Informierte und sachliche Debatten wären bei komplexen Bankenthemen äusserst hilfreich. Jugendlichen gelingt das, sagt Sindy Schmiegel von der Bankiervereinigung.

Sindy Schmiegel ist Leiterin Kommunikation UK bei der Schweizerischen Bankiervereinigung

Derzeit läuft in Zürich die 73. International Session des «European Youth Parliament». Rund 300 junge Menschen aus 36 Ländern debattieren über Europas grösste Baustellen.

Dass in Zürich und beim diesjährigen Session-Thema «Global Europe – Working towards Sustainable Economies» die Banken nicht fehlen können, liegt auf der Hand.

Generation Facebook

Die Bankiervereinigung war eingeladen, drei Diskussionsrunden unter dem Motto «Swiss banking in the age of tax transparency» zu gestalten. Oder soll ich sagen, durchzustehen?

Denn ich erwartete kein Verständnis für Bankenanliegen, wenig Interesse an komplexen und abstrakten Finanzplatzthemen, viele Vorurteile und von der Generation Facebook, dass Transparenz oberstes Gebot und Privatsphäre ziemlich gestrig ist.

Ich wurde überrascht

Die sachliche Arbeitsatmosphäre, die gute Vorbereitung und die von Respekt und Wertschätzung geprägten durchaus kontroversen Debatten waren schon erstaunlich.

Vollends überzeugt aber haben mich die Delegierten mit überlegten und differenzierten Beiträgen zu Fragen wie der grundsätzlichen Haltung junger Menschen zum Schutz der Privatsphäre oder der Rolle der Banken in der Sicherstellung der Steuerkonformität.

Informationsaustausch mit Grenzen

Ich habe erfahren, dass die Diskussionsteilnehmer von Banken erwarten, ihre Verantwortung wahrzunehmen – etwa, so hiess es, indem strikt darauf geachtet wird, dass keine unversteuerten Gelder angenommen werden. Welche Bedeutung die finanzielle Privatsphäre hat, darüber herrschte Uneinigkeit.

Während einige dem Austausch von Kontoinformationen zustimmen würden, wenn dadurch das Gemeinwohl gefördert würde, finden andere, dass dem Staat Grenzen in seinem Hunger nach Daten gesetzt werden müssten. Die Einschätzung, dass künftig mehr Informationen ausgetauscht werden, traf auf breite Zustimmung.

Konsens herrschte aber auch darüber, dass Informationen nur einem berechtigten Empfängerkreis und zu genau definierten Zwecken zukommen dürften.

Nachhilfe in Diskussionskultur

Ihre oft kritische Haltung gegenüber den Banken brachten die Delegierten gut begründet zum Ausdruck. Es gibt für die Banken wohl noch einige Hausaufgaben zu erledigen, bis diese Skepsis ausgeräumt ist.

Manchem Politiker und dem einen oder anderen Medienvertreter nicht nur aus der Schweiz möchte ich eine Teilnahme am EYP ans Herz legen, um zu erleben, wie Debatten auch ausgetragen werden können.