Die von den Zentralbanken bereitgestellte Liquidität ist längst ausreichend, um Inflation zu erzeugen. Ein Grund zur Sorge, fragt AXA-Finanzexpertin Christina Böck.

Christina_Bock_75_3Christina Böck ist ‹Head Multi Asset Client Solutions Switzerland› bei Axa Investment Managers. Ihre Kolumne für finews.ch erscheint monatlich.

Über wenige Themen sind sich die Investoren so uneins wie über die Inflation. Entweder sieht man die Teuerung in den nächsten Jahren gleich extrem steigen bis hin zur Hyperinflation – oder man vermutet keinerlei Inflationsrisiko und fürchtet eher noch ein Deflationsszenario wie in Japan.

Die Verfechter der letzten These zitieren oft die noch nicht wieder funktionierenden Finanzkanäle. Inflations-Phobiker verweisen hingegen auf die extrem niedrigen Zinssätze und die zur Zeit sehr lockere Geldmarktpolitik vieler Zentralbanken.

Höher als die Nominalzinsen

Tatsächlich ist die Inflation heute ungefähr auf dem von den Zentralbanken anvisierten Niveau. Sie liegt damit höher als die Nominalzinsen in den meisten Ländern.

Aber soll man nun einen baldigen massiven Anstieg der Inflation Jahren befürchten? Die These, die es zu prüfen gilt, ist folgende: Die von den Zentralbanken bereitgestellte Liquidität ist an sich ausreichend, um Inflation zu erzeugen.

Einfluss stark zurückgegangen

In den letzten fünzig Jahren ist allerdings der Einfluss der Geldmengen auf die Inflation stark zurückgegangen. Ausserdem stellt man nur eine sehr geringe Korrelation zwischen der Inflation und der Liquidität fest, die über das Wachstum eines Landes hinausgeht.

Nur wenn diese Liquidität von Engpässen in der Realwirtschaft begleitet wird, kommt es zu Inflation. Laut neusten Erhebungen werden wir mindestens bis in das Jahr 2015 eher mit Überkapazitäten zu leben haben.

Sehr aggressive Geldpolitik

Momentan gibt es aber auch ein paar Sonderfaktoren zu beachten: Die von der US-Notenbank (Federal Reserve) geschaffene Liquidität zirkuliert weltweit, da der Dollar die Referenzwährung ist – also auch dort, wo die Produktionskapazitäten schon gut ausgelastet sind. Und werden wir auch in Japan mit der neuen, sehr aggressiven Geldpolitik ein ähnliches Phänomen erleben?

Es erscheint vernünftig, sich gegen den Fall zu versichern, dass die Zentralbanken die Liquidität nicht schnell genug wieder aus dem System nehmen können; dann nämlich wenn die Wirtschaft eines Tages wieder richtig anziehen wird. Dies umso mehr, als dass eine Versicherung an sich nichts kostet – und viele Investoren Verpflichtungen haben, die auf die eine oder andere Art an die Inflation gebunden sind.

Auch für Schweizer Investoren

Die logische Wahl sind in diesem Zusammenhang inflationsindizierte Anleihen. Laut der Europäischen Zentralbank (EZB) sind 70 Prozent der Inflation in den Industrieländern von weltweiten Faktoren bestimmt und nicht von lokalen, so dass sich auch ein Schweizer Investor mit den inflationsindizierten Anleihen anderer Länder schützen kann.

Es muss möglicherweise seltsam anmuten, Anleihen mit negativen Realzinsen zu kaufen. Doch man muss sich bewusst sein, dass auch auf klassischen Anleihen die Realzinsen negativ sind: Extrem niedrige Nominalzinsen abzüglich höherer Inflationsraten ergeben ebenfalls negative Realzinsen – nur besser versteckt.

Oft am kurzen Ende

Unter den Emittenten figurieren zuerst Grossbritannien, dann die USA, Frankreich, Deutschland und Italien, neuerdings auch Schwellenländer wie Brasilien, Chile, Südkorea und Polen. Viele unter ihnen emittieren gezielt für ihre heimischen Pensionskassen. Daher sind die Laufzeiten eher lang.

Das beste Rendite-Risiko-Verhältnis findet man oft am kurzen Ende – bis zu zehn Jahren. Achtung, das «Selbermachen» ist hier extrem schwierig: Neben der Solvenz-Analyse ist die Berechnung der Inflationsindizierung nicht unkompliziert.

Teure Fehler vermeiden

Auch Aspekte wie die Steuerbehandlung, Kapitalkontrollregeln, die Liquidität der Sekundärmärkte oder die Auswahl der Währungen sind potenzielle Fehlerquellen, zu deren optimaler Verwaltung es einen hohen Kenntnisstand und Erfahrung braucht. Nur so kann man Fehler vermeiden, die teuer sein könnten.


Bock_Christina_qChristina Böck bildete sich an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster zur Diplom-Kauffrau aus, bevor sie einen Master in Management (Finance) an der H.E.C. in Paris erlangte.

Nach verschiedenen Praktika war sie ab 1994 bei der Dresdner RCM Gestion in Paris tätig. Später wechselte sie zur Allianz-Pimco-Gruppe. Zu Axa Investment Managers in Paris stiess sie im April 2001. Seit März 2007 arbeitet Christina Böck in Zürich, heute als ‹Head Multi Asset Client Solutions Switzerland›.

 

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