In der Schweiz ist offenbar ein Teil des Mittelstandes bereit, mehr Aktien zu erwerben. Und bei der Finanzierung der Rente herrscht ein enormer Beratungsbedarf.

Symbol_Pensionierung

Der wohlhabende Schweizer Mittelstand ist eher vorsichtig, eher verunsichert – und er vertraut seinen Banken eher weniger als ähnliche Milieus in anderen europäischen Ländern.

Diese teils verblüffenden Ergebnisse liefert eine Untersuchung von Blackrock. Für den «EMEA Investor Horizons Survey» liess der Vermögensverwaltungs-Riese 11'000 Menschen in sechs europäischen Ländern befragen, darunter auch eine repräsentative Auswahl in der Schweiz. Dabei wertete Blackrock jetzt speziell jene Personen aus, die Einkommen ab 100'000 Euro und mindestens ein ebenso hohes investierbares Vermögen aufweisen – das Affluent-Segment.

Wie investieren diese Menschen? Und wie beurteilen sie ihre finanziellen Aussichten?

• Optimismus/Pessimismus. Laut eigenen Angaben blickt nur 40 Prozent des helvetischen Affluent-Publikums optimistisch in die Zukunft (gefragt wurde nach den Erwartungen für die nächsten 6 Monate). 52 Prozent nenne sich pessimistisch.

Die Sorgen. Ihre Hauptsorge gilt der der Eurokrise und allgemeinen Zustand der Weltwirtschaft. Bemerkenswert aber, welche Sorgen in der Schweiz überdurchschnittlich beschäftigen – also mehr als in den anderen untersuchten Ländern. Es sind dies: Arbeitsplatz-Sicherheit; die Zinswende; die Stabilität der Finanzbranche; die Sicherheit der eigenen Bank.

Wir ahnen also: Die Debatte um Bankgeheimnis und Steuerflucht schlägt sich auch auf die Stimmung im Mittelstand nieder. 

Grossthema Rente. Die Bewahrung des Vermögens ist das wichtigste Ziel der persönlichen Finanzpolitik; rund 9 von 10 Befragten wiesen diesem Aspekt hohe Priorität zu. In der Schweiz überdurchschnittlich wichtig ist die Planung der Pensionierung: Rund drei von vier finden das Thema wichtig.

Sorgenstoff Rente. Dazu passt: In der Schweiz fühlt sich eine überaus grosse Minderheit ungenügend abgesichert für die Zeit nach der Pensionierung. Rund 30 Prozent sehen hier Mängel – nur in Italien ist der Wert höher. Entsprechend ist auch die Zahl der Leute, die zu Fragen der Rentenfinanzierung Beratungs- und Informationsbedarf anmelden, in der Schweiz am höchsten.

Alex Hoctor-Duncan, Leiter des Retailgeschäfts von BlackRock in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika, sagt dazu: «In den vergangenen Jahren hat sich das Problem der Altersvorsorgefinanzierung deutlich verschärft. Inzwischen werfen sichere Anlagen keine Zinsen mehr ab. Mit Tagesgeld oder Staatsanleihen lässt sich schlicht kein Vermögen mehr aufbauen. Noch schlimmer: Der Wert solcher Anlagen nimmt wegen der Inflation stetig ab. Das realisieren viele Menschen noch nicht, aber das muss sich ändern.»

• Die Rentenquellen. Befragt nach den wichtigsten Quellen zur Finanzierung der Rente, werden genannt: Pensionskasse (47 Prozent) AHV (46 Prozent), eigene Ersparnisse (46 Prozent), Sparprodukte (32 Prozent), Lebensversicherungen (28 Prozent), Aktien (23 Prozent), Renditeimmobilien (21 Prozent), Eigenheim (17 Prozent).

Blackrock_Investors_Horizon_Survey

• An der Seitenlinie. Die Frage danach, wie man sein Geld anlegt, bringt ein betuliches Bild an den Tag. In der Schweiz bildet offenbar Barbestände immer noch den grössten Posten, gefolgt von Liegenschaften. Nur knapp ein Drittel des Affluent-Segments besitzt auch Aktien, rund ein Viertel ist in Fonds investiert (s.a. Grafik).

• Mehr Aktien. Allerdings: Es herrscht Unruhe an der Seitenlinie. Fast ein Drittel der Befragten in der Schweiz sagten, sie hätten in den letzten zwölf Monaten ihre Aktienbestände ausgebaut; das ist er höchste Wert, im Durchschnitt der europäischen Länder erreichte die Quote nur 24 Prozent. Bei 52 Prozent in der Schweiz blieb der Anteil unverändert.

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