Der US-Asset-Manager Pimco wählt seine Mitarbeiter sehr genau aus. Schweiz-Chef Christian Staub sagt im Interview mit finews.ch, worauf es ihm bei der Talentsuche ankommt.

Herr Staub, die Schweizerische Bankiervereinigung und die Swiss Fund Association wollen unser Land zu einem Asset-Management-Zentrum machen. Was halten Sie davon?

Die Frage ist natürlich, was genau damit gemeint ist. Ich denke, dass dieses Ziel sowohl das institutionelle Asset Management als auch das Private Banking umfasst. Denn das Private Banking ist ja auch Asset Management, halt mit einem eigenen Fokus auf das Privatkundensegment.

Wenn die Schweiz mehr Gelder anzieht, ist dies sicher auch gut für uns. Insbesondere ist es positiv, wenn die Schweiz als «Hub» weiterhin global eine Rolle spielen kann.

Wie präsentiert sich die Asset-Management-Landschaft denn heute?

In den letzten fünf bis zehn Jahren hat sich viel geändert: Unabhängige Asset Manager sind rasant gewachsen. Früher waren die dominierenden Asset Manager innerhalb von Universalbanken zu finden.

Und heute?

In der Schweiz sehen wir immer mehr unabhängige Unternehmen, zu denen ich auch Pimco zähle. Wenn man etwas tiefer geht und die Privatbanken fragt, wieso dies so ist, dann stellt man fest, dass die reine Performance ein immer wichtigerer Erfolgsfaktor bei der Auswahl von Anlageprodukten wird.

«Es gibt zwei Faktoren für Outperformance»

Das heisst nicht, dass Universalbanken per se schwächer sind im Asset Management, aber mit dem Trend weg vom stark distributionsverknüpften Asset-Management-Ansatz, bei dem das Produkt an sich weniger wichtig war, haben sich für gute, unabhängige Asset Manager neue Chancen eröffnet.

Welche Veränderungen bringt dieser Paradigmenwechsel mit sich?

Er hat zu einer Differenzierung geführt zwischen jenen Marktteilnehmern, die Performance liefern und jenen, die keine bringen. Jene, die Performance bringen, haben meist folgende zwei Dinge geschafft: Sie verfügen über stabile Prozesse und loyales Personal. Das sind die zwei grossen Faktoren, die den Unterschied ausmachen, ob man langfristig eine Outperformance liefern kann oder nicht.

«Das ist ein unternehmerischer Prozess»

Besitzen die Asset Manager in der Schweiz denn überhaupt die kritische Grösse, um im internationalen Umfeld zu bestehen?

Die Schweiz hat global tätige und führende Finanzinstitutionen hervorgebracht und befindet sich somit in einer privilegierten Ausgangsposition. Dass eine Entwicklung zu einem weltweiten Asset-Management-Hub geschieht, ist allerdings ein unternehmerischer Prozess, den man mit einem Gesamtkonzept erleichtern, aber sicher nicht erzwingen kann.

Das Asset Management ist auch ein Skalengeschäft geworden, bei dem die kritische Grösse zählt. Richtig?

Zudem hat eine Institutionalisierung bei der Mandatsvergabe stattgefunden. Grosse Investoren vergeben solche offen und transparent in Ausschreibungen mit aufwendigen Prozessen. Ein solches Mandat an Land zu ziehen, ist ohne internen institutionellen Apparat gar nicht erst möglich.

Was zeichnet Pimco im Gegensatz zur Konkurrenz aus?

Der Investmentprozess und die Spezialisten machen einen Asset Manager aus, wie ich vorhin erwähnte. Den Investment-Prozess würde ich als Kern von Pimco bezeichnen. Unser langfristig angelegter, makroökonomisch orientierter Prozess hilft uns, die Tagesvolatilitäten und Stimmungsschwankungen, welche täglich an den Märkten dominieren, von den wirklich grossen Trends zu trennen.

«Wir bieten auch grosse Chancen»

Unser makroorientierter Investmentprozess ist sehr umfangreich und führt dazu, dass wir eine sehr transparente Aussage darüber machen können, wohin sich die Welt entwickeln wird. Das zweite sind die Leute, die diesen Anlageprozess mit hoher Kompetenz umsetzen.

Wo finden Sie diese Leute?

Wir sind sicher ein anspruchsvoller Arbeitgeber, der sehr spezifische Anforderungen hat, aber auch grosse Chancen bietet. Das hat einerseits mit unserem Modell zu tun, aber auch mit dem Investment-Ansatz, der bei sehr traditionell denkenden Akteuren nicht immer richtig verstanden wird.

«Es geht nicht um einen Mangel»

Aber, um Ihre Frage klar zu beantworten: In der Schweiz gibt es grosse Talente im Asset Management.

Und wie sieht deren Profil aus?

Wir suchen Leute, die den Schweizer Markt sehr gut verstehen und nach Möglichkeit auch einen Schweizer Hintergrund haben. Aber darüber hinaus auch Auslandserfahrung mitbringen, beispielsweise im Ausland ein MBA gemacht oder bei einem ausländischen Asset Manager gearbeitet haben.

Woran mangelt es denn einer Person, die sich rein schweizerisch ausgebildet hat?

Es geht nicht um einen Mangel, sondern teils um eine Frage der Firmenkultur oder -philosophie. Ein Beispiel: Bei uns sind die Mitarbeiter auf allen Ebenen aufgefordert, sich aktiv in Diskussionen einzubringen. Wir sprechen von einem «Unternehmergeist», den wir von unseren Mitarbeitern erwarten, im Gegensatz zu einer klassischen, eher hierarchischem Struktur.

«Wir sind natürlich ein globales Haus»

Daneben sind wir natürlich ein globales Haus, in dem Mitarbeiter mit unterschiedlichstem Background zusammen an einem Ziel arbeiten. Ein weiterer Unterschied liegt in der Investmentphilosophie, also der Art, wie wir Portfolio-Ideen umsetzen.

Nämlich?

Traditionell wird beispielsweise in einem Obligationenportfolio ein Index genommen und dieser Index nachgebaut. Dann wird in einer aktiven Lösung versucht, diesen Index zu übertreffen, indem von gewissen Positionen etwas mehr und von anderen etwas weniger gekauft wird.

Und wie gehen Sie vor?

Wir nehmen einen Index und analysieren diesen nach Risikofaktoren – beispielsweise Sensitivität gegenüber Zinsveränderungen, Risikoaufschlagsveränderungen undsoweiter. Welche Positionen in dem Index drin sind, ist uns vorerst egal. Der Index wird uns ja vom Kunden als Parameter vorgegeben.

«Am Ende sieht das Portfolio ganz anders aus»

Wir haben also ein Sammelsurium an Risikofaktoren und bauen ein Portfolio, im Beispiel hier mit Obligationen, welche diesen Risikofaktoren entsprechen und wir die einzelnen Risikofaktoren an den Meinungen, die wir zum Markt haben, adjustieren.

Das Portfolio sieht am Ende oftmals ganz anders aus als der Index mit sehr unterschiedlichen Positionen und Instrumenten. Jedoch ist das Risikoprofil sehr nah am Index. Wenn man in einem internationalen Investmentumfeld gearbeitet hat, hilft es tatsächlich, diese Unterschiede zu überwinden.


Staub Christian pimco kl

Christian Staub ist Executive Vice President und Leiter von Pimco Schweiz. Er stiess 2005 zum Unternehmen und war zuvor für das Schweizer Geschäft von Allianz Global Investors verantwortlich. Weiter arbeitete er früher während fünf Jahren für die UBS im Aktien-Research in Zürich, Singapur und Hongkong. Staub verfügt über 14 Jahre Investment-Erfahrung. Er besitzt einen MBA der Harvard Business School.

 

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.57%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    19.22%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.56%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.4%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.25%
pixel