Wie Baby-Boomer zu einer Idee für einen Fonds wurden: Johan Utterman von Lombard Odier Investment Managers, im Interview mit finews.ch.

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Herr Uttermann, was ist die Idee hinter «Golden Age»?

Der Fonds setzt auf die Entwicklung der alternden Gesellschaft. Er wurde von drei Jahren mit der Idee lanciert, dass ältere Bevölkerungsschichten heute schneller wachsen als jüngere Generationen. Der konkrete Auslöser war, dass die Generation der Baby-Boomer anfing, in Rente zu gehen. Diese Neurentner sind nicht nur zahlreich, sondern auch vergleichsweise vermögender als jüngere Bevölkerungsschichten.

Inwiefern beeinflusst dies Ihre Anlagestrategie?

Jedes Unternehmen, welches die speziellen Bedürfnisse dieser alternden Generation bedienen kann, sollte von dieser demografischen Entwicklung profitieren können. Wir nutzen dieses Thema «Golden Age – die alternde Bevölkerung», um Aktien auszuwählen, die nachhaltiger und schneller wachsen sollten als der breitere Markt.

Unsere netto Performance seit wir den Fonds übernommen haben (Anfang März 2012 bis Ende April 2013) steht bei 24.9 Prozent für die institutionelle Anlageklasse. Dass sind acht Prozent mehr als unser der Benchmark, der MSCI World gehedgt in Dollar, in derselben Zeitspanne.


«Wir sind ein opportunistischer Fonds»


Was soll man sich unter einem Unternehmen vorstellen, das die Ansprüche einer alternden Gesellschaft anspricht?

Wir sind ein opportunistischer Fonds, der in jedes Unternehmen investieren kann, das in unser Thema passt. Wichtige Anlagegebiete sind dabei Gesundheit, Konsumgüter und Finanzinstitute. Im Finanzbereich sind das beispielsweise Wealth Management und Rentenplanungs-Unternehmen. Im Bereich der Konsumgüter fokussieren wir uns auf Unternehmen, die sich auf ältere Generationen spezialisiert haben, wie zum Beispiel Kreuzfahrtunternehmen oder Golfschläger-Hersteller. Der Gesundheitsbereich spannt von Hörhilfen und Brillenherstellern über Hüftimplantathersteller bis zu Pharmaunternehmen.

Je älter die Generation wird, umso stärker nehmen auch deren Gesundheitsprobleme zu. Wird Ihr Fonds demnach mit der Zeit zu einem Tracker des Gesundheitssektors?

Überhaupt nicht. Es geht uns nicht bloss darum, das Älterwerden zu kompensieren und gesund zu bleiben. Vielmehr dreht es sich darum, den Lebensabend zu geniessen und eine sichere Zukunft zu haben. Daher sind auch Konsumgüter und Finanzanbieter so wichtig.


«Ein Viertel der Japaner ist älter als 65»


Dies ist ja kein neues Phänomen. Japan hat schon seit geraumer Zeit mit einer alternden Bevölkerung zu kämpfen.

Wir benutzen das Beispiel Japans als eine Art Think-Tank. Rund ein Viertel deren Bevölkerung ist heute bereits älter als 65. Die Bedürfnisse der älteren Generation wurden dort konkret angegangen, sodass es heute spezialisierte Reiseveranstalter, Fitnessklubs und gar auf ältere Benutzer spezialisierte Hersteller von Karaoke-Anlagen gibt.

Bedeutet dies, dass Sie nur in der westlichen Welt Geld anlegen?

Überhaupt nicht. In den Industriestaaten ist zwar der prozentuale Anteil der älteren Generation höher, in den Emerging Markets hingegen ist die Penetration von gewissen Dienstleistungen viel tiefer, was wiederum ein Wachstumspotenzial darstellt.

In China beispielsweise ist die Verfügbarkeit von Strahlentherapie für Krebskranke bei etwa einem Prozent im Vergleich mit den USA. Wir sind also durchaus global ausgerichtet und sehen uns nach den besten Möglichkeiten um.


«Die Durchschnittskunden sind oftmals schon 70 Jahre alt»


Wie kann man pauschalisierend festhalten, was eine ganze Generation macht, um den Lebensabend zu geniessen?

Viele Unternehmen haben diesen Trend schon festgestellt und richten sich nun auch nach Demografie aus. Wir haben beispielsweise in ein japanisches Unternehmen investiert, das Mitgliedschaften in Hotel Resorts und Golfclubs verkauft. Ihre Durchschnittskunden sind 70 Jahre alt und haben ein Grundvermögen von 100 Millionen Yen. Die Daten sind also vorhanden und so lassen sich auch die Unternehmen finden, die auf das «Golden Age» setzen.

Gibt es auch Unternehmen, von denen man nicht vermuten würde, dass sie auf die ältere Generation fokussieren?

Nehmen Sie Harley Davidson für Motorfahrzeuge. Ducati oder Yamaha wären da nicht so geeignet. Aber Harley Davidson hingegen fertigt Cruiser-Motorräder an, mit denen sich das Unternehmen gezielt an Baby-Boomer richtet


uttermann_johan_klJohan Utterman betreut den Golden Age Fonds bei Lombard Odier Investment Managers seit 2012. Zur Bank stiess der gebürtige Schwede 2008. Bis 2011 diente er dem Unternehmen als Senior Analyst des Healthcare Long/Short Portfolio und als Experte für den Gesundheitsbereich.

Seine Karriere begann er 1995 im Investmentbanking bei Solomon Brothers & Morgan Stanley. Im Jahr 2002 wechselte er als Analyst zu Fidelity. Den Sprung in den Gesundheitsbereich absolvierte Utterman 2005 mit dem Wechsel zu Hunter Global Investors. Vor Lombard Odier arbeitete er noch zwischen 2007 und 2008 bei HBK Investment in New York als Senior Analyst im Gesundheitsbereich.

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