Kanada.

Die Nationalbank habe seit über zehn Jahren Gold ausschliesslich in diesen Ländern gelagert, so Jordan.

Nichts da mit Fort Knox

Die Kriterien bei der Wahl: eine angemessene regionale Diversifikation und ein guter Marktzugang. Zudem müsse ein Standortland eine hohe politische und wirtschaftliche Stabilität aufweisen und den Immunitätsschutz der Anlagen von Zentralbanken garantieren.

Die Frage wurde auch öfters zum Politikum, regelmässig fordern Politiker präzise Angaben – zuletzt etwa, als die Bundesbank letzten November bekanntgab, einen Teil ihres Goldes aus Fort Knox zurückholen zu wollen (mehr dazu hier). Dies nährte die Befürchtung, erhebliche Mengen Schweizer Goldes könnten ebenfalls in den USA gelagert sein; in einem Staat also, mit dem es regelmässig finanzpolitische Querelen gibt. 

Das Gold und das Glas Wein

Die Nationalbank verweigerte bislang alle Angaben mit dem Verweis aus Sicherheitsgründen. Berühmt wurde die Antwort, die der damalige Finanzminister und spätere UBS-Präsident Kaspar Villiger auf eine parlamentarische Anfrage 2003 gab: «Wo diese Goldbarren nun genau liegen, kann ich Ihnen leider nicht sagen, weil ich es auch nicht weiss, es nicht wissen muss und es nicht wissen will. Denn sobald ich es weiss und mit einem ein Glas Wein trinke, könnte es mir ja 'herausplatzen'.»

Die Nationalbank überprüft die geographische Verteilung ihrer Goldreser- ven periodisch und passt diese bei Bedarf an. Die Vermeidung von öffentlichen Diskussionen bei Verschiebungen von Gold war neben Sicherheitsüberlegungen einer der Gründe, weshalb die Lagerstandorte unter Zentralbanken bisher vertraulich behandelt wurden.

Ein weiterer Grund für die Geheimnistuerei: Die Nationalbank überprüft die geographische Verteilung ihrer Goldreserven periodisch, es kann zu Anpassungen kommen. Und um zu vermeiden, dass es bei Verschiebungen jeweils zu öffentlichen Diskussionen kommt, behandelten die Zentralbanken ihre Lagerstandorte bisher vertraulich.