Banken, die ein breites Spektrum an Finanzdienstleistungen anbieten, sind für Unternehmen unabdingbar, meint Raphael Vannoni von der Bankiervereinigung.

Raphael Vannoni 119x178Raphael Vannoni ist Leiter Econonic Analysis bei der Schweizerischen Bankiervereinigung

Stellen Sie sich vor, Sie könnten Toilettenpapier nicht mehr im selben Geschäft kaufen wie Fleischwaren oder Käse – und Grossverteiler wie Coop oder Migros gäbe es nicht mehr.

Unvorstellbar für Sie?

In eine ähnliche Richtung gehen Vorstösse, die eine Trennung des «bösen» Investmentbanking vom«guten» Kreditgeschäft fordern. Entsprechend könnten Unternehmen nicht mehr alle Bankdienstleistungen aus einer Hand – eben von einem «Grossverteiler» – beziehen.

Wo Schweizer Unternehmen in einem internationalen Wettbewerb stehen, sind sie auf Produkte und Know-how von Banken angewiesen. Das System der Universalbanken weist dabei drei wesentliche Vorteile auf:

1. Grosse Bandbreite an Finanzprodukten: Das Universalbankensystem bietet Unternehmen der Realwirtschaft eine effiziente und auf die Bedürfnisse zugeschnittene breite Palette an Finanzprodukten an.

2. Geringere Kosten: Durch Verbundvorteile können Universalbanken ihre Produkte zu einem günstigeren Preis anbieten, wovon schlussendlich Unternehmen aus der Realwirtschaft profitieren.

3. Erhöhte Finanzstabilität: Der Schweizer Bankensektor ist mit seinen 297 Banken äusserst heterogen, was seine Stabilität erhöht. Zur Stabilität tragen zudem auch die Universalbanken bei, die ihrerseits breit diversifiziert sind. Die Wahrscheinlichkeit, dass der gesamte Bankensektor in eine Krise schlittert, ist folglich gering.

Macht es nun Sinn, das Investmentbanking vom Einlagengeschäft zu trennen? Nein. Investmentbanking ist nicht – wie viele meinen – nur der Eigenhandel der Banken, sondern zu diesem Geschäft gehören vielfältige Dienstleistungen, auf die viele Unternehmen angewiesen sind. Vom Börsengang und syndizierten Krediten bis hin zu Übernahmen und Fusionen sind nationale und internationale Unternehmen auf das Know-how der Banken angewiesen.

Kein Geschäftsbereich ist vor Krisen gefeit...

Es geht oftmals vergessen, dass ein wesentlicher Katalysator der vergangenen Finanzkrise der Zusammenbruch von Lehman Brothers darstellt – wohlgemerkt eine reine Investmentbank. Wenn wir einige Jahre weiter zurückblicken, stellen wir fest, dass die Immobilienkrise insbesondere bei einigen Regionalbanken in der Schweiz tiefe Wunden hinterlassen hat. Es ist folglich kein Geschäftsbereich vor Krisen gefeit.

... und Diversifikation ist sinnvoll

Klar ist auch, dass eine Diversifikation von Geschäftsfeldern, wie sie der Schweizer Bankensektor aufweist, eine höhere Stabilität mit sich bringt. Im Sinne einer Diversifikation ist eine heterogene Bankenlandschaft sinnvoll – von Universalbanken bis hin zu kleinen Boutiquen für die Vermögensverwaltung.

Die Entscheidung, wo sie einkaufen möchten, liegt schlussendlich bei den Kunden. Ob beim lokalen Bäcker oder bei einem Grossverteiler.