Staatliche Eingriffe in die Produktepalette der Banken sind volkswirtschaftlich schädlich, findet Martin Hess von der Schweizerischen Bankiervereinigung.

Martin Hess 119x168 neuMartin Hess ist Leiter Wirtschaftspolitik bei der Schweizerischen Bankiervereinigung

«Das Hauptziel einer privatwirtschaftlich organisierten Bank ist die Erbringung von Dienstleistungen im Interesse der Volkswirtschaft.»

Sie sind mit dieser Aussage einverstanden? Wenn ja, bin ich zwar nicht überrascht, da viele andere auch so denken. Gerade diese Tatsache beunruhigt mich aber umso mehr.

Nicht staatlich beauftragt

Dienstleistungen im Interesse der Volkswirtschaft werden von staatlich beauftragten Versorgungsunternehmen erbracht. Beispielsweise Strom. Eine Bank hingegen bietet Kunden ihre Finanzprodukte an, wie eine Firma, die Rolltreppen herstellt. Der Kundennutzen entscheidet schliesslich, ob die Unternehmung erfolgreich ist, Personal einstellt und so volkswirtschaftlichen Mehrwert schaffen kann.

Dies sind je länger, desto weniger banale Aussagen. Im Zentrum der internationalen Diskussionen um die Zukunft des Bankensektors steht die volkswirtschaftliche Werthaltigkeit immer häufiger. Im Prinizip zurecht, zumindest solange wie fundamentale Prinzipien der privatwirtschaftlichen Marktordnung nicht einfach über Bord geworfen werden.

Viele Entscheidungsträger nehmen jedoch für sich in Anspruch zwischen «guten» und «schlechten» Bankgeschäften unterscheiden zu können und wollen im Interesse der Volkswirtschaft entsprechende Anordnungen an Banken senden lassen.

Gute Produkte, schlechte Produkte

Nicht mehr der Markt soll also entscheiden, wem was zu welchem Preis geliefert werden soll, sondern Politiker. In Europa sollen Bankkonten billiger werden und Wertschriftenkäufe teurer. Vermögensverwaltung soll billiger werden, zumindest für Schweizer Vorsorgeeinrichtungen.

Fremdwährungs-Transaktionen werden in Frankreich bereits heute durch eine Steuer verteuert. Preis, Menge und Kundschaft werden aber nicht nur indirekt durch Abgaben und Transparenzauflagen gesteuert.

Zur Konto-Eröffnung verpflichtet

EU-Banken sollen zu gewissen Banktätigkeiten sogar explizit verpflichtet werden. So sei beispielsweise jeder Person unabhängig von deren finanziellen Situation ein Konto zu eröffnen.

Demgegenüber sollen andere Tätigkeiten wie der Wertpapierhandel von Banken auf eigene Rechnung oder Investitionen von institutionellen Anlegern in Soft Commodities verboten werden.

Volkswirtschaftlicher Schaden

Es ist hier nicht der Ort, Sinn und Unsinn einzelner Vorschläge durchzudeklinieren. Vielmehr geht es darum, die Tendenz anzuprangern, dass immer öfter in Amtsstuben über Gut und Böse entschieden wird, und nicht auf dem Marktplatz.

Stellen Sie sich vor, der Staat würde die Hersteller von Rolltreppen verpflichten, allen Warenhäusern gewisse Produkte zu einem festgelegten Preis anzubieten. Ich wage die Prophezeiung, dass übermässige staatliche Eingriffe zur Herbeiführung von Dienstleistungen im Interesse der Volkswirtschaft wohl das Gegenteil der ursprünglichen Absicht zur Folge haben.

A propos: Wie war Ihre Antwort auf meine Eingangsfrage?