Um ein Renminbi-Hub zu werden, muss die Schweiz nun die ausgestreckte Hand Chinas ergreifen, schreibt Heinrich Siegmann von der Bankiervereinigung.

Heinrich Siegmann ist Leiter Asian Affairs bei der Schweizerischen Bankiervereinigung

Sinngemäss soll Napoleon von China gesagt haben: «Wenn einst der Gelbe Riese erwacht, wird die Welt in ihren Grundfesten erschüttert.»

Wir wissen heute, dass China seit gut dreissig Jahren am Erwachen und inzwischen sehr munter ist.

Gerade in diesen Tagen erleben wir auch, wie Nachrichten aus China – seien sie zur Geldpolitik oder seien es neue Wirtschaftsdaten – die Märkte zum Zittern bringen.

Einige Eckdaten sind bekannt: zweitgrösste Wirtschaftsmacht, grösste Exportnation, weltweit die grössten Banken, weltweit grösste Fremdwährungsreserven… sowie eine Währung, die zunehmend internationaler wird. Und von der viele erwarten, dass sie in nicht zu ferner Zukunft zu einer globalen Reservewährung wird.

Wertschätzung der Schweiz durch China ...

Auch aus Schweizer Sicht geniesst China derzeit besondere Aufmerksamkeit: Der Besuch des chinesischen Premierminister Li Keqiang Ende Mai in der Schweiz unterstrich die Wertschätzung, welche die Schweiz in China geniesst. Auf seiner ersten Europareise nach Amtsantritt besuchte er nur die Schweiz und Deutschland. Und gerade hat China ein Freihandelsabkommen mit der Schweiz und damit mit dem ersten Land auf dem europäischen Kontinent unterschrieben.

... plus eine kritische Masse an Renminbi-Angebot und –Nachfrage bei Schweizer Banken ...

Das Abkommen sollte das China-Geschäft für Schweizer Unternehmen und Banken weiter fördern. Banken in der Schweiz bieten bereits heute zahlreiche China-bezogene und/oder auf die chinesische Währung, den Renminbi, lautende Produkte und Dienstleistungen an.

Dazu gehören unter anderem RMB-Konten, RMB-Zahlungen, Handels- und Exportfinanzierung, Währungsabsicherungprodukte, strukturierte Produkte und Fonds. Auf RMB-lautende Bonds werden auch an der Schweizer Börse gehandelt.

... plus eine beschleunigte Internationalisierung des Renminbi ...

In den letzten Monaten hat sich die Internationalisierung des Renminbi beschleunigt. Die neue chinesische Führung hat sie als wichtiges Ziel der chinesischen Wirtschafts- und Währungspolitik unterstrichen. Neben Hongkong bieten seit einigen Monaten auch Taiwan und Singapur die Möglichkeit, Zahlungen in Renminbi über eine Bank vor Ort abzuwickeln.

Australien hat mit China vereinbart, den bilateralen Handel direkt entweder in Renminbi oder dem Australischen Dollar zu fakturieren. Vor wenigen Tagen haben die Bank of England und die chinesische Notenbank ein Währungsswap-Abkommen beschlossen.

... erfordern ein entschiedenes Zugehen auf China in Währungsfragen

China hat Interesse an einer engeren Zusammenarbeit in Finanz- und Währungsfragen mit der  Nationalbank und Schweizer Geschäftsbanken. Es liegt primär an der Schweiz, die Chance zu ergreifen.

Ein Währungsswap-Abkommen mit China und anschliessend die Abwicklung von Renminbi-Zahlungen über eine Bank in der Schweiz würden die Schweiz als Zentrum für RMB-Geschäfte auch nach aussen deutlich sichtbar etablieren.

Paris, Frankfurt und Luxemburg sitzen in den Startlöchern. London beschleunigt schon.